Der Ausflug über die 10.000-Punkte-Marke war nur von kurzer Dauer: Der Dax kletterte am Dienstag in der Spitze um 0,7 Prozent auf 10.038,21 Zähler, das war der höchste Stand seit fünfeinhalb Monaten. Gegen Mittag lag der deutsche Leitindex dann kaum verändert bei 9963 Punkten. Händler zeigten sich allerdings optimistisch: "Der Dax will nach oben - neue Bestmarken sind nur noch eine Frage der Zeit", sagte ein Börsianer. Im Juni hatte der Leitindex ein Allzeithoch von 10.050,98 Punkten markiert.

Hoffnungsträger vieler Anleger ist derzeit die Europäische Zentralbank (EZB). Investoren setzen darauf, dass die Notenbank ihre Geldpolitik schon bald weiter lockern und mit dem Ankauf von Staatsanleihenkäufe beginnen wird. Mit diesem umstrittenen Schritt würde die EZB mehr Geld in die Wirtschaft pumpen, um die schwächelnde Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln und die extrem niedrige Teuerung zu erhöhen.

Alle Augen sind daher auf Donnerstag gerichtet, wenn der Rat der Notenbank unter Führung von EZB-Präsident Mario Draghi das letzte Mal in diesem Jahr zu seiner monatlichen Sitzung zusammenkommt. Marktbeobachter gehen zwar nicht davon aus, dass die Entscheidung über den Kauf von Staatsanleihen in dieser Woche fallen wird. "Allerdings wird Mario Draghi die Tür für eine Expansion der Geldpolitik weit offen halten", prognostiziert Helaba-Analyst Johannes Jander. Der Euro notierte mit 1,2436 Dollar leicht schwächer als im New Yorker Schlussgeschäft vom Vortag.

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BASF AUF ERHOLUNGSKURS

Einer der größten Dax-Gewinner waren BASF mit einem Plus von 1,2 Prozent. Den Titeln hatte in den vergangenen Tagen der rasante Preisverfall bei Öl zu schaffen gemacht. Anleger befürchteten, dass die Öl- und Gastochter Wintershall unter dem Ölpreisrückgang leiden könnte. "Heute sieht es aber erst einmal nach einer kleinen Erholung aus", sagte ein Börsianer. Die Ölpreise waren zu Wochenbeginn auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gefallen, nachdem die Opec angekündigt hatte, trotz des Preisrutsches an ihrer Fördermenge festzuhalten. Am Dienstag gab der Brentpreis ein Prozent auf 71,92 Dollar je Fass nach, WTI wurde mit 68,10 Dollar 1,3 Prozent billiger gehandelt.

Auf der Verliererseite fanden sich die Titel der Lufthansa wieder. Händlern zufolge drückte die Ausweitung des Pilotenstreiks die Aktien 1,4 Prozent ins Minus. Nach der Kurz- und Mittelstrecke haben die Flugzeugführer seit dem frühen Dienstagmorgen auch die Arbeit auf Interkontinentalverbindungen niedergelegt. Es ist der inzwischen neunte Ausstand. Seit Jahresbeginn haben die Titel der Lufthansa fast sieben Prozent verloren, der Dax kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von 4,3 Prozent.

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SALZGITTER NACH AUFGABE VON PIPELINE-PROJEKT IM SINKFLUG

Kursverluste mussten auch Salzgitter hinnehmen, die im MDax zweitweise um 9,5 Prozent einbrachen. Für den Stahlkonzern ist derzeit noch nicht absehbar, welche Auswirkungen das Ende der Baupläne für die Pipeline South Stream hat. Mit der Pipeline sollte russisches Gas unter Umgehung der Ukraine bis nach Südeuropa geliefert werden. Salzgitter und die österreichische Voestalpine hatten im Januar erklärt, einen Großauftrag für die Pipeline erhalten zu haben. Voestalpine verloren 1,7 Prozent.

Schockiert zeigten sich die Anleger von SMA Solar, deren Aktien nach einer Prognosesenkung um fast 20 Prozent auf 16,01 Euro absackten. Dies war der tiefste Stand seit zwei Jahren. "Neben der enttäuschenden operativen Entwicklung befürchten wir auch einen Reputationsschaden für das Management", sagte LBBW-Analyst Erkan Aycicek. Schließlich habe das Unternehmen erst vor knapp einem Monat seine bereits reduzierten Jahresziele bekräftigt.

Reuters