Anleger im DAX haben am Donnerstag die leichte Kursschwäche durch den Kursrückgang vom Vortag zum Einstieg genutzt. Zusätzlich stützte die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA, wodurch sich Börsianer einen Schub für die Konjunktur erhoffen. Zum Nachmittag gab der Leitindex aber einen Teil seiner Gewinne wieder ab.

Angesichts der jüngsten Fed-Schelte von US-Präsident Donald Trump dämpfte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung der amerikanischen Notenbank. "Vermutlich werden Chairman Jerome Powell und seine Kollegen aus genau diesem Grund so lange es geht vermeiden wollen, den Zins zu senken, um nicht den Eindruck des Einknickens vor Trumps Kritik zu erwecken."

Auf Unternehmensseite standen die Telekomwerte im Fokus. Am Vorabend wurde die längste Auktion deutscher Mobilfunkfrequenzen beendet. Insgesamt bezahlen die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch 6,55 Milliarden Euro für die 5G Frequenzblöcke.

Am Aktienmarkt machte sich die Freude über das Ende der Auktion insbesondere bei dem Papier von 1&1 Drillisch bemerkbar - der Kurs der United Internet-Tochter hatte im Verlauf der Versteigerung deutlich verloren. Die Aktie schoss am Donnerstagmorgen um zeitweise 17 Prozent nach oben. Das Unternehmen habe bei der Auktion des Bundes ausreichend Mobilfunk-Frequenzen erworben, um zu einem Netzbetreiber aufzusteigen, schrieb Analyst Simon Bentlage vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Damit habe es die Chance, am künftigen Wachstum der Branche teilzuhaben. Die Drillisch-Aktie gab dann aber im Tagesverlauf den Großteil der Gewinne wieder ab. Noch immer sind die genauen Pläne von Drillisch unklar, was die Anleger wohl etwas bremst. Drillisch nutzt bisher die Antennen der Konkurrenz. Papiere der Mutter United Internet lagen mit 2,7 Prozent im Plus.


Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war


Aurubis-Aktien brechen nach erneuter Warnung ein - Chef rausgeschmissen
Das Scheitern eines millionenschweren Investitionsprojektes und ein noch vorsichtigerer Jahresausblick des Kupferkonzerns Aurubis sorgen beim Unternehmen wie bei Anlegern für Unruhe. Aurubis-Chef Jürgen Schachler, dessen Vertrag ohnehin Ende Juni ausläuft, sei mit sofortiger Wirkung freigestellt worden, teilte Aurubis am Mittwochabend kurz vor Börsenschluss in Hamburg mit. Der Projektstopp werde die Resultate des dritten Geschäftsquartals belasten, hieß es weiter. Zudem wirke sich das schwierige konjunkturelle Umfeld negativ auf die Gewinne im Gesamtjahr 2018/19 aus (Ende September).

Varta wird neue Aktien spielend los - Wachstumspläne überzeugen
nvestoren sind begeistert von den Wachstumsplänen des Batterieherstellers Varta: Das Unternehmen wurde im Zuge einer Kapitalerhöhung neu ausgegebene Papiere ohne Abschlag zum Schlusskurs vom Mittwoch los - eine Seltenheit. Am Donnerstag legten die Aktien dann deutlich zu. Bei institutionellen Investoren seien 2,2 Millionen Aktien zu einem Preis von 46,70 Euro je Titel platziert worden, wie Varta am Donnerstag mitteilte. Den Bruttoerlös in Höhe von rund 104 Millionen Euro will das Unternehmen in die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien investieren. Hier verzeichnete Varta zuletzt das mit Abstand größte Umsatzwachstum.

BMW dank China und neuen SUV-Modellen mit Absatzschub
Der Autobauer BMW profitiert zunehmend von seinen neuen SUV-Modellen. Im Mai verkaufte der Konzern von der Stammmarke BMW mit 181 888 Autos 4,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Besonders die neuen Stadtgeländewagen aus der X-Modellreihe konnten den Münchenern einen kräftigen Schub geben - vor allem auch in China, wo BMW den neuen X3 seit einigen Monaten auch vor Ort produziert und nicht mehr importieren muss. In dem wichtigsten Einzelmarkt konnte BMW mit seinen Marken BMW und Mini im Mai insgesamt knapp ein Drittel mehr Autos verkaufen und stemmt sich damit erfolgreich gegen die Flaute am chinesischen Markt. "Dieses positive Absatzergebnis zeigt klar die Wirksamkeit unserer Modelloffensive", sagte BMW-Vertriebschef Pieter Nota.

Lufthansa legt im Mai weiter zu - Weniger Passagiere bei Eurowings
Der Reisemonat Mai hat der Lufthansa erneut mehr Passagiere beschert. Zusammen mit ihren Töchtern wie Swiss, Austrian und Eurowings beförderte Europas größte Fluggesellschaft rund 13,2 Millionen Fluggäste und damit 2,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie sie am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

VW-Chef Diess: Mit Ford bald einig bei autonomem Fahren und Elektroplattform
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess sieht die Gespräche mit dem US-Autobauer Ford zu einer Zusammenarbeit bei Zukunftstechnologien auf der Zielgeraden. "Die Kooperationsgespräche mit Ford zum MEB und zum autonomen Fahren laufen gut und stehen kurz vor dem Abschluss", sagte Diess am Donnerstag auf einer Führungskräfteveranstaltung in Wolfsburg laut Redetext. Verabredet haben die beiden Autoriesen bereits im Januar eine Zusammenarbeit bei kleineren Nutzfahrzeugen, sprechen aber seit längerem auch über weitergehende Projekte.

Tele Columbus verschiebt kurzfristig Hauptversammlung
Beim Berliner Kabelnetzbetreiber Tele Columbus ("Pÿur") zieht sich die Auseinandersetzung mit dem Großaktionär United Internet in die Länge. Der drittgrößte deutsche Kabelanbieter verschob am Donnerstag die für nächste Woche geplante Hauptversammlung auf Ende August. Die Aktionäre bräuchten die Zeit, um sich auf die Wahl des Aufsichtsrats vorzubereiten, hieß es zur Begründung. Hintergrund ist, dass der rheinland-pfälzische Telekommunikationsanbieter United Internet vor zwei Wochen sechs Alternativkandidaten für das Kontrollgremium vorgeschlagen hatte. Damit liegen zwei Kandidatenlisten vor.

rtr/dpa-AFX/fh