"Besser könnte die Nachrichtenlage kaum sein", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Große Probleme wurden in letzter Sekunde gelöst, und auf dem Weg aus der Corona-Pandemie sind Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Impfstart in Europa ein ganzes Stück vorangekommen."

Den Terminkontrakten auf die US-Indizes zufolge war auch die Wall Street teilweise auf Rekordkurs. Der EuroStoxx50 gewann ein Prozent auf 3580 Zähler. Rohöl war ebenfalls gefragt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein knappes Prozent auf 51,77 Dollar je Barrel (159 Liter).

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump seine Blockade-Haltung gegenüber dem 900 Milliarden Dollar schweren neuen Hilfspaket zur Abfederung der Coronavirus-Folgen aufgegeben und das entsprechende Gesetz unterschrieben. "Wir können nun endlich aufatmen und sagen, dass das Chaos rund um dieses Gesetz vorbei ist", sagte Hussein Sayed, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses FXTM.

BREXIT-DEAL KURZ VOR TORESSCHLUSS


Mit Erleichterung reagierten Investoren außerdem auf den Brexit-Deal zwischen der EU und Großbritannien. Das vereinbarte Freihandelsabkommen werde beiden Seiten gerecht, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Entscheidend ist, dass das Abkommen Raum für zukünftige Regierungen lässt, das Handelsverhältnis zu intensivieren."

Das Pfund Sterling verbilligte sich dennoch um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 1,3489 Dollar beziehungsweise 1,1051 Euro. Anleger befürchteten wegen der neuen Bestimmungen zum Jahreswechsel Rückstaus an den britischen Grenzen und blieben daher auf der Hut, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

Der Schweizer Franken musste ebenfalls Federn lassen. Da ein harter Bruch zwischen Großbritannien und der EU vermieden worden sei, büße der "sichere Hafen" an Attraktivität ein, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Der Euro stieg im Gegenzug um bis zu 0,4 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 1,0892 Franken.

Bitcoin nahm dagegen wenige Tage nach dem Sprung über die Marke von 20.000 Dollar die nächste Schwelle ins Visier. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um bis zu zwölf Prozent auf 27.329 Dollar, nachdem sie am Wochenende ein Rekordhoch von 28.382,45 Dollar markiert hatte. "Befeuert wird die Rally derzeit von Privatinvestoren, welche sich über die Weihnachtsfeiertage mit digitalen Talern eingedeckt haben, da die traditionellen Märkte ihre Börsenpforten geschlossen hatten", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

DELIVERY HERO VOR MILLIARDENÜBERNAHME IN SÜDKOREA


Am deutschen Aktienmarkt griffen Investoren unter anderem bei Delivey Hero zu. Die Titel des Essenslieferanten stiegen um bis zu mehr als elf Prozent auf ein Rekordhoch von 132,10 Euro. Die Firma ist offenbar bereit, die Auflagen der südkoreanischen Wettbewerbsbehörde für die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Woowa zu akzeptieren und sich von der Tochter Yogiyo zu trennen.

Gefragt waren auch die Papiere der Deutschen Post, die 2,5 Prozent zulegten. Firmenchef Frank Appel stellte dank des Booms im Paketgeschäft in den vergangenen Monaten für 2020 einen Rekordgewinn in Aussicht.

Nach dem Start der Coronavirus-Impfungen in Deutschland und anderen europäischen Staaten waren auch Reise- und Touristik-Werte begehrt, die unter den Pandemie-Beschränkungen besonders stark leiden. Die Aktien der Fluggesellschaft Lufthansa, des Reise-Veranstalters TUI und des Flughafen-Betreibers Fraport gewannen bis zu sieben Prozent.

rtr