Das allgemeine Handelsgeschehen wurde am Freitag durch Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) geprägt und führte zur Stützung der Kurse. Aus Mitschriften der EZB-Ratssitzung Ende April geht hervor, dass die Notenbanker parat stehen, ihr Notfall-Anleihenkaufprogramm zur Bewältigung der Coronakrise (PEPP) bei Bedarf bereits im Juni auszuweiten.

Negativ wurde die Stimmung am deutschen Aktienmarkt kurzfristig durch das von China geplante Sicherheitsgesetz in Hongkong beeinflusst, was das Verhältnis mit den USA zusätzlich belastet. "Das Wiederaufflammen der Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten ist eine schlechte Nachricht für die Weltwirtschaft, die ohnehin schwer unter der Coronavirus-Pandemie leidet", sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. Börsianern zufolge könnte dies eine erneute Eskalation mit gegenseitigen Strafzöllen und weiteren Sanktionen nach sich ziehen.

Bei den Einzelwerten sorgte die mögliche Milliardenfusion auf dem deutschen Immobilienmarkt für Aufregung: der Wohnungskonzern LEG Immobilien verhandelt eigenen Angaben zufolge mit TAG Immobilien über einen Zusammenschluss. TAG-Aktien gewannen zeitweilig mehr als fünf Prozent.

Abwärts ging es hingegen mit dem Titel der Lufthansa. Die Aktie verlor zwischenzeitlich mehr als drei Prozent. Die angestrebten milliardenschweren Staatshilfen sind immer noch nicht in trockenen Tüchern. Zuvor muss noch der Aufsichtsrat über das von der Bundesregierung vorgeschlagene Rettungspaket beraten. Im Falle seiner Zustimmung müsste dann noch eine außerordentliche Hauptversammlung über die geplanten Kapitalmaßnahmen entscheiden. Händler Sven Kleinhans begründete die aktuellen Verluste vor allem damit, dass viele Aktionäre sich schmerzhaft an die Erfahrungen von Staatshilfen bei der Commerzbank erinnern dürften. "Die Lufthansa wird auf Jahre nicht in der Lage sein, Dividenden zu zahlen. Das schmeckt dem Markt nicht."

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war


Chinesischer E-Commerce-Riese Alibaba mit Gewinneinbruch in Corona-Krise
Dem chinesischen Online-Händler Alibaba hat die Covid-19-Pandemie im letzten Geschäftsquartal die Geschäfte verhagelt. Zwar konnte der Ebay - und Amazon -Rivale zwischen Januar und Ende März im Jahresvergleich den Umsatz um 22 Prozent auf 114 Milliarden chinesische Yuan (14,6 Mrd Euro) steigern, wie das Unternehmen am Freitag in Hangzhou mitteilte. Unter dem Strich stand für den in New York an der Börse notierten Konzern wegen Bewertungsverlusten bei Investments aber ein Gewinneinbruch von 88 Prozent auf 3,2 Milliarden Yuan. Auch im laufenden Geschäft bekam Alibaba die Krise zu spüren, der operative Gewinn ging um 19 Prozent auf 7,1 Milliarden Yuan zurück.

Frankreichs Wirtschaftsminister: Renault kämpft ums Überleben
Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sieht den Autohersteller Renault in einer schweren Krise. "Renault kämpft um sein Überleben", sagte Le Maire der Zeitung "Le Figaro" am Freitag. Der Konzern habe ein staatlich garantiertes Darlehen von fünf Milliarden Euro beantragt, so der Minister. "Ich habe dieses Darlehen noch nicht unterzeichnet." Die Regierung fordere von Renault, "Verpflichtungen in drei Bereichen einzugehen: beim Elektrofahrzeug, beim Respekt gegenüber ihren Zulieferern und bei der Lokalisierung ihrer technologisch fortschrittlichsten Aktivitäten in Frankreich."

US-Techkonzern IBM kündigt Stellenstreichungen in Corona-Pandemie an
Der US-Techkonzern IBM hat einen umfassenden Abbau von Arbeitsplätzen in der Corona-Krise angekündigt. Die Entscheidung sei wohl für einige Beschäftigte eine einzigartige und schwierige Situation, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag (Ortszeit) in einer Stellungnahme. Das Unternehmen müsse in dem sehr wettbewerbsintensiven Markt flexibel bleiben, um jederzeit hochtalentierte Arbeitskräfte anwerben zu können, die Entscheidungen des Konzerns seien im Interesse des langfristigen Wohlergehens der Firma.

Nvidia profitiert von starkem Geschäft mit Rechenzentren
Der Grafikkarten-Spezialist Nvidia hat im vergangenen Quartal von einem regen Geschäft mit Rechenzentren profitiert. Der Umsatz des Konzerns, dessen Technik auch in großem Stil für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz genutzt wird, stieg im Jahresvergleich um 39 Prozent auf gut drei Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang in dem Ende April abgeschlossenen Vierteljahr sogar von 394 auf 917 Millionen Dollar hoch.

Japanischer Autobauer Nissan will über 20 000 Stellen streichen
Beim kriselnden japanischen Autobauer Nissan könnten einem Pressebericht zufolge noch deutlich mehr Stellen auf der Kippe stehen als zuletzt angekündigt. So sollen dem Sparkurs des Renault-Partners mehr als 20 000 Stellen zum Opfer fallen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete. Mitte 2019 war noch von rund 12 500 wegfallenden Jobs die Rede gewesen. Am 28. Mai will das Unternehmen mit der Jahresbilanz die Mittelfristziele für die kommenden Jahre bekanntgeben, zu denen demnach auch die Kürzungen bei den Arbeitsplätzen gehören sollen. Nissan wollte den Bericht nicht kommentieren.

dpa-AFX/rtr/dp