Auch die neue Börsenwoche dürfte von der Geldpolitik bestimmt werden. Nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag steht der am Markt noch mehr beachtete Entscheid der US-Notenbank Fed an.

"Das Rudel folgt dem Leitwolf – Letzterer ist und bleibt die US-Notenbank", sagt Robert Greil, Chefstratege beim Bankhaus Merck Finck. Er sieht kommenden Mittwoch auch von der Fed eine weitere Leitzinsanhebung um 75 Basispunkte als gesetzt an. Daneben achtet der Markt auf Zwischentöne beim Statement der Notenbank. Greil: "Da die Inflation in den USA anders als in Europa trotz aller hartnäckigen Komponenten ihren Höhepunkt bereits überwunden haben dürfte, könnte die Fed ihr Wording in Sachen künftiger geldpolitischer Straffung leicht abmildern. Tut sie das nicht, wäre das allerdings eine Enttäuschung für die Märkte."

Trotz einer Flut von Konzernbilanzen, Konjunkturdaten und anderen Störfaktoren blieb der Dax in der alten Woche weitgehend widerstandsfähig und setzte sich mit einem Plus von 6,4 Prozent über der 13.000-Punkte-Marke fest. "Auffällig ist die Widerstandsfähigkeit des Marktes gegenüber schlechten Quartalszahlen: Auch ein Einbruch in der Amazon-Aktie in der Spitze um 25 Prozent kann den Anlegern die Stimmung nicht verderben. Die Erwartung des herannahenden Gipfels in den Leitzinsen wirkt zu euphorisierend", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.

US-JOBDATEN UND EINKAUFSMANAGERINDIZES IM FOKUS

Die Börsianer warten auf die US-Jobdaten in der Hoffnung, ein Rückgang der Nachfrage nach Arbeit könnte die Notenbank Fed dem Zinsgipfel näher bringen. Am Dienstag stehen die Beschäftigungszahlen der privaten US-Agentur ADP an. Sie gelten als Indikator für die offiziellen Daten, die für Mittwoch geplant sind. Analysten zeigen sich allerdings wenig optimistisch. "Der US-Arbeitsmarkt verliert zwar allmählich an Tempo, der Stellenzuwachs war aber wohl auch im Oktober recht kräftig", sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Auch die am Montag erwartete Inflationsrate für den Euroraum sollte Analysten zufolge kaum zurückgehen. Nach 9,9 Prozent im September rechnen sie im Schnitt mit 9,7 Prozent im Oktober.

Am Dienstag und Donnerstag kommen auch die finalen Oktober-Einkaufsmanagerindizes. Experten zufolge sollten sie sich sowohl beim Dienstleistungssektor als auch bei der Industrie in Deutschland und der Euro-Zone stabil zeigen.

PFUND ERNEUT IM BLICK - BILANZSAISON NOCH NICHT ZU ENDE

Im Fokus bleiben ebenfalls das Pfund Sterling und die britischen Staatsanleihen. Nach der Kehrtwende in der britischen Politik erwartet das Land noch die Zinsentscheidung der Bank of England, die einen Tag nach der Fed tagt. "Ob es danach für Rishi Sunak leichter wird, bleibt abzuwarten", schreiben Analysten der Helaba. Der zuvor erwartete Zinsschritt von einem Prozentpunkt sei wohl nicht mehr notwendig. Wahrscheinlich sei eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte. Bislang habe die britische Notenbank nur kleinere Schritte vorgenommen, aber angesichts der zweistelligen Inflation müsse sie die Geldpolitik weiter straffen – trotz der beginnenden Rezession.

Gleichzeitig geht es mit der Bilanzsaison weiter. Am Dienstag legen der Ölriese BP und die Pharmafirma Pfizer ihre Quartalszahlen vor, und für Donnerstag sind unter anderem die Bilanzen von BMW, Zalando, PayPal und Starbucks geplant.

Von Reuters