"Auch wenn die Sorgen rund um die Coronavirus-Pandemie noch nicht vom Tisch sind, rücken diese nun nach und nach in den Hintergrund", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Niemand verschwendet derzeit einen Gedanken an Risiken und Nebenwirkungen." In den USA signalisierten die Futures einen etwas festeren Handelsstart.

Die Pandemie scheine sich dem Ende zuzuneigen, sagte Robert Beer, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung. Die Realwirtschaft erhole sich, die Regierungen schnürten Konjunkturpakete und die Notenbanken pumpten gigantische Beträge in den Markt. "Viele Investoren sind immer noch skeptisch und heillos unterinvestiert. Bei so viel Liquidität bleibt den Börsen nichts anderes übrig als zu steigen." Doch zugleich wächst die Sorge vor Übertreibungen. Auffällig sei, dass die Aktien von Unternehmen in den vergangenen Wochen am stärksten gestiegen seien, welche jahrelang sich schwächer als der Markt entwickelt hätten, sagte Michael Winkler, Chefstratege bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. "Somit entfernen sich die Aktienmärkte zunehmend von der Realwirtschaft. Die Prognose, dass die V-förmige Erholung der Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten wird, könnte für zunehmende Volatilität und Enttäuschung sorgen." Wie tief die Wirtschaft in der Pandemie gefallen war, zeigten die jüngsten Konjunkturdaten. So brach die deutsche Industrieproduktion so stark ein wie nie. Auch die chinesischen Außenhandelsdaten enttäuschten.

GOLDPREIS STEIGT


Der Ölpreis profitierte zeitweise von der einmonatigen Verlängerung der Förderbremse durch die Staatengruppe Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,6 Prozent auf 43,41 Dollar je Barrel (159 Liter), gab dann aber wieder nach. "Es stellt sich die Frage, wie groß der Wunsch der Mitglieder ist, die Kürzungen ein weiteres Mal zu verlängern", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Wegen der Kursrückgänge am Aktienmarkt schichteten einige Investoren ihr Geld in Gold um. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1696,83 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Angesichts der Hoffnung auf eine rasche Genesung der Weltwirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandmie werde Gold aber Schwierigkeiten haben, die Marke von 1700 Dollar zurückzuerobern, prognostizierte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp.

RAZZIA BEI WIRECARD - MÖGLICHE MEGA-FUSION IN PHARMABRANCHE


Bei den deutschen Aktienwerten stand Wirecard im Rampenlicht. Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft die Firmenzentrale des Zahlungsabwicklers durchsuchen lassen, nachdem die Finanzaufsicht BaFin den Vorstand wegen angeblicher Marktmanipulation angezeigt hatte. Dennoch bekräftigte das Unternehmen seine Gesamtjahresziele. Wirecard-Titel rutschten zunächst um mehr als sieben Prozent ab und notierten am Nachmittag nur noch gut ein Prozent im Minus.

Größter Gewinner im Dax waren die Aktien der Lufthansa mit einem Plus von bis zu 8,6 Prozent. Für Kauflaune bei den Anlegern sorge die Aussicht, dass Reisebeschränkungen gelockert oder aufgehoben würden und dass die Unternehmen nicht fallen gelassen würden, sagte ein Händler. Insidern zufolge einigten sich Österreich und die Lufthansa auf ein Rettungspaket für die Tochtergesellschaft Austrian Airlines.

rtr