Noch zur Wochenmitte setzte der deutsche Leitindex DAX seinen Rekordlauf munter fort - am Donnerstag rücken nun erneut Sorgen über den Coronavirus in den Vordergrund. Durchwachsene Unternehmensberichte taten ihr Übriges.
Nachdem in China die Ansteckungen mit dem Coronavirus in der besonders betroffenen Provinz Hubei neu eingestuft wurden, führte dies zu einem drastischen Anstieg der offiziellen Fälle: Die Zahl neu nachgewiesener Todesopfer in Hubei stieg im Vergleich zum Mittwoch um mehr als das Doppelte, die der neu nachgewiesenen Infektionen verzehnfachte sich beinahe. "Mit der täglich veröffentlichten Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus schwanken auch die Kurse an der Börse", kommentierte Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader. Von Panik könne dabei aber nicht die Rede sein. "Keine Spur", sagte er.
Auf Unternehmensseite nahm die Zahlen-Flut von deutschen Konzern Fahrt auf. Vor allem die Geschäftszahlen von HeidelbergCement gefielen den Anlegern nicht - die Aktie war mit zeitweise mehr als drei Prozent im Minus das Schlusslicht im DAX. Analyst Nabil Ahmed von der britischen Bank Barclays sprach mit Blick auf das vierte Quartal von einem "Fehlschlag". DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber rechnet zudem 2020 in Nordamerika und Westeuropa, den wichtigsten Märkten von HeidelCement, mit einer geringeren Wachstumsdynamik.
An der Spitze des deutschen Leitindex notierte nach Zahlen der Gasekonzern Linde mit mehr als 3,3 Prozent im Plus - zudem erreicht die Aktie ein neues Rekordhoch. Alle Infos und unsere Einschätzung zur Aktie finden Sie hier.
Der Kurs des Euro fiel auf ein neues Tief seit Mai 2017 und wurde am frühen Nachmittag dann zu 1,087 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0914 Dollar festgesetzt.
Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war
Hohe Strafen verhageln Airbus das Rekordjahr - Faury plant vorsichtig
Milliardenstrafen wegen eines Korruptionsskandals haben dem Flugzeugbauer Airbus 2019 sein Rekordjahr verhagelt. Während der europäische Hersteller seinem US-Rivalen Boeing den Titel als weltgrößter Flugzeughersteller abjagte, verbuchte er wegen der hohen Strafzahlungen einen Nettoverlust von knapp 1,4 Milliarden Euro. Der im April 2019 angetretene Airbus-Chef Guillaume Faury will nun die zuletzt hektische Flugzeugproduktion in ruhigere Bahnen leiten. Für 2020 setzte er sich eher vorsichtige Ziele.
Lesen Sie hier unsere Einschätzung.
Commerzbank feilt nach Gewinneinbruch an weiterem Sparprogramm
Bei der Commerzbank deuten sich nach einem Gewinneinbruch neue Einschnitte an. Derzeit würden "weitere Einsparpotenziale" ausgelotet, "die über die bereits kommunizierten hinausgehen", sagte die neue Finanzchefin Bettina Orlopp bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. Spätestens zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August soll es Details geben.
Lesen Sie hier unsere Einschätzung.
Schneider Electric will RIB Software in Milliardendeal kaufen
Der französische Industriekonzern Schneider Electric will den deutschen Bausoftwarehersteller RIB Software übernehmen. Je Aktie wollen die Franzosen 29 Euro bezahlen, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Das entspricht bei 51,9 Millionen Aktien einem Gesamtwert von rund 1,5 Milliarden Euro. "Wir freuen uns, mit Schneider Electric einen strategischen Partner gefunden zu haben", sagte RIB-Chef Tom Wolf, der bislang Hauptaktionär mit knapp 17 Prozent ist.
Thyssenkrupp bei Aufzugsparte auf Zielgeraden - Verlust im 1. Quartal
Der angeschlagene Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp steht bei der Trennung von seinem lukrativen Aufzuggeschäft kurz vor der Entscheidung. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden", sagte Finanzvorstand Johannes Dietsch am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen des ersten Quartals. Dabei zeichnet sich immer mehr ein Verkauf der Sparte ab. Die Aktie drehte nach anfänglichen Verlusten im Verlauf ins Plus und stieg am späten Vormittag um rund 1,7 Prozent.
Tesla will mit Kapitalerhöhung gut 2 Milliarden US-Dollar einstreichen
Der US-Elektoautobauer Tesla will die gute Entwicklung seines Aktienkurses nutzen und sich mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld besorgen. Brutto könnte das Unternehmen inklusive Mehrzuteilungsoption bis zu rund 2,3 Milliarden US-Dollar mit dem Aktienverkauf einnehmen, wie Tesla am Donnerstag vor US-Börsenstart mitteilte. Das Geld will Tesla-Chef Elon Musk einsetzen, um die Bilanz des Konzerns zu stärken und für allgemeine Unternehmenszwecke einsetzen. Musk selbst will sich mit bis zu 10 Millionen Dollar an der Kapitalerhöhung beteiligen. Vorbörslich rutschte die Tesla-Aktie am Donnerstag in New York um 4,5 Prozent ab.
Internetkonzern Alibaba wächst weiter kräftig dank Cloud und Singles' Day
Der chinesische Internet-Riese Alibaba hat im vergangenen Quartal bei Umsatz und Gewinn deutlich zulegen können. Im dritten Geschäftsquartal (Ende Dezember) kletterte der Umsatz um 38 Prozent auf 161,5 Milliarden chinesische Yuan (21,3 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in Huangzhou mitteilte. Der Zuwachs an Nutzern trieb den Handel über die Internetportale weiter an. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum im Kerngeschäft in China etwas, was aber durch kräftige Steigerungen des Shopping- und Zahlungsvolumens am stark beworbenen chinesischen "Singles' Day" für Alleinstehende im November ausgebügelt wurde.
Pepsico wächst schwungvoller zum Jahresende - Aktie steigt vorbörslich
Der Limonaden- und Snackhersteller Pepsico hat beim Umsatz Ende 2019 Fahrt aufgenommen. Der Nettoumsatz stieg im Schlussquartal 2019 um 5,7 Prozent auf 20,6 Milliarden US-Dollar (18,9 Mrd Euro), wie der Konkurrent von Coca-Cola am Donnerstag in Purchase (US-Bundesstaat New York) mitteilte. Für das Gesamtjahr ergibt sich damit ein Umsatzplus von fast vier Prozent auf 67,16 Milliarden US-Dollar. Aus eigener Kraft - also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen herausgerechnet - lag das Plus bei 4,5 Prozent.
Bilfinger-Aktionäre: Schadenersatz gegen Ex-Vorstände durchsetzen
Das Kapitel um Korruptionsfälle beim Industriedienstleister Bilfinger soll nach dem Willen von Aktionären rasch geschlossen werden. Der Aufsichtsrat des Mannheimer Unternehmens müsse endlich von Ex-Vorständen den Millionen-Schadensersatz für deren laxes Vorgehen gegen Korruption ausgezahlt bekommen. "Wir erwarten, dass der Aufsichtsrat bis zur Hauptversammlung im Frühjahr endlich reinen Tisch gemacht hat", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW/Düsseldorf), Marc Tüngler, anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Mannheimer Unternehmens. Allerdings müsse die Zahlung angemessen sein: "Wir dulden weiterhin keinen Mickey-Mouse-Vergleich."
Telekom will bei Fusion T-Mobile US und Sprint nachverhandeln
Die Deutsche Telekom will bei der geplanten Übernahme des US-Mobilfunkkonzerns Sprint einem Bericht zufolge wie bereits erwartet den Preis drücken. Da sich die Telekom-Tochter T-Mobile US deutlich besser als der Fusionspartner entwickelt habe, wolle der Bonner Konzern die Konditionen für den bereits 2018 angekündigten Deal nachverhandeln, berichtet die "Financial Times" ("FT") unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen im Unternehmen. Ein Sprecher der Deutschen Telekom wollte den Bericht der "FT" nicht kommentieren.
dpa-AFX/rtr/ak