Am Tag der mit Spannung erwarteten dritten kräftigen Zinserhöhung der US-Notenbank Fed haben Kriegssorgen die Furcht der Anleger vor einer Rezession verschärft. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte im Krieg gegen die Ukraine die erste Teilmobilmachung des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg an.
Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um bis zu 1,2 Prozent auf 12.521 und 3426 Punkte. Im Handelsverlauf wurden die Verluste aber wieder wett gemacht. Aufsehen erregte am Markt auch die geplante Verstaatlichung des taumelnden Energieriesen Uniper, die die Aktie abstürzen ließ.
Angesichts der unsicheren Gemengelage griffen Anleger erneut beim Dollar zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, sprang um 0,6 Prozent auf bis zu 110,87 Punkte und erreichte ein neues 20-Jahres-Hoch von 110,79 Punkten. Dagegen verstärkte sich der Druck auf den Euro, der um bis zu 0,9 Prozent auf 0,9883 Dollar abrutschte. Das britische Pfund verlor bis zu 0,7 Prozent auf 1,1302 Dollar und fiel damit auf ein neues 37-Jahres-Tief.
"Die Nähe der europäischen Länder zur Ukraine lässt die Menschen darüber nachdenken, wie die Situation aussehen könnte, wenn der Krieg in der Ukraine zu etwas Größerem wird", sagte Danni Hewson, Finanzanalystin beim Börsenmakler AJ Bell. "Die Russland-Schlagzeilen stehlen der Fed die Show, zumindest im Moment", urteilte auch Kenneth Broux, Währungsstratege der Societe Generale. Am Abend rechnen Börsianer mit der dritten Zinsanhebung in den USA um 0,75 Prozentpunkte. Einzelne Investoren erwarten sogar einen Mega-Zinsschritt von einem vollen Prozentpunkt.
Von Reuters
RUN AUF ÖL, GAS UND RÜSTUNGSWERTE
Die Ankündigung der Mobilmachung von rund 300.000 russischen Reservisten beendete unterdessen die Entspannung am europäischen Erdgas-Markt. Der europäische Future stieg in der Spitze um 8,4 Prozent auf 212,50 Euro je Megawattstunde. Am Rohölmarkt zogen die Preise ebenfalls an. Öl der Sorte Brent kletterte in der Spitze um mehr als drei Prozent auf 93,50 Dollar pro Barrel.
Die erneut steigenden Energiepreise ließen Anleger zu Öl- und Gaswerten greifen. Der entsprechende Branchenindex zog mehr als zwei Prozent an. Die russische Teilmobilmachung sorgte europaweit für Auftrieb bei Rüstungswerten. Die Aktien von Rheinmetall und Hensoldt stiegen um rund zehn Prozent. Auch der italienische Konzern Leonardo, der französische Verteidigungs- und Technologiekonzern Thales, die schwedische Firma SAAB und das größte britische Verteidigungsunternehmen BAE Systems stiegen zwischen vier und knapp sieben Prozent.
UNIPER-AKTIE STÜRZT AB
Im freien Fall befand sich dagegen die Aktie des taumelnden Gasimporteurs Uniper. Die beschlossene Verstaatlichung und die Folgen für die Aktionäre ließen die Anteilsscheine in der Spitze um fast 39 Prozent auf 2,55 Euro einbrechen. Dagegen jubelten die Aktionäre der finnischen Uniper-Mutter Fortum. Die Titel stiegen an der Börse in Helsinki rund neun Prozent auf 13,17 Euro je Aktie. Der Bund will am Ende 99 Prozent der Anteile an Deutschlands größtem Gasimporteur halten und übernimmt dafür für einen Kaufpreis von rund 480 Millionen Euro die Beteiligung von Fortum an Uniper.
Von Reuters