Damit verpufften auch die anfänglichen Kursgewinne und Dax sowie EuroStoxx50 gaben jeweils rund ein Prozent auf 12.631 beziehungsweise 3416 Punkte nach. "Der Streik von Norwegens Öl- und Gasarbeitern ist genau das, was der angespannte Erdgasmarkt in Europa im Moment nicht gebrauchen kann", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
"Die systemische Gefahr, die Bundeswirtschaftsminister Habeck im Zusammenhang mit möglichen Insolvenzen von Gasversorgern ansprach, wird an der Börse am Absturz der Aktie von Uniper in diesen Tagen überdeutlich." Die Bundesregierung rüstet sich für einen weitgehenden Gas-Lieferstopp Russlands und will dafür auch einen Schutzschirm für die wichtigsten Versorger aufspannen. Der mögliche Einstieg des Bundes bei dem angeschlagenen Versorger Uniper hatte Anleger zum Wochenstart in die Flucht geschlagen und mehr als ein Viertel des Börsenwerts vernichtet.
Nach dem Absturz deckten sich am Dienstag Investoren bei Uniper ein. Die Titel zogen in der Spitze um elf Prozent an. Die Stimmung bleibe aber negativ, sagte ein Händler. "Wenn der Staat einsteigt, sind die Aktionäre die letzten in der Schlange, die noch etwas bekommen."
GASPREISE STEIGEN WEITER
Norwegische Offshore-Arbeiter haben am Dienstag im Kampf für höhere Löhne die Arbeit niedergelegt. Bei einer weiteren geplanten Eskalation bis Samstag könnten nach einer Reuters-Berechnung fast ein Viertel der norwegischen Gasproduktion sowie rund 15 Prozent der Ölförderung lahmgelegt werden. Nach dem zweistelligen Zuwachs am Vortag zog der europäische Erdgas-Future erneut um rund acht Prozent auf 174,50 Euro je Megawattstunde an.
Am Rohölmarkt geriet der Preis für Brent aus der Nordsee hingegen unter Druck und fiel 0,5 Prozent auf 112,89 Dollar pro Barrel. Die Furcht vor einer weltweiten Rezession überlagerte die Sorgen über Angebotsengpässe durch mögliche Produktionskürzungen in Norwegen.
Die durch die steigenden Erdgaspreise angefachte Furcht vor einer Rezession drückte am Devisenmarkt den Euro gegenüber dem Dollar auf den niedrigsten Wert seit fast 20 Jahren. Die Gemeinschaftswährung büßte mehr als ein Prozent auf 1,0296 Dollar ein. "Es wird für den Euro weiterhin sehr schwierig sein, sich in nennenswerter Weise zu erholen, da sich das energiepolitische Lagebild verschlechtert und die Risiken für das Wirtschaftswachstum deutlich zunehmen", sagte MUFG-Analyst Derek Halpenny.
Positive Daten aus China sorgten nur kurz für einen Hoffnungsschimmer. Chinas Dienstleistungssektor ist einer Umfrage zufolge so schnell gewachsen wie seit fast einem Jahr nicht mehr. "Und wenn Chinas Wirtschaft floriert, dann hat das positive Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Positiv gewertet wurden auch Anzeichen für ein Nachlassen der Spannungen zwischen den USA und China. Einem Bericht zufolge zieht US-Präsident Joe Biden die Rücknahme einiger Zölle auf chinesische Importe in Erwägung.
Bei den Einzelwerten standen die Titel von SAS im Rampenlicht. Nach der Eskalation des Tarifstreits mit ihren Piloten hat die skandinavische Fluggesellschaft die Reißleine mit einer Insolvenz nach US-Recht gezogen. Die Aktien brachen an der Börse in Stockholm um rund 14 Prozent ein. Dagegen zogen die Anteilsscheine von Shop Apotheke um bis zu 15 Prozent an, nachdem die Online-Apotheke den Umsatz gesteigert und die Jahresziele bekräftigt hatte.
rtr