Es ist der größte Tagesverlust seit sechs Monaten: Die Nervosität der Anleger ist am Dienstag auf dem Frankfurter Börsenparkett deutlich gestiegen. Enttäuschende Unternehmenszahlen, schwache Konjunkturdaten und eine erneut scharfe Rhetorik von Donald Trump gegen China im Handelsstreit trübten am Tag vor dem US-Zinsentscheid die Stimmung.
"Mit konjunktursensiblen Titeln ist in diesen Tagen kein Blumentopf zu gewinnen", fasst Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets die Situation am Aktienmarkt zusammen. Vor dem Zinsentscheid der Fed am Mittwoch warten die Anleger lieber ab.
Auf Unternehmensseite stand die Deutsche Lufthansa nach den Quartalszahlen erheblich unter Druck. Der Wettbewerb dämpft schon länger die Erwartungen in der Branche, die derzeit vor allem auf der Kurzstrecke mit Billigtickets um Fluggäste buhlt und mit hohen Treibstoffpreisen zu kämpfen hat. Die Aktie brach um zeitweise 6,5 Prozent ein.
Als einziger Gewinner im Leitindex DAX präsentierte sich die Deutsche Börse.
Hier finden Sie unsere Einschätzungen zur Bayer-Aktie, FMC-Aktie, Beyond Meat-Aktie und Lufthansa-Aktie.
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war:
Schlechtes US-Wetter stimmt Bayer vorsichtig - Glyphosat-Klagen steigen
Ein schwieriges Geschäft mit US-Landwirten stimmt den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer für das Gesamtjahr ein wenig vorsichtiger. Der Dax-Konzern bestätigte bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am Dienstag in Leverkusen zwar den Jahresausblick, bezeichnete ihn aber als "zunehmend ambitioniert". Grund sind eher schwache Agrargeschäfte in den USA, da dort schlechtes Wetter mit Überschwemmungen die Produktion der Landwirte behinderte. Ein deutliches Wachstum des Pharmageschäfts konnte das nur teilweise ausgleichen. Dem Analysten Richard Vosser von der US-Großbank JPMorgan zufolge könnten die Gewinnerwartungen des Marktes für 2019 nun weiter sinken.
Fresenius schraubt Umsatzziele hoch - Aktie dreht ins Minus
Der Medizinkonzern Fresenius hat unter anderem dank guter Geschäfte mit künstlicher Ernährung die Ziele für 2019 erhöht. Im zweiten Quartal lief es zum Teil besser als Experten erwartet hatten. So legten von April bis Ende Juni die Umsätze um acht Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Bad Homburg mitteilte. Währungsbereinigt betrug das Plus 6 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis lag bei 1,12 Milliarden Euro und damit 5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Unter dem Strich blieb mit 471 Millionen Euro aber ein Prozent mehr hängen als zuvor. Hier hatten Analysten mit weniger gerechnet.
RWE erhöht wegen guter Geschäfte im Energiehandel Prognose
Der Energiekonzern RWE erhöht dank eines starken Energiehandelsgeschäfts seine Prognosen. Der Energiehandel habe im ersten Halbjahr mit einem außergewöhnlich hohen Ergebnis abgeschlossen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Das Unternehmen erwartet daher für sein Kerngeschäft für 2019 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,4 Milliarden bis 1,7 Milliarden Euro. Zuvor war RWE von 1,2 bis 1,5 Milliarden ausgegangen.
Bauboom liefert HeidelbergCement kräftigen Rückenwind
Der Bauboom in Europa und vor allem in Deutschland hat beim Baustoffkonzern HeidelbergCement im ersten Halbjahr Umsatz und das operative Ergebnis nach oben getrieben. Allerdings drückten Aufwendungen für den Verkauf von Geschäftsbereichen auf den Nettogewinn.
Schaeffler bekommt maue Autokonjunktur immer stärker zu spüren
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler bekommt die maue Autokonjunktur immer deutlicher zu spüren. Angesichts der anhaltenden Schwäche der globalen Autoindustrie senkte der SDax-Konzern die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr, wie die Franken am Montagabend nach Handelsschluss in Herzogenaurach mitteilten.
Finanzdienstleister Grenke senkt Gewinnprognose - Aktie stürzt ab
Der Finanzierungsdienstleister Grenke wird pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr. Weil sich die Gesamtwirtschaft eintrübe und damit Zahlungsausfälle der Kunden zunehmen, rechnet der Konzern 2019 mit weniger Gewinn als zuvor gedacht. Das teilte das Unternehmen am Montagabend in Baden-Baden mit. Die seit einigen Wochen im MDax notierte Aktie stürzte am Dienstag in den ersten Handelsstunden ab.
Chipentwickler Dialog Semiconductor weiter im Aufwind
Der Chipentwickler Dialog Semiconductor rechnet für das laufende dritte Quartal des Geschäftsjahrs mit überraschend viel Geschäft. Zwischen Juli und Ende September soll der Umsatz zwischen 360 und 400 Millionen US-Dollar liegen, wie das im MDax-Unternehmen am Dienstag bei der Vorlage seiner endgültigen Zahlen für das zweite Quartal in London mitteilte.
Siemens Gamesa hinkt bei der Profitabilität hinterher - Aktie im Fall
Trotz eines starken Umsatzwachstum im dritten Geschäftsquartal wird der Windanlagenbauer Siemens Gamesa für die Gewinnentwicklung vorsichtiger. So wuchs die Siemens-Tochter wegen eines dicken Auftragsbuches zwar stärker als erwartet, die Ergebnisentwicklung hinkt jedoch wegen niedrigerer Preise sowie Problemen bei einigen Projekten weiter erheblich hinterher. Die Aktie fiel an der Börse in Madrid am Vormittag um knapp 13 Prozent.
Mastercard profitiert weiter von hoher Ausgabenfreude
Der US-Kreditkartenanbieter Mastercard macht dank der Kauflaune von Kreditkartenbesitzern weiter gute Geschäfte. Im zweiten Quartal legte der Gewinn im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 2,0 Milliarden US-Dollar (1,8 Mrd Euro) zu, wie der Visa-Rivale am Dienstag mitteilte. Die Erlöse wuchsen um zwölf Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar. Damit übertraf der Konzern die Markterwartungen.
Wie die Konkurrenten Visa und American Express, die ebenfalls starke Zahlen für das letzte Quartal vorlegten, profitierte Mastercard weiter von der soliden US-Konjunktur. Doch auch in Europa und anderen Regionen stieg das Transaktionsvolumen kräftig an. Die Kreditkarten-Konzerne verdienen an Gebühren, die bei Kartenzahlungen fällig werden. Dadurch kommt ihnen auch der boomende Online-Handel zugute, bei dem dies überdurchschnittlich oft der Fall ist.
ak/dpa-AFX/rtr