Der in den vergangenen Tagen an den Aktienmärkten bestimmende Optimismus ist am Mittwoch wieder abgeebbt. Der Dax lag gegen Mittag 0,8 Prozent im Minus bei 12.570 Punkten, nachdem er am Dienstag noch knapp vier Prozent zugelegt hatte. Der EuroStoxx50 verlor 0,8 Prozent auf 3455 Punkte.
In den vergangenen Tagen hatten Hoffnungen der Anleger auf ein Ende der massiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed den Börsen weltweit Auftrieb gegeben. "Die Anleger klammern sich an jedes Fitzelchen, das in diese Richtung weisen könnte", sagte Susannah Streeter, Analystin bei Hargreaves Lansdown. Sie dämpfte aber die Hoffnungen. "Statt eines schnellen Kurswechsels der Fed ist eher mit einer langsamen, schrittweisen Wende zu rechnen." Deswegen nehmen die Investoren derzeit alle Konjunkturdaten aus den USA genau unter die Lupe, so auch die am Nachmittag anstehenden Beschäftigungszahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Analysten erwarten für September einen beschleunigten Jobaufbau von 200.000 Stellen, nach einem Plus von 132.000 im Vormonat. Die ADP-Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag, die ein wichtiger Anhaltspunkt für die Konjunkturlage in den USA sind.
ÖLPREIS VERHARRT VOR OPEC+-TREFFEN
Im Blick steht weiterhin auch Öl. Im Laufe des Tages beraten das Exportkartell Opec und seine Verbündeten über Förderkürzungen. Insidern zufolge sprechen sie über eine Reduzierung ihrer Förderquoten in Höhe von ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd). Die Opec+ hat es trotz Bitten von wichtigen Kunden wie den USA bislang abgelehnt, zur weiteren Senkung der Preise die Förderung zu erhöhen.
Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent aus der Nordsee fiel um 0,2 Prozent auf 91,63 Dollar, nachdem er am Vortag um knapp drei Dollar zugelegt hatte. Der Preis für die US-Sorte Crude fiel um 0,3 Prozent auf 86,23 Dollar. Der Markt dürfte eine deutliche Förderkürzung bereits einkalkuliert haben, wie man an den jüngsten Preissteigerungen gesehen habe, sagte Tina Teng, Analystin von CMC Markets. In den vergangenen drei Monaten war der Ölpreis allerdings aufgrund der Angst vor einer weltweiten Konjunkturflaute deutlich gefallen: von rund 120 Dollar auf um die 90 Dollar.
Auch am Devisenmarkt schwand der zarte Optimismus der Vortage, der als riskanter geltende Währungen gestützt hatte. Die Anleger gingen wieder auf Nummer sicher: Der Dollar-Index, der die US-Währung in Vergleich setzt zu einer Gruppe anderer wichtiger Devisen, legte um 0,54 Prozent zu auf 110,77 und erholte sich damit etwas von seinen Vortagesverlusten von 1,3 Prozent. Der Euro gab dagegen nach auf 0,993 Dollar.
AKTIEN BRITISCHER EINZELHÄNDLER VERPÖNT
Bei den europäischen Einzelwerten ging es durch alle Sektoren bergab. Im britischen Leitindex FTSE verloren die Aktien von Tesco 2,3 Prozent. Die Supermarktkette äußerte sich weniger zuversichtlich für ihren weiteren Geschäftsverlauf. Die Anleger nahmen auch die Aktien anderer britischer Einzelhändler in Sippenhaft. Sainsbury rutschten um drei Prozent, die Titel des Online-Supermarkts Ocado gaben um vier Prozent nach.
Auch in den deutschen Indizes standen nur wenige Papiere auf der Gewinnerseite. So etwa im SDax die Aktien von Shop Apotheke mit einem Plus von 1,4 Prozent. Der Online-Pharmahändler hatte für das dritte Quartal ein deutliches Umsatzplus gemeldet. Im MDax gewannen Carl Zeiss Meditech knapp drei Prozent nach einer Kaufempfehlung von Berenberg.
Von Reuters