HSBC: "Börsenampel weiter auf Grün"

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien läuft bereits und heute Abend steigt auch die deutsche Elf ins Geschehen ein. Der Deutsche Aktienindex DAX scheint sich das nicht entgehen lassen zu wollen. Er hat eine Pause eingelegt und fiel zum Ende der vergangenen Woche auf unter 9.900 Punkte. Wirklich überraschend kam das für die Marktteilnehmer jedoch nicht: "Zum Wochenende bereiten Gewinnmitnahmen dem Gipfelsturm an den Aktienbörsen ein - vorläufiges - Ende", prognostizierte die Helaba bereits Anfang vergangener Woche. Jörg Scherer von der HSBC pflichtet dem bei: "Mit Blick auf die zunehmend überkaufte Lage wird eine Verschnaufpause auf dem hohen Niveau immer wahrscheinlicher." Doch stehe die Börsenampel weiterhin auf Grün. "Ein Grund zur Panik besteht nicht", meint Scherer. Durch die alten Ausbruchsmarken bei 9.810 bzw. 9.794 Punkten werde das Börsenbarometer gut unterstützt. "Erst unterhalb dieser Marke müssen sich die Aktienbullen auf härtere Zeiten und eine weitgehende Korrektur einstellen." Damit der DAX nachhaltig den Sprung in neue Kursregionen schaffen kann, benötigt er aus Sicht des LBBW-Experten Werner Bader mehr Unterstützung von fundamentaler Seite: "Die Unternehmensgewinne sind zwar in Summe stabil aufwärts gerichtet, eine gewisse Dynamik bei den Zuwachsraten will sich aber nicht einstellen."

Close Brothers Seydler Bank: "Stell die vor es ist Hausse und keiner glaubt dran"

Roger Peeters, Vorstand der Close Brothers Seydler Bank, glaubt nicht an ein Ende des DAX-Anstiegs. Denn Haussen endeten in einer Euphorie, wenn wirklich auch der letzte mögliche Marktteilnehmer Aktien besitze. "Und genau hiervon, also von einer euphorischen Stimmung, sind wir weit entfernt", sagt Peeters. "Die Zeitungen sind voll von kritischen Hinweisen auf die hohe Bewertung der Märkte, die wechselhafte Konjunktur oder auch auf geopolitische Risiken." Einziger Pluspunkt für die Bullen sei die expansive Geldpolitik, die wiederum eher manipulativ als wirklich fundamental einsortiert werde. "Stell die vor es ist Hausse und keiner glaubt dran", meint der Experte. "Diese Konstellation ist bei Lichte betrachtet tatsächlich ein weiterer möglicher Treiber für die Märkte." Der Fall der 10.000-Punkte-Marke könnte weitere Pessimisten auf dem falschen Fuß erwischt haben und den Trend verstärken.

Commerzbank: "Gold steigt im nächsten Jahr auf 1.400 US-Dollar"

Im Vergleich zu den Aktienbörsen geht es an den Rohstoffmärkten eher ruhig zu. "Rohstoffprodukte scheinen bei Anlegern derzeit in der zweiten Reihe zu stehen", sagt Jörg Sengfelder von Flow Traders. Gold-ETCs würden auf überschaubarem Niveau tendenziell abgestoßen und breiter aufgestellte Rohstoff-Körbe eher gesucht. "Es wurden so viele Mittel aus unseren Goldprodukten abgezogen wie zuletzt im September 2012", bestätigt Bernhard Wenger von ETF Securities diesen Trend.

Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, geht von einem moderat steigenden Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte aus: "Wir rechnen damit, dass sich die zuletzt schwächere physische Nachfrage in Asien beleben wird." Der Abschluss der Nachfolgevereinbarung für das im September auslaufende dritte Goldabkommen zwischen der Europäischen Zentralbank und den 18 Notenbanken der Währungsunion sowie der schwedischen Riksbank und der Schweizer Nationalbank stelle zudem sicher, dass die Goldbestände von Banken in etwa stabil gehalten würden. Anders als zuvor verzichteten die Banken aber auf ein explizites Verkaufslimit von bislang 400 Tonnen. "Letztmals haben die Banken im Vertragsjahr 2007/2008 ihr Verkaufslimit annähernd ausgenutzt und seit vier Jahren dem Markt so gut wie kein Gold zurückgeführt", erläutert Weinberg. "Auch China dürfte nach der gegenwärtigen Schwäche in den kommenden Monaten wieder mehr Gold einkaufen." Der World Council erwarte 2014 eine chinesische Goldnachfrage knapp unterhalb des Vorjahres. "Dies setzt merklich höhere monatliche Importe als im April voraus", meint der Analyst. "Wir prognostizieren für das nächste Jahr einen Goldpreisanstieg auf 1.400 US-Dollar pro Feinunze."

(PD)