Chart 1 - DAX im Stunden-Chart
Die vorbörslichen Ausverkäufe bis unter die 10.750er-Marke brachten sofort Schnäppchenjäger auf den Plan, so dass der Markt voraussichtlich über den Juni-Zwischentiefs um 10.800 eröffnen wird. Bleibt die Nachfrage hier hoch, ist ein weiterer Absturz bis 10.600 nicht zu befürchten, dort verläuft die Untergrenze des Abwärtstrendkanals, in dem sich der DAX schon seit April bewegt. Und selbst wenn es dazu kommt, dürften damit die gröbsten Auswirkungen des Grexit zumindest kurzfristig in die Kurse eingepreist sein.
An der Börse gilt nicht umsonst das Sprichwort, Gerüchte zu kaufen und Fakten zu verkaufen - die Gerüchte haben bereits in den vergangenen Monaten zu fallenden Notierungen geführt, jetzt werden hoffentlich endlich Fakten gemacht. Und auch eine weitere Weisheit, nämlich dass politische Börsen kurze Beine haben, dürfte sich bald bewahrheiten. Fakt ist: Griechenland ist ökonomisch bedeutungslos und wird auf die Gewinne der DAX-Titel und mittelfristig auch auf die Stabilität des Euro keinen Einfluss haben. Für die Einheitswährung ist die aktuelle Entwicklung sogar als positiv zu werten, da ein hartes Vorgehen das Vertrauen in den Euro auf Dauer stärken wird.
Daher ist nach einem möglicherweise noch kommenden finalen Ausverkauf eine Bodenbildung zu erwarten, nach der die Kurse dann wieder die ersten Widerstände in Angriff nehmen können. Diese liegen im kurzfristigen Chart auf Fünf-Minuten-Basis (siehe Seite 4) bei 10.900/10.965 Punkten und bei 11.130 sowie 11.288 Zählern. Anschließend ist der Weg nach oben frei bis an die Nordgrenze des Abwärtstrendkanals bei 11.500 Punkten. Hier wird dann über das mittelfristige Schicksal des DAX entschieden - finden sich auch darüber hinaus noch Käufer, kann ein Trendwechsel von abwärts zurück zu seitwärts (und vielleicht bald auch aufwärts) diagnostiziert werden. Die Chancen dafür stehen leicht über 50 Prozent.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.
Chart 4 - Fünf-Minuten-Intradaychart
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Unterstützungen und Widerstände
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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