Liebe Leserinnen und Leser,
hoffentlich genießen Sie die schönen Sommertage und schwitzen nicht zu sehr. In den vergangenen beiden Tagen jedenfalls ließen uns die Börsen Zeit zum Ausruhen und starteten einen überraschenden Erholungsversuch. Wieder einmal erwies sich die Börsenweisheit als richtig, dass politische Börsen kurze Beine haben. Erneut haben Sie erfahren, dass es keinen Sinn macht zu rätseln, warum die Kurse in der vergangenen Woche abtauchten. Und ebenso brotlos ist es heute zu überlegen, warum sie sich plötzliche wieder erholen.
Schlaue Argumente lassen sich natürlich immer finden. Wahrscheinlich gehen die großen Investoren heute davon aus, dass wir trotz der ernsten Lage in der östlichen Ukraine keine wirklich schmerzhaften Handelssanktionen erleben. Oder zumindest, dass die Folgen dieser Krise und die Gewalt im Nahen Osten keine dauerhafte Abkühlung der Konjunktur auslösen werden. Bitte bedenken Sie aber, dass an der Börse nur Wahrscheinlichkeiten gehandelt werden und dass schon morgen wieder alles ganz anders von den Börsianern eingeschätzt werden könnte.
So schrecklich die aktuellen Nachrichten aus den Krisengebieten auch sein mögen habe ich das Gefühl, dass sich an der aktuellen Großwetterlage für uns Investoren in der nahen Zukunft nicht sehr viel ändern wird. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die stabile Konjunktur wegen der politischen Risiken nicht einknickt. Möglicherweise erleben wir gerade eine Verlangsamung der Erholung - ganz einfach wegen des warmen Winters und der entsprechenden Vorzieh-Effekte. Dies ist noch längst kein Grund nervös zu werden und an wieder fallenden Gewinnerwartungen der Unternehmen und daher fallende Aktienkurse zu denken.
Ebenfalls ist noch kein Signal der FED zu erkennen, von der extrem lockeren Geldpolitik Abstand zu nehmen. Daher ist es meiner Meinung nach heute unseriös zu behaupten, die Indizes hätten ihre Hochpunkte schon gesehen. Natürlich geht auch dem stabilsten Aufwärtstrend irgendwann mal die Puste aus - immerhin befinden wir uns in einem reifen Stadium der Hausse- aber bisher gibt es dafür keine belastbaren Anhaltspunkte. Jedenfalls nicht, solange der sehr zyklische DAX, der übrigens auch international als vorzüglicher Konjunkturindikator geschätzt wird, oberhalb seiner wichtigen 200- Tage- Linie handelt.
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DAX unter der Trendgeraden
Heute verläuft die für den mittelfristigen Trend wichtige Durchschnittslinie bei etwa 9.450 Punkten. Interessant und ein Hinweis auf die positive Verfassung des Marktes ist die Tatsache, dass die Käufer bereits ein Stück weit oberhalb dieser Unterstützung zugriffen und es erst gar nicht auf deren Test ankommen ließen. Bereits in der Umgebung von 9.600 Punkten war erneut Kaufinteresse zu beobachten. Trotzdem ist die Angelegenheit aber noch längst nicht entschieden, denn immerhin deutet der P & F Chart einen drohenden Trendbruch an.
Der DAX handelt nämlich wieder unterhalb der negativen Widerstandslinie und hat erneut die wichtige positive Unterstützungsgerade angekratzt. Dies ist ein Zeichen, dass die Verkäufer noch längst nicht aufgegeben haben. Außerdem hat die Serie von tieferen 0-Spalten ein frisches Verkaufssignal mit dem Projektionsziel von 9.400 ausgelöst. Falls dieses erreicht wird, wäre dies noch längst kein Beinbruch. Denn auch in einem Bullenmarkt ereignen sich im DAX etwa drei Konsolidierungen pro Jahr mit Verlusten von 5 bis 10 %. Ein Durchatmen der Kurse in diesem Rahmen wäre also kein Problem für den übergeordneten Aufwärtstrend.
Umgekehrt erhalten die Bullen wieder spürbaren Rückenwind, falls die frische X-Spalte rechts die fallende Widerstandslinie knacken würde. Oberhalb von 9.850 Punkten würde sich auch wieder ein frisches Kaufsignal bilden und das tiefere Projektionsziel von 9.400 wäre fürs Erste abgehakt. Nur etwa 100 Punkte fehlen dem Bullenlager noch für diesen neuerlichen "Satz-Gewinn".
In diesem Fall wäre ich sehr zuverlässig, dass wir früher als heute von den Pessimisten erwartet das bisherige Hoch bei etwa 10.050 Punkten knacken werden.
Ob es so weit kommt hängt aber nicht nur von der Entwicklung der verschiedenen geopolitischen Krisenregionen ab, sondern viel stärker vom Verlauf der derzeitigen Berichtssaison. Und natürlich der Reaktion der Börsianer darauf. Bisher ist es ja ganz gut für die Bullen gelaufen, wie auch das Beispiel und der Chart von Apple zeigen.
Auf Seite 3: Apple nimmt Kurs auf das alte Hoch
Apple nimmt Kurs auf das alte Hoch
Bekanntlich hat Apple erneut gut berichtet und die Kritiker Lügen gestraft. Die Pipeline an neuen Produkten ist ähnlich gut gefüllt wie die Kasse, da Apple seit Jahren einen Cash Flow aufweist, der den meisten Value-Werten gut stehen würde. Da auch die Verkaufszahlen des iPad die Skeptiker beruhigt haben, bleibt die Aktie auf Kurs und wird weiterhin von der runden Marke von 100 $ angezogen.
Sehr gut zeigt der P & F Chart die Bodenbildung von Apple im vergangenen Sommer bei etwa 55 $ und die dann einsetzende positive Trendbeschleunigung. Die Konsolidierung in diesem Frühjahr mit einem Kursverlust von etwa 10 % wurde mit einer sehr dynamischen positiven X-Achse gekontert, die den Kurs im Juni bis auf etwa 92 $ katapultierte. Nun wird es extrem spannend, ob der mehrfache Widerstand auf aktuellem Niveau geknackt wird. Wegen der Dynamik der Nachfrage, zu erkennen an den langen X- und nur kurzen 0-Spalten gehe ich davon aus, dass die Bullen im Vorteil bleiben und wir bald die runde Marke von 100 $ sehen werden. Das meist sehr zögerliche, wenn auch kaum schnörkellos zu erreichende Kursziel der Projektionstechnik deutet übrigens auf die Region von 130 $.
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Der innere Markt sieht die Bullen im Vorteil
Sehr wichtig im Sinne der Philosophie des inneren Marktes für den Verlauf der Apple Aktie ist der folgende Indikator. Hier sehen Sie, dass die großen Investoren wieder Kapital in die Wachstumswerte lenken. Die Anzahl der Wachstumsaktien, die auf einem Kaufsignal handeln, erhöht sich wieder.
Ebenfalls können Sie erkennen, dass die positive X-Achse, die die Relation der Kaufsignale nach P & F darstellt, die fallende Trendgerade geknackt hat. Es fließt also nach wie vor - und sogar in verstärktem Ausmaß - Kapital an die NASDAQ.
Bitte beachten Sie aber umgekehrt, dass wir bereits wieder in der oberen extremen Zone handeln. Dies alleine ist noch längst kein Verkaufssignal, aber es gibt bessere Einstiegsmöglichkeiten im Sinne dieser objektiven und zyklischen Analyse. Ein echter Warnschuss würde sich ergeben, wenn sich eine neue 0- Spalte unterhalb die wichtige Grenze von 70 % schieben würde. Dies wäre ein Beleg, dass große Anlegern in substanziellem Umfang Kapital aus dem Markt ziehen. Aber davon sind wir noch ein Stück weit entfernt und per heute sind dafür keine Anzeichen zu erkennen.
Nun wünsche ich Ihnen einige schöne Sommertage und viel Erfolg mit Ihren Positionen. Bitte beachten Sie auch mein Gratis E-Book, welches Sie in die Philosophie der P & F -Analyse einführt, und meinen Gratis Börsenbrief.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".