Börsianer erwarten, dass Powell sich zu Strategieänderungen der US-Notenbank äußert, die den Weg zu einem Beibehalten der Ultraniedrigzinspolitik ebnen dürfte. "Die Fed dürfte anerkennen, dass die US-Wirtschaft sich erholt, aber dass die Unterstützung der Geldpolitik weiter nötig ist", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus Avatrade. Zwar deuteten die Konjunkturdaten nach oben. Sollte die Fed aber den Fuß vom geldpolitischen Gaspedal nehmen, könne das angesichts der Coronakrise ein "gewaltiges Disaster" für die US-Wirtschaft sein.

Es sei aber auch möglich, dass Powell sich in seinen Anmerkungen anlässlich des virtuell abgehaltenen Wirtschaftssymposiums in Jackson Hole mit Details noch bedeckt halte und lieber die September-Sitzung der Notenbank dafür nutzen wolle, sagte Marktanalyst Neil Wilson vom Broker Markets.Com. "Die Erwartungen im Vorfeld dieser Rede sind ziemlich hoch - es besteht die Gefahr, dass sie nicht erfüllt werden."

Einige Anleger gingen auf Nummer Sicher und griffen bei Anleihen zu. Die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit sank auf minus 0,456 Prozent von zuvor minus 0,410 Prozent. Am Ölmarkt sorgte der Wirbelsturm Laura für Aufsehen. Der Hurrikan hat die Küste von Louisiana mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde erreicht und befindet sich etwa 70 Kilometer östlich von Port Arthur in Texas, wo mehrere Ölraffinerien liegen. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 45,34 Dollar.

AKTIEN VON DELIVERY HERO UNTER DRUCK


Die Papiere des Dax-Neulings Delivery Hero fanden sich mit einem Kursverlust von 2,6 Prozent am Ende des Leitindex wieder. Der Essenslieferdienst baut sein Geschäft mit einem Zukauf im Nahen Osten aus. Berenberg-Analystin Sarah Simon zufolge zweifelten Investoren offenbar, ob sich das Geschäft mit Supermarkt-Lieferungen lohne.

In London sanken die Aktien des Triebwerksbauers Rolls-Royce um bis zu zehn Prozent. Wegen eines Milliardenverlusts in der ersten Jahreshälfte plant Rolls Royce den Verkauf einer Tochter in Spanien und weiterer Vermögenswerte, um mindestens zwei Milliarden Pfund einzunehmen. Firmenchef Warren East sagte, weitere Optionen würden geprüft. JPMorgan-Experte David Perry erklärte, die Pandemie habe ein Loch von acht Milliarden Pfund gerissen. "Unserer Einschätzung nach würde nur eine sehr starke Kapitalerhöhung Rolls Royce auf gesunde Beine stellen."

Die Aussicht auf eine schrittweise Erholung bei dem deutsch-spanischen Windturbinenbauer Siemens Gamesa kam bei Investoren nicht gut an. Die Aktien geben bis zu 6,2 Prozent nach. Das Unternehmen prognostizierte für 2021 eine Gewinnmarge von drei bis fünf Prozent. Die Experten von Credit Suisse verweisen darauf, dass am Markt mehr erwartet worden sei.

rtr