Doch angesichts der anstehenden Berichtssaison seien die Investoren auf der Hut, sagte Salah-Eddine Bouhmidi, Marktexperte beim Analysehaus DailxFX Research: "Viele Marktteilnehmer sind vorsichtig, weil sie nicht die Auswirkungen des bestehenden Handelskonflikts auf die Realwirtschaft einschätzen können."

Zuwächse im Geschäft mit Privatkunden haben den großen US-Banken im zweiten Quartal über die Schwäche im Investmentbanking hinweg geholfen. JP Morgan verdiente mehr, wie auch die Citigroup, die bereits am Montag ihre Zahlen vorgelegt hatte. Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs, die sich im Gegensatz zu der Konkurrenz auf kein starkes Privatkundengeschäft stützen kann, schrumpfte das Ergebnis dagegen. Zudem bereitet eine schwächere Zinsmarge den Anlegern Kopfzerbrechen. "Sie zementiert die Einschätzung, dass neue Zinssenkungen den Finanzwerten zusetzen", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) haben solche Schritte bereits signalisiert.

Sie reagieren damit auf die Konjunkturabkühlung, die auch die Börsianer umtreibt. Diese bewerten derzeit die Wirtschaftslage in Deutschland so schlecht wie zuletzt 2010: Der entsprechende ZEW-Index fiel im Juli überraschend stark um 8,9 auf minus 1,1 Zähler. Der Handelsstreit zwischen den USA und China setzt den Exportfirmen zu, dazu kommt die Unsicherheit wegen des anstehenden Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union. Im Rennen um die Nachfolge von Theresa May als Premierminister liegt derzeit der Brexit-Hardliner Boris Johnson vorne. Nach einer Debatte mit seinem Rivalen Jeremy Hunt vom Montagabend steigt bei Händlern die Furcht vor einem ungeregelten Brexit. Das setzt dem Pfund zu: Die britische Währung gab 0,8 Prozent nach auf 1,2409 Dollar.


GERINGERER SCHADENERSATZ IN US-GLYPHOSATPROZESS

Bei den deutschen Aktienwerten stand Bayer im Rampenlicht, nachdem ein US-Richter in einem Prozess um den Unkrautvernichter Glyphosat die Schadenersatz-Zahlung auf 25,3 von 80,3 Millionen Dollar reduziert hatte. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern werde zwar nicht ohne Blessuren aus den zahlreichen Glyphosat-Verfahren hervorgehen, schrieb Analyst Volker Braun von Bankhaus Lampe. Er sei nun aber in einer besseren Position für Vergleichsverhandlungen mit den übrigen Klägern. Bayer-Titel legten bis zu 2,6 Prozent zu.

Gefragt waren auch die Papiere von Ryanair, obwohl der irische Billigflieger wegen des anhaltenden Flugverbots für die Boeing-Unglücksmaschine 737 MAX seine Wachstumsziele für 2020 mehr als halbierte und die Schließung von Standorten ankündigte. Die Verringerung von Überkapazitäten verbessere die Margen sowohl der Konkurrenten als auch von Ryanair, sagte Markets.com-Experte Wilson. Die Aktien des Billig-Fliegers gewannen 3,7 Prozent und diejenigen der Rivalen EasyJet und Wizz bis zu 5,2 Prozent. Die Lufthansa-Papiere legten 2,7 Prozent zu.

In London verbuchten die Papiere von Burberry mit einem Kursplus von mehr als 15 Prozent den bisher größten Kurssprung. Dank des Erfolgs der neuen Kollektionen von Chef-Designer Riccardo Tisci stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis den Angaben zufolge um vier Prozent.

rtr