"Das ist eine gute Nachricht, aber es besteht eine Menge Skepsis, wann er eingeführt wird und wie viele Leute sich impfen lassen", sagte Seema Shah, Chefstratege beim Vermögensverwalter Principal Global Investors.

Das anhaltende Gezerre um den Brexit dämpfte die Kauflaune zusätzlich. Die britischen Parlamentarier wollten im Tagesverlauf über das selbst in der Regierungspartei umstrittene Binnenmarkt-Gesetz debattieren, mit dem Premierminister Boris Johnson Teile der Scheidungsvereinbarung mit der EU aushebeln will. "Heute könnte sich zeigen, ob das in einer ausgemachten Revolte mündet und die Chance der Regierung, die Gesetzgebung durchzubringen, dahinschmilzt", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Nach den kräftigen Verlusten der vergangenen Wochen griffen Anleger dennoch zum Pfund Sterling. Es verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1,2884 Dollar und 0,5 Prozent auf 1,0853 Euro.

TESTS FÜR CORONA-IMPFSTOFF WIEDER AUFGENOMMEN


Der Pharmakonzern AstraZeneca nahm seine vergangene Woche wegen der Erkrankung eines Patienten unterbrochenen Tests für einen Coronavirus-Impfstoff wieder auf. Analysten verwiesen zudem darauf, dass der US-Konkurrent Pfizer weiterhin mit einer Zulassung seines Impfstoffes in den USA bis Jahresende rechnet. Pfizer und sein Mainzer Partner BioNTech wollen die Tests für ihren Corona-Impfstoff ausweiten. Das trieb die in Frankfurt notierten BioNTech-Aktien um 7,6 Prozent in die Höhe. Die Pfizer-Aktien gewannen im vorbörslichen US-Handel 2,7 Prozent.

Die Aktien von AstraZeneca konnten ihre Anfangsgewinne allerdings nicht halten und lagen leicht im Minus. Auf die Branchenstimmung drückte Börsianern zufolge eine Verordnung von US-Präsident Donald Trump zur Ausweitung von Zwangsrabatten für Medikamente. Der europäische Pharma-Index drehte 0,6 Prozent ins Minus.

FUSIONSTÄTIGKEIT HEBT STIMMUNG


Unterdessen schürten mehrere milliardenschwere Übernahmen Spekulationen auf eine anstehende Fusionswelle, sagten Börsianer. So verkauft der japanische Technologie-Investor Softbank den Chip-Designer ARM für 40 Milliarden Dollar an den Grafikchip-Spezialisten NVidia. Dies verhalf den Aktien des ARM-Rivalen Dialog Semiconductor zu einem Kursplus von bis zu 2,8 Prozent. Die Chip-Hersteller ASM International und STMicro rückten bis zu 2,9 Prozent vor. Die Titel von Infineon waren mit 24,40 Euro zeitweise so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

Die Aktien der Metro schnellten um bis zu 8,9 Prozent nach oben und waren stärkster Wert im MDax. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky nimmt einen neuen Anlauf zur Übernahme der Macht bei dem Düsseldorfer Großhandelskonzern und legte ein neues Übernahmeangebot vor. Jefferies-Analyst James Grzinic schrieb in einem Kommentar von einer "schleichenden Übernahme-Strategie", die Kretinsky verfolge. Mit voraussichtlich 8,48 Euro je Stammaktie und 8,87 Euro für die Vorzüge ist die Offerte für die Metro-Aktionäre nicht besonders attraktiv. Sie erlaubt EPGC aber, weitere Aktien ungehindert an der Börse zuzukaufen, sobald die Schwelle von 30 Prozent überschritten ist.

rtr