Für neue Höchststände fehle der Schwung, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Zumal in den USA die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen wieder steigt und die Infektionszahlen hierzulande zunehmen."
Experten befürchteten mittlerweile eine dritte Infektionswelle. Auch das Impftempo lasse weiterhin zu wünschen übrig, betonte Henke. Mehrere europäische Länder wie die Niederlande, Irland und Dänemark haben Impfungen mit dem Mittel von Astrazeneca nach Berichten über Komplikationen nach den Impfungen vorerst ausgesetzt. Deutschland halte an dem Astrazeneca-Impfstoff aber weiter fest, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Positive Impulse lieferten Konjunkturdaten. "Sowohl die Daten zur Industrieproduktion als auch zum Einzelhandel in China haben die ohnehin schon optimistischen Erwartungen noch einmal übertroffen", erläuterte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Daneben schüre die Verabschiedung der knapp zwei Billionen Dollar schweren Corona-Staatshilfen in den USA Hoffnung auf eine Normalisierung der dortigen Wirtschaft, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Selbst in Europa mit all seinen Impfstoff-Problemen wächst die Zuversicht, dem Virus viel besser widerstehen zu können als letztes Jahr."
ENTSPANNUNG AM ANLEIHEMARKT
Die Inflationsängste würden dadurch zwar in den Hintergrund gedrängt, seien aber noch nicht verflogen, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Aus diesem Grund warteten Börsianer gespannt auf die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank (Fed) am Mittwoch. "Die Fed muss klar signalisieren, dass sie bei einem rapiden Anstieg der Zinsen reagieren wird, ansonsten sind weitere Turbulenzen an den Anleihemärkten nur eine Frage der Zeit", unterstrich Cutkovic.
Nachdem die Anleihezinsen vor dem Wochenende wieder angezogen waren, entspannte sich nun die Lage an den Anleihe-Märkten. Die Renditen der richtungweisenden zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland fielen auf plus 1,620 beziehungsweise minus 0,377 Prozent.
ÖLPREIS GIBT NACH - BITCOIN WIEDER UNTER 60.000 DOLLAR
Die starken chinesischen Konjunkturdaten machten Rohöl-Anlegern zunächst Mut. Im Handelsverlauf gaben die Preise aber wieder nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 68,75 Dollar je Barrel (159 Liter).
Abwärts ging es auch für Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verbilligte sich auf 56.325 Dollar, nachdem sie am Wochenende ein Rekordhoch von 61.780,63 Zählern erreicht hatte. Dies seien aber nur vorübergehende Gewinnmitnahmen, kommentierte Analyst Timo Emden von Emden Research. Die Geldschwemme der großen Notenbanken treibe immer mehr Investoren in alternative Anlagen. "Es liegen weitere Kursgewinne in der Luft."
ANLEGER STEIGEN BEI VW EIN
Bei den deutschen Unternehmen setzten Anleger auf Volkswagen. Mit einem Kursplus von mehr als drei Prozent lag die VW-Aktie an der Spitze des Dax. Anleger zeigten sich zuversichtlich, nachdem sich der Konzern mit dem Betriebsrat auf die Streichung Tausender Stellen geeinigt hatte. Zudem will VW mit Partnern sechs Gigafabriken bauen, um den steigenden Bedarf an Batteriezellen für E-Autos zu decken.
Gefragt waren auch europäische Reise- und Tourismuswerte. Der Branchenindex zog um bis zu 3,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 272,90 Punkten an, bevor er einen Teil der Gewinne wieder abgab. Zu den Gewinnern gehörte etwa die Lufthansa mit einem Kursplus von rund einem Prozent. Die Billigflug-Tochter Eurowings bietet wegen großer Nachfrage für die Oster-Saison 300 zusätzliche Verbindungen nach Mallorca an. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte die Balearen-Insel von der Liste der Corona-Risikogebiete genommen.
Stark im Plus lagen die Titel des Glücksspielkonzerns Flutter. Der Plan für einen Börsengang der Sportwetten-Tochter Fanduel in den USA trieb die Aktien des weltgrößten Anbieters von Online-Glücksspielen in der Spitze um knapp acht Prozent auf ein Rekordhoch von 17.030 Pence. Sollte die Bewertung von Fanduel diejenige des Rivalen Draftkings erreichen, könnten Flutter-Papiere weitere 35 Prozent steigen, prognostizierte Analyst James Wheatcroft von der Investmentbank Jefferies.
rtr