Zwar hat die US-Wirtschaft in der zweiten Corona-Welle ihr Wachstumstempo deutlich verringert. Im vierten Quartal sprang lediglich ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von aufs Jahr hochgerechnet 4,0 Prozent heraus. Von Reuters befragte Experten hatten allerdings für die Monate Oktober bis Dezember mit dieser Zahl gerechnet. "Damit kamen die Vereinigten Staaten trotz des chaotischen Corona-Managements der Trump-Administration in wirtschaftlicher Hinsicht bislang besser durch die Pandemie als beispielsweise Deutschland, das Vereinigte Königreich oder Japan", fasste LBBW-Analyst Dirk Chlench zusammen.
Börsianer beobachteten auch aufmerksam den Streit zwischen der EU und dem Pharmakonzern Astrazeneca um verzögerte Impfstoff-Lieferungen. Vor dem Hintergrund von Produktionsschwierigkeiten auch bei anderen Firmen rechnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn noch für mindestens zehn Wochen mit Engpässen. Astrazeneca-Aktien fielen in London um rund zwei Prozent.
GAMESTOP & CO BEHERRSCHEN WEITER DIE SCHLAGZEILEN
Für Gesprächsstoff sorgten weiterhin die jüngsten Kurskapriolen beim Videospiele-Händler Gamestop und anderen Werten. Hedgefonds, die sich dort verspekuliert hätten, müssten sich nun von anderen Investments trennen, um diese Verluste auszugleichen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. In den vergangenen Tagen hatten Kleinanleger mit konzertierten Käufen Hedgefonds gezwungen, ihre Wetten auf fallende Kurse bestimmter Unternehmen aufzulösen und ihnen schwere Verluste eingebrockt. Einer von ihnen, Melvin Capital, konnte nur mit einer Milliarden-Spritze vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Gamestop-Titel setzten ihre Rekordjagd dagegen fort und stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um fünf Prozent, nachdem sie am Mittwoch einen Rekord-Tagesgewinn von 135 Prozent verbucht hatten.
BMW NACH ZAHLEN SCHWÄCHER
Auf eine Erholung setzten Investoren im Luftfahrt-Sektor. Die Aktien von Lufthansa und IAG kletterten jeweils um rund acht Prozent. Angesichts des drastischen Geschäftseinbruchs bei Airlines und Flughäfen in der Corona-Krise fordert die Luftfahrtbranche ein Ende der Reisebeschränkungen ab Ostern.
In einem schwächeren Autosektor stachen BMW mit einem Minus von 2,3 Prozent hervor. Der Münchner Autobauer konnte trotz eines überraschend hohen Mittelzuflusses nicht punkten. BMW habe wohl von Einmal-Effekten profitiert, erläuterte ein Börsianer. Außerdem sei der Vorsteuergewinn lediglich im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Im Vergleich mit den starken Zahlen von Volkswagen reiche das nicht für Kursgewinne.
Aktien des Spirituosenkonzerns Diageo waren hingegen nach einem überraschenden Umsatzplus im ersten Halbjahr bei den Anlegern gefragt und legten in London rund drei Prozent zu. Vor allem in den USA stieg der Absatz von Hochprozentigem wie Tequila stärker an als erwartet, obwohl die Schließung von Pubs und Restaurants der Branche zu schaffen macht.
rtr