In diese Richtung wies unter anderem der US-Rentenmarkt, wo am Freitag dreimonatige Anleihen mehr abwarfen als zehnjährige. "Das ist bedenklich, da dieser beliebte Rezessionsindikator, den auch die US-Notenbank Fed beobachtet, letztmalig 2007 auf rot stand", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Allerdings habe dieses Barometer in der Vergangenheit vereinzelt auch danebengelegen.

Dennoch waren auch am Rohstoffmarkt die Pessimisten in der Überzahl. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 66,78 Dollar je Barrel (159 Liter). Gleichzeitig kletterte der Preis für die "Antikrisen-Währung" Gold um 0,5 Prozent auf 1319,71 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Gefragt waren auch die als ebenfalls sicher geltenden Bundesanleihen. Dadurch pendelte die Rendite der zehnjährigen Titel um die Marke von null Prozent.

BEIM BREXIT NICHTS NEUES

Mit sorgenvoller Miene blickten Börsianer außerdem nach Großbritannien, wo Premierministerin Theresa May um ihr politisches Überleben kämpft. "Der Aufschub für den Brexit war kürzer als Mancher gehofft hatte", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Außerdem zeichne sich immer noch keine Mehrheit für die von May ausgehandelte Scheidungsvereinbarung Großbritanniens und der EU ab. Das Pfund Sterling setzte dennoch seinen Erholungskurs fort und verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 1,3229 Dollar. Der Euro stagnierte bei 1,1317 Dollar.

ÜBERNAHMEFANTASIE UM FIAT UND INMARSAT

Bei den Unternehmen stand Fiat Chrysler im Rampenlicht. Die Aktien des Autobauers stiegen in Mailand um 2,1 Prozent, nachdem das "Wall Street Journal" berichtet hatte, der französische Rivale Peugeot strecke seine Fühler aus. Vergangene Woche hatte Robert Peugeot, Chef der Familienholding FFP, Interesse signalisiert. Papiere von Peugeot und FFP gaben in Paris je knapp zwei Prozent nach.

In London katapultierte eine 3,4 Milliarden Dollar schwere Übernahmeofferte die Papiere von Inmarsat in eine höhere Umlaufbahn. Die Aktien des Satellitenbetreibers stiegen um bis zu 9,4 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 554 Pence. Die Interessenten um den Finanzinvestor Apax wollen das Unternehmen von der Börse nehmen. Vergangene Woche hatten Spekulationen auf einen Bieterwettkampf mit dem US-Konzern EchoStar, dessen 3,25 Milliarden Dollar schweres Angebot Inmarsat vor einigen Monaten ausgeschlagen hatte, die britische Firma beflügelt.

Die Aktien von Majestic Wine brachen dagegen zeitweise um knapp 13 Prozent ein. Der größte britische Weinhändler will Geschäftsteile verkaufen und stellt seine Dividendenpolitik auf den Prüfstand, um mehr Geld in seine Wachstumssparte "Naked Wines" zu stecken. Dort unterstützen Kunden über ein Abo-Modell unabhängige Weinbauern und sichern sich deren Tropfen zu Vorzugspreisen. Der angekündigte Strategiewechsel sei drastisch und komme unerwartet, schrieben die Analysten der Investmentbank Liberum.

rtr

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