"Jede Nachricht über die Wiedereröffnung der Wirtschaft und das Ausbleiben von Berichten über eine zweite Welle werden als positiv für die Märkte angesehen", sagte Marija Veitmane, Strategin bei State Street Global Markets. Analysten erwarteten nun zunehmend, dass bereits im zweiten Quartal die Talsohle durchschritten werde. "Aber ich möchte zur Vorsicht mahnen und betonen, dass die Märkte immer noch sehr, sehr fragil sind."
Der Optimismus an den Aktienmärkten erscheine bereits stark ausgeprägt, schrieb Analyst Markus Glockenmeier von der Essener National-Bank in einer aktuellen Studie. "Trotzdem gilt: Der Trend ist aktuell klar aufwärts gerichtet." Viele Markteilnehmer setzten stark auf die V-förmige Erholung der Wirtschaft und hofften auf schnell verfügbare Corona-Impfstoffe und Medikamente, erklärte er.
Fortschritte bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes gaben den Börsen am Dienstag zusätzlich Schub. Die US-Pharmafirma Novavax beginnt eigenen Angaben zufolge nun mit klinischen Tests mit seinem Wirkstoffkandidaten gegen die vom Virus ausgelöste Erkrankung Covid-19. Erste Ergebnisse werden im Juli erwartet.
Investoren setzten darauf, dass schon vor dem Jahresende ein Impfstoff marktreif sein werde, sagte Art Hogan, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters National Securities. "Der Markt reagiert, als ob wir den Impfstoff schon hätten", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Dabei befinden wir uns noch in einem frühen Stadium der Wirkstoff-Entwicklung."
Wirecard verschiebt Vorlage des Jahresabschlusses für 2019 erneut
Auf Unternehmensseite stand Wirecard im Fokus der Anleger. Der von Zweifeln an den Geschäftspraktiken und dem Vorwurf der Bilanzmanipulation geplagte Zahlungsabwickler hat die bisher am 4. Juni vorgesehene Vorlage testierter Zahlen für 2019 erneut verschoben. Sie sollen nun erst am 18. Juni veröffentlicht werden, weil der reguläre Wirtschaftsprüfer Ernst & Young nicht alle Prüfungshandlungen abschließen konnte. Wirecard erwartet aber weiter ein uneingeschränktes Testat und keine wesentlichen Abweichungen zu den bereits veröffentlichten vorläufigen Zahlen.
Zwar sei es keine Überraschung, dass der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 erneut verschoben wurde, da die Wirtschaftsprüfer nach der Sonderprüfung durch KPMG viel Arbeit hätten, sagte ein Händler. "Aber für Zuversicht sorgt das nicht bei Anlegern." Die Aktie verlor zu Handelsbeginn mehr als sechs Prozent. Das Minus verringerte sich im Verlauf sukzessive weiter. Alle Informationen zur Verschiebung des Jahresabschlusses lesen Sie hier.
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
EU-Kommission: Berlin hat Lufthansa-Rettung noch nicht angemeldet
Die Wettbewerbshüter der EU-Komission haben bislang nicht mit der abschließenden Prüfung des Lufthansa-Rettungspakets begonnen. Die dafür notwendige Notifizierung sei bislang nicht erfolgt, sagte eine Sprecherin am Dienstag in Brüssel. Es gebe noch keine Entscheidung. Zu Auflagen, die die Kommission für ihre Zustimmung zum Rettungspaket verlangen könnte, wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Aus CDU-Kreisen hatte es zuletzt geheißen, die Kommission wolle die Lufthansa zur Abgabe von Start- und Landerechte an den Hauptstandorten Frankfurt und München bewegen.
Söder warnt vor überzogenen Auflagen bei Lufthansa-Rettung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vor überzogenen Auflagen der EU-Kommission bei der staatlichen Rettung der Lufthansa gewarnt. "Eine Diskriminierung der Lufthansa zugunsten von Low-Cost-Anbietern wäre ein falsches Signal", sagte Söder dem "Handelsblatt". Nach Angaben des Blattes soll Brüssel fordern, der Lufthansa sowohl in Frankfurt als auch in München Start- und Landerechte zu nehmen und an andere Fluggesellschaften zu verteilen.
Bayer-Mediator: Keine Neuigkeiten in Vergleichsgesprächen
Im Streit zwischen Bayer und Klägern in den USA um Glyphosat gibt es dem Mediator zufolge keine Neuigkeiten. Er sei zwar weiterhin vorsichtig optimistisch, dass eine Einigung erzielt werden könne, sagte Kenneth Feinberg dem "Handelsblatt" laut Mitteilung vom Montagabend auf Anfrage. Er habe aber aber auf weitere Gespräche verwiesen, die noch einige Wochen dauern könnten. Diese seien durch die Corona-Epidemie verzögert worden.
Acea: Europäischer Nutzfahrzeugmarkt sackt immer stärker ab
Der europäische Nutzfahrzeugmarkt ist wegen der Corona-Pandemie im April noch kräftiger abgesackt als im Vormonat. Mit 61 369 Fahrzeugen seien 67,0 Prozent weniger zugelassen worden als ein Jahr zuvor, teilte der zuständige Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mit. Bereits von Januar bis März waren die Zulassungszahlen rückläufig gewesen. Im Vergleich zum März war der Rückgang nun nochmal deutlich größer.
Bundesregierung will Corona-Reisewarnung für 31 Länder aufheben
Die Bundesregierung bereitet ein Ende der weltweiten Reisewarnung für Touristen ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten vor, wenn die Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt. Neben den 26 Partnerländern Deutschlands in der Europäischen Union gehören dazu das aus der EU ausgetretene Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, die nicht Mitglied in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Das geht aus dem Entwurf für ein Eckpunktepapier mit dem Titel "Kriterien zur Ermöglichung des innereuropäischen Tourismus" hervor, der möglicherweise bereits am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Fraport: Lufthansa soll Start- und Landerechte behalten und ausbauen
In der Diskussion um mögliche EU-Auflagen für die Lufthansa hat der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport dem Unternehmen den Rücken gestärkt. Vorstandschef Stefan Schulte sprach sich am Dienstag gegen Pläne der EU aus, der Lufthansa wegen der geplanten deutschen Staatshilfe Start- und Landerechte zu entziehen. Die Lufthansa müsse als Netzwerkanbieter in Frankfurt ihren Marktanteil halten und ausbauen dürfen, erklärte Schulte. Es wäre aus seiner Sicht ein falsches Signal, die Lufthansa hier restriktiv zu behandeln. Mit dem laufenden Ausbau werde Frankfurt auch zusätzliche Start- und Landerechte - so genannte Slots - auf den Markt bringen.
Fraport baut Terminal 3 in Frankfurt trotz Corona-Krise weiter
Lufthansa-Tochter Eurowings verkleinert Flotte - Ticketerstattung dauert
Siemens Energy: Scheidungsvertrag mit Finanzpolster - Sitz offen
rtr/dpa-AFX/fh
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hält trotz der aktuell geringen Nachfrage am Bau seines dritten Passagier-Terminals fest. Bei der Hauptversammlung des MDax-Konzerns
Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnet mit einer längeren Flaute im Flugverkehr. Es könne bis 2023 dauern, ehe die Luftfahrtbranche wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen werde, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof am Montagabend bei einer Online-Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Eurowings werde voraussichtlich statt der 139 Maschinen im kommenden Jahr "nur gut 90 Flugzeuge in der Luft haben".
Siemens und Siemens Energy haben die Details ihrer Trennung bekannt gegeben. Der Konzern gibt seinem Energiegeschäft, das am 28. September an die Börse gehen soll, ein solides Kapitalpolster mit, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Spaltungsbericht hervorgeht. Mit 37,8 Prozent liegt die Eigenkapitalquote höher als bei der verbleibenden Siemens AG. Wo der künftige Sitz von Siemens Energy sein wird, sucht man im mehrere hundert Seiten starken Dokument aber vergebens: Dies soll erst im zweiten Halbjahr entschieden werden.