Versöhnlicher Abschluss für den schwärzesten September seit der Finanzkrise von 2008: Dax und EuroStoxx50 stiegen am Freitag um jeweils etwa 1,3 Prozent auf 12.125 beziehungsweise 3317 Punkte. 

Das Minus beim Dax seit Monatsbeginn summierte sich allerdings auf knapp sechs Prozent. Echtes Kaufinteresse sei nicht zu beobachten, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Vielmehr lösten einige Investoren ihre Wetten auf einen weiteren Kursverfall auf.

Auch Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets warnte vor möglichen erneuten Rücksetzern. "Zu schwer wiegen die Sorgen über eine davongaloppierende Inflation, auf die die Notenbanken noch lange mit Zinserhöhungen reagieren dürften. Zudem verändert sich die geopolitische Lage mit der russischen Annexion der vier besetzten Gebiete und den Sabotage-Akten an den Gaspipelines nicht wirklich zum Positiven."

ERNEUTER ANSTIEG DER EUROPÄISCHEN INFLATIONSRATE ERWARTET

In diesem Zusammenhang warteten Investoren gespannt auf die europäischen Preisdaten. Experten prognostizierten einen Anstieg der Teuerungsrate auf 9,7 Prozent im Jahresvergleich. Die deutsche Inflation hatte erstmals seit rund 70 Jahren die Marke von zehn Prozent erreicht. "Die notwendigen geldpolitischen Konsequenzen dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen", sagte RobMarkets-Experte Molnar.

Unterdessen verhalfen Spekulationen um eine Drosselung der Erdöl-Förderung durch die Staaten der großen Exportländer der Sorte Brent aus der Nordsee zu einem Kursplus von 1,2 Prozent auf 89,54 Dollar je Barrel (159 Liter). "Im August blieb die Produktion der Opec+ aber bereits schätzungsweise 3,37 Millionen Barrel pro Tag hinter den Zielen zurück", gaben die Experten der Bank ING zu bedenken. Daher werde die reale Fördermenge weniger stark zurückgehen als offiziell angekündigt. Einige Opec+-Staaten haben wegen maroder Förderanlagen Probleme, ihre Quoten zu erfüllen.

Gefragt waren auch Industriemetalle. Die überraschende Rückkehr des Barometers für die Stimmung der chinesischen Industrie über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten schüre Hoffnungen auf eine anziehende Nachfrage des Top-Abnehmers. Kupfer verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 7582 Dollar je Tonne.

Am Erdgas-Markt entspannte sich die Lage dank kontinuierlicher Lieferungen von Flüssiggas als Ersatz für Importe aus Russland weiter. Der europäische Future gab 4,2 Prozent auf 176,50 Euro je Megawattstunde nach.

ADIDAS UND PUMA STRAUCHELN WEGEN NIKE-ZAHLEN

Am Aktienmarkt gerieten Adidas und Puma unter Verkaufsdruck. Ihre Papiere fielen um vier beziehungsweise 5,4 Prozent, nachdem der US-Rivale einen Gewinneinbruch gemeldet und vor weiterem Margendruck gewarnt hatte. Die verstärkten Rabatt-Aktionen seien ein schlechtes Omen für die europäischen Sportartikel-Hersteller, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Sie würden voraussichtlich nachziehen müssen. Dies überschatte die bislang robuste Nachfrage diesseits des Atlantik. Nike-Titel brachen im vorbörslichen US-Geschäft um gut neun Prozent ein.

Unterdessen hielten sich die Papiere der Porsche AG über ihrem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Am zweiten Tag nach dem Börsengang legten sie 0,7 Prozent auf 83,08 Euro zu. Großaktionär Volkswagen rückte nach dem Ausverkauf vom Donnerstag 0,8 Prozent vor.

Von Reuters