Überraschend gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt haben dem DAX am Freitag einen leichten Schub gegeben. Die US-Wirtschaft schuf außerhalb der US-Landwirtschaft im Juli 943.000 neue Stellen. Analysten hatten 870.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote fiel unerwartet stark auf den tiefsten Stand seit Beginn der Corona-Krise. Aufgrund des akuten Arbeitskräftemangels stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne ebenfalls stärker als erwartet. "Das deutet klar darauf hin, dass die Inflation Verharrungsvermögen hat und nicht unbedingt vorübergehend ist", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan.
"Die Situation am US-Arbeitsmarkt verbessert sich", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Gleichzeitig klettern die Löhne nach oben. Die Fed wird deshalb an ihren Plänen einer Reduktion der monatlichen Wertpapierkäufe weiter feilen." Er erwartet gegen Ende des Jahres den Beginn des sogenannten Taperings.
Die Hoffnung auf weiterhin starkes Wirtschaftswachstum in den USA verhalf den US-Aktienmärkten zu neuen Rekordhochs. Der Standardwerteindex Dow Jones stieg zur Markteröffnung um 0,5 Prozent auf 35.223,28 Punkte. Die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik belastet üblicherweise die Aktienmärkte. Der Preis der "Anti-Inflationswährung" Gold fiel um 1,5 Prozent auf 1776 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Auf Unternehmensseite stand die Allianz im Fokus der Anleger. Der operative Gewinn dürfte in der oberen Hälfte der Zielspanne von 11 bis 13 Milliarden Euro liegen, teilte das im Dax notierte Unternehmen am Freitag in München mit. Die immensen Schäden infolge der Hochwasserkatastrophe im Juli tun der Zuversicht von Allianz-Chef Oliver Bäte keinen Abbruch. Zudem will der Konzern wieder Geld in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Allerdings fürchtet der Vorstand möglicherweise immense Kosten infolge eines Rechtsstreits in den Vereinigten Staaten. Der Kurs legte um 2,5 Prozent zu. Zu Wochenbeginn hatte die Warnung vor möglichen Belastungen im Geschäft mit der US-Vermögensverwaltung die Aktie auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar geschickt.
Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war
Covestro geht zuversichtlich ins dritte Quartal trotz Rohstoffengpässen
Der Kunststoffkonzern Covestro will das Tempo hoch halten. Nach dem zeitweisen Nachfrageboom in den letzten Monaten sieht der Vorstandsvorsitzende Markus Steilemann gleichwohl eine "Normalisierung bei dem ein oder anderen Produkt, was aber im Ausblick berücksichtigt ist", wie er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte. Grundsätzlich sei die Nachfrage aus der Auto- und Baubranche, aber auch aus der Elektro- und Elektronikindustrie ungebrochen, allerdings lasse sich die Entwicklung nur für einen überschaubaren Zeitraum voraussagen, "weil wir natürlich eine hochvolatile Umgebung haben."
Vonovia mit Gewinnplus in neue Runde um Übernahme der Deutsche Wohnen
Mit einem gestiegenen Gewinn im Rücken und einer Kampfansage an Spekulanten geht der Chef des größten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia , Rolf Buch, in die neue Runde des Ringens um die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen . Bei einem Scheitern auch des angekündigten neuen Übernahmeangebots will Buch keinen weiteren Anlauf unternehmen. "Das ist jetzt das letzte Angebot", sagte er am Freitag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2021.
Hellofresh setzt weiter auf Wachstum - Margenprognose gesenkt
Der Kochboxenversender Hellofresh setzt weiter voll und ganz auf die Wachstumskarte und nimmt dafür eine geringere Profitabiltät in Kauf. Da der Dax-Kandidat mehr Geld in die Voraussetzung für weiteres Wachstum investieren will, senkte der Konzern das Ziel für die operative Marge. Die Latte für den Umsatz wurde dagegen höher gelegt, wie das Unternehmen überraschend am Donnerstagabend in Berlin mitteilte. An der Börse wurde die gesenkte Margenprognose mit deutlichen Verlusten quittiert. Die Aktie, die zu den großen Corona-Gewinnern gehört, gab in den ersten Handelsminuten deutlich nach.
Auto1 senkt Margenprognose - Aktie rutscht ab
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 (Autohero, wirkaufendeinauto.de) hat nach einem starken zweiten Quartal die Umsatzprognose erhöht. Da das Unternehmen aber noch mehr Geld in das Wachstum stecken will, senkte das Management die Prognose für die operative Marge. Der Erlös soll im laufenden Jahr jetzt auf 4 bis 4,4 Milliarden Euro steigen, wie das seit Kurzem im MDax notierte Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Damit liegt die neue Spanne 200 Millionen Euro über der bisherigen. Am Finanzmarkt kam das gesenkte Margenziel nicht gut an - die Aktie verlor am Vormittag deutlich.
Carl Zeiss Meditec gleicht Corona-Einbußen mit starkem Geschäft aus
Weniger Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie sorgen beim Jenaer Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec für einen Wachstumssprung. Nach Abschluss des dritten Quartals wies das Unternehmen ein Umsatzplus von 23,8 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro aus, wie der Vorstand am Freitag in Jena mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs kräftig auf 282,8 Millionen Euro nach 111,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Geschäftsjahr des Unternehmens geht von Oktober bis September des Folgejahres.
TV und Magazin unter einem Dach: RTL kauft Großteil von Gruner + Jahr
Die RTL-Mediengruppe übernimmt die deutschen Magazingeschäfte und -marken des Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr. Der Abschluss des Deals in Höhe von 230 Millionen Euro ist für den 1. Januar 2022 vorgesehen, wie die RTL Group am Freitag in Luxemburg mitteilte. Die Übernahme des Kerngeschäfts von Gruner + Jahr vereinbarten die RTL-Gruppe und der Konzern Bertelsmann, zu dem der Verlag gehört.
Großbank ING kündigt Milliarden-Ausschüttung an Aktionäre an
Die niederländische Großbank ING will nach einem deutlichen Gewinnanstieg im zweiten Quartal Milliarden an die Anteilseigner ausschütten. Die Aktionäre sollen nach dem 30. September über Aktienrückkäufe und Dividenden insgesamt 3,6 Milliarden Euro erhalten, wie die im EuroStoxx 50 notierte Bank am Freitag in Amsterdam mitteilte. Möglich ist die Ausschüttung, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre coronabedingte Dividendensperre für Banken aufgehoben hat. Zudem verdient die ING, die in Deutschland mit ihrer Direktbank stark im Privatkundenmarkt vertreten ist, wieder prächtig.
Airbus-Auslieferungen gehen im Juli zurück - Mehr Storni als Neuaufträge
Der Flugzeugbauer Airbus hat im Juli erneut wieder deutlich weniger Jets an seine Kunden übergeben. Mit 47 Maschinen lag die Zahl der Auslieferungen deutlich unter den 77 Stück vom Juni, wie das Unternehmen am Freitag in Toulouse mitteilte. Zwar holte der Konzern trotz der Corona-Krise Bestellungen über zwei Verkehrsflugzeuge herein, allerdings wurden Aufträge im Umfang von sieben Jets storniert.
rtr/dpa-AFX/fh