"Dank der aggressiven Politik der sozialen Distanz gibt es Licht am Ende des Tunnels", sagte Erik Nielsen, Chef-Volkswirt der Bank UniCredit. "Die schlechte Nachricht: Es handelt sich um einen sehr langen Tunnel." Auch Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets warnte vor überzogenen Erwartungen. Eine rasche Aufhebung der Beschränkungen für das öffentliche Leben sei nicht zu erwarten. Aktienhändler Keith Temperton vom Brokerhaus Tavira prognostizierte, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie die Börsen noch geraume Zeit belasten würden.

Investoren griffen dennoch bei Reisewerten, die in den vergangenen Wochen unter die Räder gekommen waren, wieder beherzt zu. Der europäische Branchenindex gewann gut sieben Prozent. Aufwärts ging es auch für das Pfund Sterling, nachdem die Einlieferung des an Covid-19 erkrankten britischen Premierministers Boris Johnson in ein Krankenhaus die Anleger zunächst verschreckt hatte. Da es sich nicht um einen Notfall gehandelt habe, werde Johnson sicher bald wieder entlassen, sagte Wohnungsbauminister Robert Jenrick. Das Pfund verteuerte sich daraufhin um jeweils etwa 0,3 Prozent auf 1,2289 Dollar und 1,1390 Euro.

ANLEIHEN-RENDITEN STEIGEN - GOLDPREIS AUCH


Unterdessen zogen sich einige Anleger aus dem "sicheren Hafen" Staatsanleihen zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,391 Prozent von minus 0,435 Prozent. Gold verteuerte sich dagegen um 1,4 Prozent auf 1638,26 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die drohende weltweite Rezession und die billionenschweren Programme zu deren Bekämpfung seien ohne Beispiel, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Er wäre daher nicht überrascht, wenn die häufig als Inflationsschutz genutzte "Antikrisen-Währung" die Marke von 1700 Dollar überspringe.

Erneut abwärts ging es für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,6 Prozent auf 33,21 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem der für Montag erwartete Krisengipfel der "Opec+" zur Beilegung des Preiskriegs zwischen den wichtigen Förderländern Saudi-Arabien und Russland auf Donnerstag verschoben worden war. "Das ist vielleicht das Beste, damit die Mitglieder eine gemeinsame Basis finden können, bevor die eigentliche Diskussion losgeht", sagte Harry Tchilinguirian, Chef-Anlagestratege für Erdöl bei der Bank BNP Paribas.

PEUGEOT SICHERT SICH ZUSÄTZLICHEN KREDIT


Bei den europäischen Aktienwerten gehörte Peugeot mit einem Kursplus von zeitweise gut zwölf Prozent zu den Favoriten. Die französische Opel-Mutter sicherte sich zusätzliche Kredite im Volumen von drei Milliarden Euro. Ähnliches galt auf für Rolls-Royce. Der britische Triebwerkshersteller kann künftig zusätzlich umgerechnet 1,7 Milliarden Euro bei Banken aufnehmen. Dies und ein geplanter drastischer Sparkurs verhalfen den Titeln zu einem Kurssprung von zeitweise rund 21 Prozent, womit sie auf den größten Tagesgewinn seit fast 33 Jahren zusteuerten.

Gefragt waren auch die Papiere von Novacyt, die sich in London um fast 14 Prozent verteuerten. Auslöser der Rally war die Zulassung eines Corona-Tests der Biotechfirma in Frankreich, das zu den von der Pandemie am härtesten getroffenen Ländern zählt.

rtr