US-Präsident Donald Trump halte offenbar an seiner Strategie fest, den Druck auf China hoch zu halten, sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Ob das Reich der Mitte allerdings bereit ist, mit einer Pistole am Kopf zu verhandeln, ist mehr als fraglich. Das Risiko, dass ein Handelsabkommen noch Monate auf sich warten lässt und in der Zwischenzeit die Weltwirtschaft weiter lähmt, ist hoch."
Vor diesem Hintergrund hätten Aussagen Trumps jederzeit das Potenzial, die Börsen in Turbulenzen zu stürzen, warnt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG Markets. "Seine gefürchteten Tweets führen entweder zu Panik oder zu Euphorie." Der Dax verlor in der alten Woche 1,5 Prozent.
SPEKULATIONEN UM ZEIT NACH THERESA MAY
Auch beim zweiten Dauerbrenner-Thema, dem Brexit, können Investoren nicht auf eine Verschnaufpause hoffen, wie Commerzbank-Analyst Peter Dixon prognostiziert. Denn das Rätselraten um den Kurs Großbritanniens nach dem für Anfang Juni geplanten Rücktritt von Premierministerin Theresa May halte sie auf Trab. "Nachfolgen wird ihr wohl ein Brexit-Befürworter, der allerdings ebenfalls nur einer Minderheitsregierung vorstehen und damit bei der Umsetzung des Brexit kaum Handlungsspielraum haben wird." In der alten Woche fiel das Pfund Sterling zeitweise auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von 1,2603 Dollar.
Die Europawahl werde dagegen kaum Auswirkungen auf die Börsen haben, prognostiziert Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Allenfalls ein erdrutschartiger Sieg der Rechten würde vermutlich ausreichen, um eine sichtbare Marktreaktion hervorzurufen." Die Börsen in London und New York könnten darauf nur verzögert reagieren, da sie am Montag feiertagsbedingt geschlossen bleiben.
GELDPOLITIK VON EZB UND FED IM BLICK
Börsianer warteten zudem gespannt auf die deutschen und europäischen Inflationsdaten am Freitag. Von ihnen erhofften sie sich Hinweise auf die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), über die die Währungshüter in der ersten Juni-Woche beraten. Wegen des späten Pfingsttermins seien die Zahlen für Mai allerdings verzerrt, warnen Analysten.
Wenige Stunden später werden in den USA die Einkommen und Verbraucherausgaben veröffentlicht. Wichtiger ist aus Sicht von Experten allerdings der parallel dazu veröffentlichte Preisindex, ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank. Sollte der sogenannte PCE-Preisdeflator auf einen wachsenden Inflationsdruck hindeuten, könne dies die Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der Fed dämpfen.
rtr