Die Risikobereitschaft drückte auch der Ausbruch einer hochansteckenden Corona-Untervariante in China. Der Dax gab in der Spitze am Dienstag 1,4 Prozent auf 12.655 Punkte nach. Der EuroStoxx50 büßte bis zu 1,3 Prozent auf 3426 Zähler ein. "Die Angst vor einer weltweiten Rezession kennt offensichtlich kein Halten mehr", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.

Die trüben Konjunkturaussichten und der wachsende Zinsabstand zu den USA ließen den Euro auf bis zu 1,0002 Dollar fallen. Damit ist er erstmals seit Dezember 2002 nur noch einen Hauch von der Parität entfernt. "Ich fürchte, wenn dieser Damm einmal gebrochen ist, dass sich dann der Euro erst einmal darunter einnisten könnte, bis wir Ende nächster Woche - hoffentlich - wissen, ob das Gas wieder fließt." Wie geplant hatte am Montag die jährliche Wartung der wichtigen Gas-Pipeline Nord Stream 1 begonnen, bei der der Gasfluss aus Russland üblicherweise für zehn Tage unterbrochen wird.

"Die Abschaltung der Pipeline hat die europäischen Erdgas- und Strompreise wieder in die Höhe schnellen lassen, und die Terminpreise deuten darauf hin, dass die Preise im Herbst und Winter über die Spitzenwerte vom Ende des letzten Jahres steigen werden", teilten die Analysten von SEB Research mit. Am Erdgas-Markt zog der europäische Future am Dienstag unterdessen nur leicht auf 170 Euro je Megawattstunde an.

CORONA-RESTRIKTIONEN IN CHINA


Am Rohölmarkt trübten sich die Aussichten für die Nachfrage nach Kraftstoff ein. Öl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 2,4 Prozent auf 104,52 Dollar pro Barrel. Der Preis für US-Rohöl WTI gab in der Spitze um fast drei Prozent auf 101,11 Dollar pro Barrel nach. Investoren befürchteten vor allem einen Nachfragedämpfer in China. Mehrere chinesische Städte erließen bereits neue Corona-Beschränkungen, um die Ausbreitung einer hochinfektiösen Untervariante zu verhindern.

Bei den Einzelwerten ließ die Aussicht auf einen Milliardenzuschuss des französischen Staats die Anteilsscheine von EDF um bis zu 9,4 Prozent steigen. Zwei Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, dass die französische Regierung bereit sei, mehr als acht Milliarden Euro zu zahlen, um den Energieriesen wieder vollständig unter staatliche Kontrolle zu bringen. EDF und das Wirtschaftsministerium lehnten eine Stellungnahme dazu ab.

Dagegen konnten die Titel von BASF nicht von überraschend starken Quartalszahlen und einer bestätigten Jahresprognose profitieren. Die Titel des Chemiekonzerns gaben um bis zu 2,5 Prozent nach. Höhere Verkaufspreise haben BASF im zweiten Quartal auf Kurs gehalten. Die Experten von JPMorgan warnten aber vor zunehmendem Gegenwind für die Branche im Zusammenhang mit Gasrationierungen und den hohen Gaspreisen in Europa.

rtr