Börsianer sehen in den guten Ergebnissen von Amazon, Facebook, der Google-Mutter Alphabet und Apple Anzeichen, dass die US-Wirtschaft wieder in Schwung kommt. "Zu früh sollten sich die Schnäppchenjäger jedoch auch nicht die Hände reiben", sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. "Die schwelende Corona-Pandemie dürfte den Investoren weiterhin unruhige Nächte bereiten."

Die Zahlen der Neuinfektionen steigen in vielen Ländern wieder stärker. In den USA haben sich inzwischen mehr als 4,4 Millionen nachweislich mit dem Erreger angesteckt. Auch in mehreren europäischen Ländern nehmen die Fallzahlen zu. Im zweiten Quartal hatte die Pandemie die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks einbrechen lassen, in der Euro-Zone lag das Minus bei 12,1 Prozent. "Unter den Anlegern wächst die Sorge, dass sich die konjunkturelle Erholung vom Corona-Schock in die Länge ziehen könnte", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Es braucht nicht einen kompletten Lockdown, um die Wirtschaft wieder in Gefahr zu bringen. Erneute Restriktionen und lokale Schließungen würden dem Verbrauchervertrauen und dem Geschäftsklima deutlich schaden und die Erholung bremsen."

Gefragt blieb Gold, das als sicherer Hafen in der Krise gilt. Eine Feinunze kostete zeitweise mit 1979,90 Dollar ein Prozent mehr als am Vortag, der Preis lag nur knapp unter dem Rekordhoch. "Händler und Fondsmanager greifen zu Gold, um sich bei Turbulenzen am Aktienmarkt und gegen einen weiteren Verfall des Dollar abzusichern", sagte Carlo Alberto De Casa, Chefanalyst beim Brokerhaus ActivTrades.

Der Greenback ist seit einer Weile unter Druck und verschärfte zuletzt seinen Kurssturz. Ein Euro stieg zeitweise über die Marke von 1,19 Dollar und notierte damit so hoch wie seit Mai 2018 nicht mehr. "Der starke Euro wird mehr und mehr zur Belastungsprobe für die Unternehmen der Euro-Zone", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners.

PROSIEBEN UNTER DRUCK


Spitzenreiter im Dax war der Triebwerksbauer MTU mit einem Kursplus von bis zu 5,9 Prozent. Das Unternehmen kommt nach eigener Darstellung vorerst glimpflich durch die Krise. Auch ProSiebenSat.1 sorgte für Aufsehen: Die Aktien gaben bis zu 15 Prozent nach und waren damit mit Abstand größter Verlierer im MDax. Es war der größte Kursrutsch seit März. Der Fernsehkonzern spürt den Einbruch des Werbemarktes in der Corona-Krise, im zweiten Quartal fielen tiefrote Zahlen an. Ein Händler verwies darauf, dass es für die Zahlen keine zuverlässigen Schätzungen gegeben habe. "Die für den operativen Gewinn waren breit wie ein Scheunentor, und der Kurs war ohnehin verzerrt durch die Käufe von Mediaset." Dem Kurs sei daher nicht allzu viel Bedeutung beizumessen.

Mit einem Plus von bis zu 6,3 Prozent standen die Aktien der französischen BNP Paribas zeitweise an der Spitze des französischen Leitindex. Die größte Bank der Euro-Zone hat mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen der Analysten übertroffen. Vor allem im Investmentgeschäft lief es gut.

Eine geplante Milliarden-Kapitalerhöhung kam bei den Aktionären der British-Airways-Mutter IAG nicht gut an. Die Papiere rutschten bis zu 9,8 Prozent ab und waren damit größter Verlierer an der Londoner Börse. Die Fluggesellschaft will 2,75 Milliarden Euro am Markt einsammeln und so ihre Liquidität in der Corona-Krise erhöhen.

rtr