Auf Wochensicht steuern beide Indizes auf ein Plus von mehr als zwei Prozent zu. Neuer Schwung für die Wall Street kam am Donnerstag von der US-Notenbank (Fed), die mit ihren strategischen Änderungen den Weg für anhaltend niedrige Zinsen bereitete. "Mit der massiven Flut an billigem Geld bleiben Aktien weiterhin sehr attraktiv, trotz der zahlreichen Unsicherheiten", sagte Marktexperte Milan Cutkovic vom Handelshaus Axitrader. "Die Party an der Wall Street könnte somit noch eine Weile weitergehen." Europas Börsen hinken derweil hinterher. Anlass zur Vorsicht gab am Freitag unter anderem das wegen der steigenden Corona-Neuinfektionen in Deutschland eingetrübte Konsumklima.
EURO PROFITIERT VON FED-STRATEGIESCHWENK - METALLE IM PLUS
Außerdem lastet der stärkere Euro vor allem auf den stark exportabhängigen Dax-Unternehmen. Der Strategieschwenk der Fed drückte auf den Dollar. Der Euro legte im Gegenzug in der Spitze um 0,8 Prozent zu auf 1,1917 Dollar und notierte damit so hoch wie seit neun Tagen nicht mehr.
Der schwächere Dollar kam dem in der US-Devise notierten Gold zugute. Eine Feinunze kostete mit 1955 Dollar 1,4 Prozent mehr. Nicholas Johnson, Fondsmanager bei der Vermögensverwaltung Pimco, hält weitere Kursanstiege für möglich: "Trotz der zuletzt kräftigen Aufwärtsbewegung des Goldpreises halten wir das Edelmetall nach wie vor für attraktiv bewertet - es ließe sich gar als günstig bezeichnen -, wenn man die historisch niedrigen Realzinsen bedenkt." Auch der Kupferpreis profitierte vom schwächeren Dollar und kletterte um bis zu 1,3 Prozent auf 6709,50 Dollar je Tonne. Damit stand er so hoch wie seit Mitte 2018 nicht mehr. "Die Lager leeren sich, und die Fundamentaldaten sehen ziemlich gut aus", sagte Colin Hamilton, Chefanalyst bei BMO Capital Markets.
GLYPHOSAT-ÄRGER FÜR BAYER NOCH NICHT VORBEI
Am Aktienmarkt waren Bankaktien gefragt. Der europäische Branchenindex gewann 1,8 Prozent. Titel von BNP Paribas, HSBC und Banco Santander legten bis zu vier Prozent zu. "Wenn die Fed mit ihrer Politik Erfolg hat, dürften die Zinsen wohl nicht viel weiter sinken", prognostizierten die Experten von BCA Research. "In diesem Fall dürften Wertaktien wie Finanzwerte Wachstumspapiere wie Techaktien überholen, bei denen die Liste der Risiken immer länger wird."
Um 2,6 Prozent abwärts ging es für die Bayer-Aktien, die zeitweise auf den niedrigsten Stand seit Anfang April fielen. Im Rechtsstreit wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Glyphosat bemängelte der zuständige US-Bezirksrichter Vince Chabria Fortschritte bei dem Milliarden-Vergleich. Ein Händler sagte, das seien schlechte Nachrichten für Bayer. Bayer selbst erklärte hingegen, die Umsetzung eines Vergleichs dieser Größenordnung verlaufe häufig holprig.
rtr