Der iranische Raketenangriff auf US-Ziele im Irak hat an die Kurse an den Aktienbörsen nur kurzzeitig belastet. Investoren hofften darauf, dass es nicht zu einem ausgewachsenen Krieg in der Golf-Region komme, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Als Vergeltung für die gezielte Tötung eines hochrangigen Generals vergangene Woche beschoss der Iran von den USA angeführte internationale Truppen im Irak. US-Präsident Donald Trump, der den Iran vor Vergeltungsangriffen gewarnt und mit "harten und schnellen" Gegenangriffen gedroht hatte, kündigte eine Erklärung im Verlauf des Tages an. "Das ist für den Präsidenten die Chance zur Deeskalation", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Aber will er das?" Zwar gehe er weiter davon aus, dass keine Seite einen direkten Zusammenstoß wolle, sagte Wilson. "Aber die Gefahr von Fehleinschätzungen wächst, da keine Seite nachgeben will."

ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN - SAUDI ARAMCO AUF REKORDTIEF


Unmittelbar nach der Attacke stieg der Ölpreis zunächst auf ein Vier-Monats-Hoch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 5,1 Prozent auf 71,75 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Mittwochnachmittag verbilligte sich das Barrel aber wieder auf 67,53 Dollar.

Die Aktien des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco fielen an der Börse Riad zweitweise auf ein Rekordtief von 34 Riyal und schlossen mit 34,20 Riyal noch 0,4 Prozent tiefer. Die "Antikrisen-Währung" Gold konnte anfängliche Gewinne nicht halten. Das Edelmetall markierte mit 1610,90 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zunächst ein Rekordhoch und notierte zuletzt 0,2 Prozent schwächer bei 1571,46 Dollar.

HÖHENFLUG VON VARTA VORERST BEENDET


Am deutschen Aktienmarkt sorgte Varta mit einem Kurssturz von bis zu 24 Prozent für Aufsehen. Ein Grund dafür war Händlern zufolge eine Herunterstufung des Batterie-Herstellers durch die Commerzbank. Das Institut sei bei diesem Wert der Meinungsführer, sagte einer von ihnen. Außerdem kämpft Varta mit Patentverletzungen durch chinesische Konkurrenten. Im vergangenen Jahr hatten sich der Varta-Kurs noch fast verfünffacht.

Aus den Depots flogen auch die Papiere von Deutsche Euroshop, die mit einem Minus von zeitweise acht Prozent auf den größten Tagesverlust seit 17 Jahren zusteuerten. Der Wert des Immobilienvermögens des Shoppingcenter-Betreibers ging den Angaben zufolge 2019 um 123 Millionen Euro zurück. Angesichts des schwächelnden Handels in Geschäften sei dies keine überraschende Entwicklung, schrieb Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank. Eine Besserung sei nicht in Sicht.

Unter Druck gerieten auch europäische Zulieferer des US-Flugzeugbauers Boeing, nachdem eine Maschine des Typs 737 im Iran abgestürzt war. Bei dem Unglück kamen alle 176 Insassen ums Leben. Die Papiere von Safran und Melrose gaben jeweils etwa ein halbes Prozent nach. An der Wall Street büßten Boeing-Titel vorbörslich ein Prozent nach. Die Aktien des größten Zulieferers Spirit AeroSystems rutschten um 2,4 Prozent ab. Die Papiere des Boeing-Rivalen Airbus notierten in Paris hingegen 1,2 Prozent fester.

rtr