Der DAX hat am Dienstag deutlich zugelegt. Zu Handelsbeginn war es der Leitindex sogar über die runde Marke von 13.000 Punkten geklettert. Zum Nachmittag hin ließ die Euphorie allerdings etwas nach.

Im Dax rückt nun die nächste Widerstandszone um die 13 100 Punkte näher. Gelingt es, diese zu erreichen, wäre die Kurslücke von vor gut drei Wochen geschlossen. In den vergangenen Tagen war der deutsche Leitindex mit einem Ausbruch aus seiner Seitwärtsspanne im Bereich von 12 750 bis 12 800 Punkte immer wieder gescheitert.

Für gute Stimmung an der Börse sorgte der ZEW-Konjunkturindex, der erneut besser ausfiel, als es von Analysten erwartet worden war. Der ZWE-Index zeigt die Stimmung der deutschen Börsenprofis und stieg im Juli auf den höchsten Stand seit 2004. Das Barometer ihrer Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten sechs Monaten stieg im August überraschend auf plus 71,5 Punkte von 59,3 Zählern im Juli, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag unter Berufung auf seine monatliche Umfrage unter 178 Analysten und Anlegern mitteilte. "Die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturbelebung ist wieder größer geworden", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach, fügte aber hinzu: "Die Lageeinschätzung verbessert sich bisher allerdings nur schleppend. Der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Uwe Burkert sagte: "Die Anzeichen für eine kräftige Konjunkturerholung im Sommer formieren sich somit weiter. Es gibt aber auch einen Wermutstropfen." Die befragten Finanzmarktexperten schätzten die aktuelle konjunkturelle Lage "weiterhin extrem düster ein".

Investoren hoffen zudem auf ein weiteres Konjunkturprogramm in den USA. So erwägt US-Präsident Donald Trump offenbar geringere Steuern auf Kapitalmarktgewinne.

Kurzzeitigen Schub gab auch die Meldung, dass Russland den weltweit ersten Corona-Impfstoff zulässt. Der Impfstoff, der vom Moskauer Gamaleja-Institut entwickelt wurde und erst seit weniger als zwei Monaten an Menschen getestet wird, sei sicher und schon einer seiner Töchter verabreicht worden, sagte der russische Präsident Wladimir Putin am Dienstag bei einem Regierungstreffen, das im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Experten äußerten sich besorgt, dass die Regierung Prestige vor fundierte Wissenschaft und Sicherheit stellen könnte. Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt haben darauf bestanden, dass die Geschwindigkeit bei der Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffs die Sicherheit nicht beeinträchtigt. Jüngste Umfragen zeigen jedoch ein wachsendes Misstrauen in der Öffentlichkeit gegenüber den Bemühungen einer schnellen Herstellung. "Es wundert mich, wie schnell es geht", sagte der Infektiologe Peter Kremsner von der Universität Tübingen, der dort gegenwärtig den Corona-Impfstoff der deutschen Biotechfirma Curevac testet. Aber gegenwärtig gehe es auf der ganzen Welt schnell. "Normalerweise braucht man schon eine große Anzahl von Menschen, die getestet werden, bevor man einen Impfstoff zulässt. Insofern halt ich das für verwegen, das zu machen, wenn nicht schon viele mit dem Impfstoff untersucht wurden." Aber das wisse er nicht, womöglich seien in Russland schon Tausende geimpft worden.

Der Automarkt in China erhole sich weiter und insbesondere die umweltfreundlicheren Elektroautos seien wieder gefragt, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank: "Davon profitieren die Aktien aus dem deutschen Automobilsektor und schieben den Dax an." BMW, Continental und Volkswagen waren hier die Favoriten mit Kursgewinnen von teils fast sechs Prozent.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Zalando verdient in Corona-Krise mehr - Aktie steigt auf Rekordhoch
Nach einer Delle zu Beginn der Corona-Krise läuft das Geschäft für den Online-Modehändler Zalando inzwischen wieder rund. Das liegt neben mehr Kunden und Bestellungen auch daran, dass immer mehr Marken und Einzelhändler die Plattform für den eigenen Vertrieb nutzen - und dafür eine Provision zahlen. "Wir sind aus der ersten Welle der Pandemie deutlich stärker herausgekommen, als wir hineingegangen sind", sagte Finanzchef David Schröder am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal.

Corona-Krise beflügelt Jahresziele von Hellofresh - Aktie legt zu
Der Kochboxenlieferant Hellofresh entwickelt sich immer mehr zu einem der größten Gewinner der Corona-Krise. Nach einem Absatzrekord im zweiten Quartal hält es das Management um Vorstandschef und Mitgründer Dominik Richter jetzt für möglich, die Erlöse im laufenden Jahr fast zu verdoppeln. Auch der operative Gewinn soll höher ausfallen als zuletzt gedacht. Dem Vorstand zufolge läuft das Geschäft im Sommer bisher besser als erwartet. In einigen Absatzmärkten treibe die Verschärfung der Pandemie die Nachfrage an. Unterdessen weitet Hellofresh sein Geschäft im Ausland weiter aus.

United Internet wird zuversichtlicher fürs Jahr dank 1&1 Drilisch
Der Telekommunikationsanbieter United Internet wird dank besserer Geschäfte bei seinem Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch zuversichtlicher. Nun steht in den Plänen ein solides Plus bei den Umsätzen, wie das Unternehmen am Dienstag in Montabaur mitteilte. Nach dem eigentlich gut gelaufenen ersten Quartal hatte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth noch am vorsichtigen Ziel eines Erlöses auf Vorjahresniveau festgehalten. Der Konzern warnte auch weiter davor, dass der neue Ausblick nicht in Stein gemeißelt ist.

Uniper sorgt sich um Nord Stream 2 - 'bedeutendes Einzelrisiko'
Der an der Finanzierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligte Energiekonzern Uniper sieht ein wachsendes Risiko für das Scheitern des Projekts. Da die USA ihre Anstrengungen intensiviert hätten, Sanktionen gegen die Gasleitung von Russland nach Deutschland durchzusetzen, habe "sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verzögerungen im Bau der Gasleitung oder überhaupt nicht zu einer Fertigstellung kommt", schreibt Uniper in dem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht

Biontech peilt weiter Impfstoffzulassung im Oktober an - Quartalszahlen
Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen bei einem Erfolg der aktuellen klinischen Studie zu ihrem möglichen Corona-Impfstoff weiterhin im Oktober den Antrag auf Marktzulassung stellen. Die Biontech-Mitarbeiter hätten es geschafft, die Studie "in Rekordzeit zu starten", sagte Biontech-Vorstandschef Ugur Sahin am Dienstag bei der Vorlage der Unternehmenszahlen für das zweite Quartal.

Deutz macht in Corona-Krise noch mehr Verlust - Stellenabbau geplant
Der Motorenhersteller Deutz hat die Folgen der Corona-Krise im zweiten Quartal stark zu spüren bekommen und erneut rote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich stand ein Verlust von 42,3 Millionen Euro, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Köln mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Deutz noch einen Gewinn von 24,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Bereits im ersten Quartal hatten die Kölner wegen der Pandemie einen Fehlbetrag ausgewiesen, der nun nochmal deutlich höher ausfiel. Zudem will das Unternehmen bis zu 1000 Stellen abbauen.

Aurubis bestätigt Jahresziele - Fortschritte bei Spartenverkauf
Der Kupferkonzern und Metallrecycler Aurubis sieht sich auf Kurs zu seinem angepeilten Jahresgewinn. Während die Nachfrage nach Kupfer wegen der Corona-Krise und der Flaute der Autobranche schwächelt, profitieren die Hamburger von ihren größeren Produktionsmöglichkeiten, nachdem vor einem Jahr noch Wartungsarbeiten die Kapazität beschränkt hatten. Auch höhere Preise für Edelmetalle helfen, so fallen bei der Kupferherstellung etwa Gold und Silber als Nebenprodukte ab. Derweil kommt das Unternehmen bei der Suche nach einem Käufer für die Sparte Flachwalzprodukte voran. Zudem tritt Konzernchef Roland Harings weiter auf die Kostenbremse. Für die Aktien ging es am Vormittag nach oben.

rtr/dpa-AFX/fh