Chart 1 - DAX im Stunden-Chart
Die nächsten Orientierungsziele für den DAX liegen alle auf der Südseite: Wahrscheinlich ist nun ein Test der Juni-Tiefs bei 10.800/10.865, und ob hier die Endstation des Abwärtstrends liegt wird, muss aus heutiger Sicht bezweifelt werden. Zwar kann - ausgelöst durch neue Nachrichten aus Griechenland - jederzeit eine Erleichterungsrally an den Börsen einsetzen, die schnell zu einem Gewinn von mehreren 100 Punkten in wenigen Stunden führen kann. Dies macht eine zuverlässige Trendvoraussage bereits seit Wochen weitaus schwieriger als sonst; ein Zustand der vermutlich noch eine Weile in dieser Form andauern wird. Solange sich an dieser Front keine entscheidenden Neuentwicklungen ergeben, ist aus charttechnischer Sicht davon auszugehen dass sich der bereits seit April laufende Bewegungsimpuls fortsetzt.
Behält der Markt das Tempo der vergangenen zweieinhalb Monate bei, ist sogar Luft bis 10.655 Punkte, dort verläuft momentan die Untergrenze des Abwärtstrendkanals. Bessern würde sich diese Prognose leicht, wenn der Index auch oberhalb von 11.250/11.290 Zähler noch gekauft wird. Dort kam er gestern nicht weiter, was an der bereits vorhandenen horizontalen Widerstandszone liegen dürfte - hier sind im Chart auf Intradaybasis bereits ein paar Wendepunkte auszumachen. Auch der Monatsdurchschnittspreis des Index liegt hier, er gilt wie immer bei Erholungsversuchen als Kursbremse. Schafft der DAX den Sprung über diese Hürden, wäre Platz bis 11.565 Zähler an die Obergrenze des Abwärtstrendkanals. Darüber hinaus gehende Kurssteigerungen sind vorerst beim besten Willen noch nicht abzusehen.
Anleger sollten den Fokus eher auf die Unterseite legen, hier ist auch aus einer übergeordneten Perspektive des Tagescharts nur auf die 200-Tage-Linie bei rund 10.575 Punkten zu hoffen, wenn es zu einer baldigen Stabilisierung kommen soll. Andernfalls liegen erst bei 9900/10.100 Zählern viele Wendepunkte, an denen sich Investoren beim nächsten Kontakt der Kurse mit dieser Preiszone wieder orientieren könnten. Verstärkt wird diese Unterstützung durch eine knapp darunter liegende Umsatzhäufung im Preis-Volumen-Profil, das am rechten Rand des Charts als Gebirge abgebildet ist. Die höchsten "Gipfel" repräsentieren Kursbereiche, an denen in den vergangenen 12 Monaten der meiste Handel stattgefunden hat. Dort wird der Markt mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Boden bilden können.
Als Fazit lässt sich also festhalten, dass der Abwärtstrend intakt ist und die nächsten Chancen auf eine Stabilisierung noch etwas entfernt sind. Kommen nicht überraschend gute Nachrichten in den Markt, die zu einer extremen Rally führen, müssen sich Anleger auf eine Fortsetzung der aktuellen Negativtendenz einstellen.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.
Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis
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Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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