Der EuroStoxx50 gab 1,9 Prozent auf 3238 Zähler nach. Auch an den US-Börsen wird ein schwächerer Start erwartet. "Der Fokus ist stark auf die Ausblicke der Unternehmen auf das zweite Halbjahr gerichtet", sagte ein Händler. Die hohen Erwartungen würden häufig enttäuscht. Nach der Kursrally spielten auch Gewinnmitnahmen eine Rolle. "Im Hintergrund steht auch immer die Angst vor der zweiten Welle."
Gegen den Verkaufsdruck konnte auch die Versicherung der US-Notenbank nichts ausrichten, noch lange an ihrer Politik des billigen Geldes festzuhalten. Zugleich verpflichtete sich die US-Zentralbank, die gesamte Bandbreite ihrer Instrumente zu nutzen, um zur Bewältigung der Krise beizutragen. Die große Präsenz der Fed gebe riskanten Anlagen zwar Rückhalt, sagte Matthew Sherwood, Analyst bei der Finanzgruppe Perpetual. "Aber die Fed verfügt über keinerlei Instrumente, um eine Erholung in die Wege zu leiten, was bedeutet, dass die Fiskalpolitik zur Stützung der Haushaltseinkommen beibehalten werden muss."
Dies gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass die Arbeitslosigkeit in den USA in den kommenden Monaten steigen könnte. Der anhaltende Streit im US-Kongress über ein weiteres Hilfspaket trübte deshalb die Stimmung am Markt. Präsident Donald Trump sagte am Mittwoch, dass seine Regierung und die Demokraten im Kongress bei einem neuen Coronavirus-Entlastungsgesetz noch "weit voneinander entfernt" seien.
CORONA-KRISE SCHLÄGT DURCH
Die Corona-Krise sorgte auch für einen historischen Absturz der deutschen Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt fiel im zweiten Quartal um 10,1 Prozent zum Vorquartal. "Der Rückgang war noch härter und stärker als erwartet, was auch vom Markt reflektiert wird", sagte DZ Bank-Stratege Daniel Lenz. "Nun ist sie amtlich - die Jahrhundertrezession", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Experten erwarten zwar nun eine deutliche Erholung, warnen aber vor anhaltenden Unsicherheiten. Mit Spannung warteten Investoren zudem auf Zahlen zum Ausmaß des Einbruchs der US-Wirtschaft.
Neben dem BIP stand vor allem eine Flut von Unternehmenszahlen im Fokus der Anleger. Unter die Räder kam insbesondere der Autosektor, nachdem Volkswagen-Aktien im Handelsverlauf bis zu 7,6 Prozent nachgaben. Der weltgrößte Autobauer ist wegen der Corona-Krise tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Ergebnisse lägen unter den Erwartungen, sagte Jürgen Pieper, Branchenanalyst der Metzler Bank. Renault fuhr im ersten Halbjahr einen Rekordverlust von 7,3 Milliarden Euro ein. Die Aktien des französischen Autobauers büßten bis zu 8,8 Prozent ein.
Zudem ließ der Banken-Sektor Federn. Die Papiere der britischen Großbank Lloyds fielen bis zu 9,3 Prozent, nachdem das Institut für das erste Halbjahr einen Vorsteuerverlust ausgewiesen hat. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind aus Sicht des Geldhauses deutlich größer als Ende April vorhergesehen. Die Aktien der spanischen Bank BBVA gaben nach einer Aufstockung der Vorsorge für Kreditausfälle ebenfalls bis zu 9,3 Prozent nach.
Ein schwacher Ausblick für die zweite Jahreshälfte setzten dem Chip-Zulieferer Siltronic zu. Die Titel des Münchner Unternehmens brachen bis zu 10,2 Prozent ein, nachdem der Hersteller von Siliziumscheiben, aus denen Chips gestanzt werden, ein schwächeres zweites Halbjahr ankündigte.
rtr