Die zuletzt kräftigen Kursverluste hatten die Investoren verunsichert. Per Freitagnachmittag verlor der deutsche Leitindex bei einem Stand von 13.240 Punkten in der Woche mehr als zwei Prozent. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus damit auf rund sechzehn Prozent.

Denn die steigenden Energiepreise schüren die Inflationssorgen an den Börsen. Die Lage an den Gasmärkten dürfte sich weiter zuspitzen, da der russische Exporteur Gazprom angekündigt hat, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Der europäische Gaspreis hat sich an den Terminbörsen seit Jahresbeginn bereits mehr als verdreifacht. Ein Ende ist Experten zufolge noch nicht in Sicht. Im Oktober dürften die Gaspreise einen weiteren Sprung nach oben machen, wenn in Deutschland von vielen Versorgern erstmals die Gas-Umlage erhoben werde, sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Dies könnte die Inflationsrate im Euroraum auf über zehn Prozent treiben", sagt Weil. Auch andere Ökonomen sehen den Höhepunkt bei den Preisanstiegen noch nicht erreicht. Das Ende August anstehende Auslaufen des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts in Deutschland dürften die Teuerungsrate weiter steigen lassen, rechnet Ökonom Weil vor. Auch bei den am Dienstag anstehenden deutschen Konsumentenpreisen für August sehen die meisten Experten einen erneuten Anstieg. Am Mittwoch folgen die Daten für die Euro-Zone.

INFLATION LASTET AUF UNTERNEHMEN UND HAUSHALTEN


Unternehmen und Privathaushalte dürften weiter unter den steigenden Preisen ächzen. In Deutschland signalisierten die Stimmungsindikatoren zuletzt eine weitere Wachstumsabschwächung. "Mit Blick auf die Datenlage stellt sich derzeit nicht mehr die Frage, ob Deutschland in eine Rezession fällt - sondern eher, wie tief sie ausfallen könnte", sagt Deutsche-Bank-Anlagestratege Ulrich Stephan. Die Prognosen für die Unternehmen trübten sich entsprechend ein. "Wir erwarten daher einen deutlichen Rückgang der Gewinnmargen", sagt Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp. Fallende Gewinnerwartungen dürften die Aktienmärkte daher regelmäßig ausbremsen.

WIE WEIT GEHT DIE FED?


Der Ausblick für das weltweite Wirtschaftswachstum trübt sich auch wegen der steigenden Kreditzinsen infolge der gestrafften Geldpolitik ein. Im Fadenkreuz der Märkte steht deshalb weiterhin die US-Notenbank Fed, die seit der Zinswende im März das Zinsniveau stetig erhöht. Es liegt in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. An der Börse wird gerätselt, ob die Fed im September erneut einen sehr kräftigen Schritt nach oben machen oder die Zügel etwas weniger stark anziehen wird.

Der am Freitag zur Veröffentlichung anstehende US-Arbeitsmarktbericht dürfte Hinweise darauf liefern. Analysten rechnen im Schnitt für August mit einem Beschäftigungsplus von 300.000, nachdem im Juli mit 528.000 weitaus mehr Stellen entstanden waren als erwartet. Experten gehen davon aus, dass Fed-Chef Jerome Powell an einer straffen Geldpolitik inklusive weiterer Zinserhöhungen festhalten dürfte. "Nur ist die Frage, um welchen Preis die Fed bei ihrer restriktiven Haltung bleibt," sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Muss sie eine Rezession herbeiführen, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, inklusive einer wieder steigenden Arbeitslosigkeit?"

rtr