Die Aktienbörsen in Europa haben am Mittwoch einen Zahn zugelegt. Angeführt von einem kräftigen Kursplus bei Volkswagen stieg der Dax erstmals seit Mitte September wieder über 10.000 Punkte und notierte am Nachmittag mit 10.022 Zählern 1,2 Prozent höher. Der EuroStoxx50 legte 0,9 Prozent zu. Händler führten die Zuwächse vor allem auf gedämpfte Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung in den USA zurück. "Die Märkte preisen mehr und mehr ein, dass die Zinsen weltweit auf einem extrem niedrigen Niveau bleiben", erklärte ein Händler. Auch für die Wall Street signalisierten die US-Futures eine freundliche Eröffnung.

Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag hatten die Spekulationen angeheizt, die US-Notenbank Fed könnte in diesem Jahr auf eine ursprünglich erwartete Zinswende verzichten. Das billige Notenbankgeld gilt als Hauptgrund für die Rally der letzten Jahre.

In Frankfurt standen wieder einmal die VW-Aktien im Fokus: Bis zu elf Prozent auf 107,85 Euro legten die Titel zu. Damit lagen sie noch 35 Prozent niedriger als vor Bekanntwerden des Skandals um die Manipulation von Diesel-Abgaswerten. Anleger werteten aber positiv, dass der neue Konzernchef Matthias Müller einen Zeitplan für den Fahrzeug-Rückruf genannt habe, sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte Müller gesagt, ab Januar sollen die betroffenen Autos in die Werkstätten zurückgerufen werden.

Auch die zuletzt in Sippenhaft genommenen Papiere von Daimler und BMW zogen um 3,7 und 4,6 Prozent an. Gas gaben auch die französischen Autoaktien - allen voran Renault, die 7,9 Prozent zulegten. Das Wirtschaftsblatt "Nikkei" hatte berichtet, Renault und Nissan<7201,T> wollten mit der Änderung ihrer Beteiligungsstruktur den Einfluss des französischen Staates zurückdrängen. Peugeot legten 4,4 Prozent zu.

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Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen die Luftfahrtwerte, denen der anziehende Ölpreis zusetzte. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,1 Prozent und war mit 53,02 Dollar je Barrel (159 Liter) so teuer wie zuletzt Anfang September. Kerosin ist ein großer Kostenfaktor der Fluggesellschaften. Zudem warnte das Research-Haus CAPA-Centre for Aviation, die Branche stehe vor einem Abschwung. Lufthansa verloren 2,6 Prozent. Dabei machten viele Anleger Kasse, denn positive Analystenkommentare hatten die Titel an den letzten fünf Handelstagen um fast 15 Prozent in die Höhe getrieben. Air France verloren 1,6 Prozent, die Titel der British Airways-Mutter IAG sowie der Billig-Flieger EasyJet und Ryanair büßten je rund vier Prozent ein.

Relativ unbeeindruckt zeigten sich die Anleger vom Übernahmepoker um SABMiller. Das Management lehnte ein neues Angebot des weltgrößten Brauers Anheuser Busch-InBev ab. SAB lagen in London 1,1 Prozent im Plus, Anheuser Busch in Brüssel rund zwei Prozent.

Ein verhaltenes Debüt an der Börse feierte Chorus Clean Energy. Der Aktienkurs des Solar- und Windanlagenbetreibers stagnierte auf dem Niveau des Ausgabepreises von 9,75 Euro. Die Titel der Bayer -Kunststofftochter Covestro, die am Vortag mit einem Ausgabekurs von 24 Euro den Sprung auf das Börsenparkett gewagt hatte, gaben 0,4 Prozent auf 26,40 Euro nach.

Reuters