Auch an der Wall Street zeichnete sich eine schwächere Eröffnung ab. Angesichts der hohen Inflation wird die EZB ihre Erwartungen an die Teuerung Experten zufolge wohl erneut erhöhen und am Donnerstag einen konkreten Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung nennen.
Börsianer gehen mittlerweile davon aus, dass die Zinsen bis September um 75 Basispunkte angehoben werden. "Darüber hinaus wird aber auch viel von Sprache und Tonlage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde abhängen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Solange nicht mehr Klarheit vonseiten der Notenbank herrscht, fällt es den Börsianern schwer, langfristige Positionen einzugehen." Marktteilnehmer fürchten eine zu hastige Zinswende, die eine weitere Abschwächung der Konjunktur nach sich ziehen könnte.
EZB-AUSSAGEN KÖNNTEN EURO STARK BEWEGEN
Dem Euro könnten falkenhafte Töne der Notenbank Analysten zufolge Auftrieb geben. Die Gemeinschaftswährung notierte zum US-Dollar zuletzt rund 0,3 Prozent fester bei 1,0728 Dollar. Sollten jedoch lediglich graduelle Zinserhöhungen in Aussicht gestellt und der Eindruck erweckt werden, dass es für größere Zinsschritte von 50 Basispunkten keine Mehrheit gebe, dürfte es die Gemeinschaftswährung schwer haben, hieß es bei der Helaba.
Nach überraschend starken Euro-Wirtschaftsdaten trennten sich Anleger von Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen zog im Gegenzug um fast sechs Basispunkte auf 1,351 Prozent an und lag damit so hoch wie seit 2014 nicht mehr. Trotz Ukraine-Krieg und Lieferproblemen ist die Konjunktur der Euro-Zone zu Jahresbeginn doppelt so stark gewachsen wie gedacht.
An den Rohstoffmärkten verteuerte sich die Nordseesorte Brent um 0,9 Prozent auf 121,61 Dollar je Fass. Die Preise zogen trotz eines wahrscheinlichen Anstiegs der US-Ölvorräte aufgrund der Lockerung der chinesischen Corona-Beschränkungen und eines möglichen Streiks norwegischer Ölarbeiter an.
SAF-HOLLAND STARTET ERNEUTEN ÜBERNAHMEVERSUCH FÜR HALDEX
Eine Verlustwarnung für das zweite Quartal der Schweizer Großbank Credit Suisse zog den gesamten Bankensektor nach unten. Der europäische Branchenindex verlor rund 0,8 Prozent. Papiere von Credit Suisse fielen in Zürich um mehr als fünf Prozent. "Die Frage ist ohnehin, ob Banken gut mit der Volatilität zurechtkommen, und die Gewinnwarnung hat die Leute insgesamt verunsichert", sagte Sebastien Galy, Stratege bei Nordea Asset Management.
In Stockholm steuerten Haldex-Aktien nach einer Übernahmeofferte des Lkw-Zulieferers SAF-Holland auf ihren größten Tagesgewinn aller Zeiten zu. Die Papiere des schwedischen Nutzfahrzeugbremsen-Herstellers legten rund 44 Prozent auf 65,20 schwedische Kronen zu, SAF-Holland-Papiere verloren dagegen mehr als drei Prozent. "Natürlich wird es Synergien geben, aber der Markt mag derzeit möglicherweise kein Barangebot", sagte ein Händler.
Ein Gewinn- und Umsatzsprung im Quartal beflügelte Inditex. Die Aktien des weltgrößten Fast-Fashion-Konzerns mit seinen Marken Zara, Massimo Dutti, Bershka und Pull & Bear stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf ein frisches Drei-Monats-Hoch von 23,39 Euro. Das Unternehmen hat die Werte der Vor-Corona-Krisenzeit des Jahres 2019 bei Umsatz und Gewinn bereits übertroffen.
rtr