"Das Coronavirus breitet sich in den USA weiter rasant aus, selbst US-Präsident Donald Trump warnte nun davor, dass das Schlimmste noch nicht hinter den Amerikanern liege", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Angesichts dramatisch steigender Corona-Todesfälle in den USA vollzog Trump einen Strategiewechsel und empfiehlt seinen Mitbürgern nun doch das Tragen von Schutzmasken. Auch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China dämpften die Stimmung der Investoren.

Die Sorge vor einer weiterhin mauen Kraftstoffnachfrage und steigende Lagerbestände in den USA belasteten die Ölpreise. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 43,74 Dollar je Fass. US-LeichtölWTI notierte mit 41,26 Dollar je Fass 1,6 Prozent niedriger.

BERICHTSSAISON RÜCKT IN DEN VORDERGRUND


Börsianer beschäftigte auch, dass sich in Europa die Erwartungen für die Unternehmensergebnisse im zweiten Quartal weiter verdüstert haben, wie aus Daten des Anbieters Refinitiv hervorgeht. Bei den im Stoxx 600 gelisteten Firmen werde nun ein Rückgang der Quartalsgewinne um 58,6 Prozent erwartet. Vor einer Woche lag die Vorhersage noch bei einem Minus von 56,2 Prozent. "Vor dem Hintergrund des schwer einzuschätzenden Verlaufs der Konjunkturerholung liegen die Erwartungen jedoch außergewöhnlich weit auseinander", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank zur Berichtssaison in Europa. "Wie in der Finanzkrise von 2008 dürfte es deshalb an den Kurstafeln zu starken Reaktionen auf die Unternehmensberichte kommen."

Anleger warfen Aktien aus dem Automobilsektor aus den Depots, nachdem der französische Zulieferer Valeo enttäuschende Quartalszahlen vorlegte. Valeo brachen um knapp zehn Prozent ein. Im Dax zählten Continental, BMW und Daimler mit Abschlägen von bis zu 2,6 Prozent zu den größten Verlierern.

AUFTRAG FÜR COVID-19-ANTIKÖRPER BEFLÜGELT EVOTEC


Unter Druck gerieten in London Aktien des britischen Sanierungsspezialisten Melrose. Die Anteilsscheine des Finanzinvestors brachen zeitweise 20 Prozent ein. Das Unternehmen kündigte wegen der Geschäftseinbußen durch die Corona-Krise Einsparungen an. Geprüft werde der Abbau von Arbeitsplätzen.

Dagegen griffen Anleger bei Deutschlands zweitgrößtem Softwarehaus zu. Die Aktien der Software AG schossen nach Vorlage von Quartalszahlen bis zu zehn Prozent in die Höhe. "Der Ausblick wurde bekräftigt, wobei im zweiten Halbjahr mit einer verhaltenen Nachfrage gerechnet wird", sagte ein Händler. Zudem sei der operative Gewinn etwas besser als erwartet ausgefallen.

Auch die Biotechfirma Evotec war gefragt. Evotec-Aktien zogen in der Spitze 6,2 Prozent an, nachdem eine US-Tochter vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag zur Entwicklung von Covid-19-Antikörpern erhalten hatte. Die Analysten von Baader rechnen, dass das in diesem Jahr 1,9 Prozent zum Umsatzwachstum beisteuern wird.

rtr