Corona-Sorgen, insbesondere in den USA, haben am Freitag kurz vor Handelsschluss für schlechte Laune gesorgt. Angesichts der dramatischen Entwicklung mit Blick auf die Corona-Neuinfektionen planen einige US-Bundesstaaten, ihre angekündigten Lockerungen erst einmal nicht umzusetzen. Dies könnte die wirtschaftliche Erholung der USA deutlich erschweren. Auch die Meldungen von der "US-Konjunkturfront" vermochten die Stimmung der Börsianer nicht aufzuhellen. So fiel zum Beispiel der Michigan-Index zum Konsumentenvertrauen etwas schwächer als erwartet aus. Diesen negativen US-Vorgaben konnte sich der deutsche Aktienmarkt nicht entziehen.

Nach dem Insolvenzantrag vom Vortag fiel beim Blick auf die Kurstafel erneut die Wirecard-Aktien negativ aus dem Rahmen. Diesmal verbuchten sie mit 1,30 Euro ein Tagesminus in Höhe von 63 Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg will aus Insiderkreisen erfahren haben, dass mittlerweile sogar die großen Kreditkartenanbieter Visa und MasterCard ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Finanzdienstleister überdenken. Nach einer regelrechten Flut von Hiobsbotschaften verbuchte die Aktie von Wirecard seit dem Jahreswechsel einen Verlust von 98 Prozent.

Bei der Aktie des DAX-Absteigers Lufthansa währte die Freude über die Rettung des Unternehmens nur kurz und es ging zum Sitzungsende wieder um sechs Prozent nach unten. Nachdem die Aktionäre am späten Donnerstag auf der Hauptversammlung grünes Licht für das Rettungspaket der nicht erst im Zuge der Corona-Krise ins Schlingern geratenen Airline gaben, rückt nun die Belastung der Aktionäre durch die Staatsbeteiligung in den Fokus, war am Markt zu hören. Insgesamt sieben DAX-Werte konnten sich der negativen Stimmung entziehen und wiesen positive Vorzeichen auf. Angeführt wurde die Liste der Tagesgewinner von Vonovia (+2,7 Prozent), Beiersdorf (+1,6 Prozent) und SAP (+0,9 Prozent).

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Wirecard: EU-Kommission schaltet europäische Finanzaufsicht ein
Im Wirecard-Skandal schaltet die EU-Kommission jetzt die europäische Finanzaufsicht ESMA ein. Die Aufseher sollen den Zusammenbruch des Münchner Zahlungsdienstleisters und mögliche Versäumnisse der Aufsichtsbehörden unter die Lupe nehmen. Bis 15. Juli soll ein vorläufiger Untersuchungsbericht vorliegen. Dies geht aus einem Schreiben der Kommission an die ESMA hervor, das der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag.

Wirecard-Skandal: Philippinen vermuten Ex-Vorstand Marsalek in China
Eine Schlüsselfigur im Milliardenskandal um den insolventen Dax-Konzern Wirecard hält sich möglicherweise in China auf. Nach den Daten der philippinischen Einwanderungsbehörde reiste der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek am Dienstag in das südostasiatische Land ein und am Mittwoch über den Flughafen Cebu weiter nach China. Allerdings zeigten die Videoaufzeichnungen des Flughafens nicht, dass Marsalek das Land verlassen habe, sagte Justizminister Menardo Guevarra am Donnerstag dem Fernsehsender CNN Philippines.

Bundesregierung: Fall Wirecard ist besorgniserregend
Die Bundesregierung hat sich alarmiert über die Vorgänge beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard gezeigt. "Das ist ein besorgniserregender Fall", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. "Denn Unternehmen und Finanzmärkte müssen ordnungsgemäß arbeiten."

RWE will keinen Strom aus Datteln 4 - 'Schlussakkord' für Innogy
Der Energiekonzern RWE will keinen Strom aus dem neuen Steinkohlekraftwerk Datteln 4. "Wir nehmen aktuell keinen Strom von Datteln 4 ab", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am Freitag bei der Online-Hauptversammlung des Konzerns. RWE sei nach wie vor der Auffassung, die vor Jahren geschlossenen Verträge mit dem Datteln-Betreiber Uniper wirksam gekündigt zu haben. Deshalb bestehe "auch künftig keine Verpflichtung zur Abnahme".

KLM sichert sich Kredit in Höhe von 3,4 Milliarden Euro - Aktie legt zu
Die niederländische Fluggesellschaft KLM Royal Dutch Airlines hat sich einen Kredit in Höhe von 3,4 Milliarden Euro gesichert. Der Verwaltungsrat der Fluggesellschaft habe ein staatliches Unterstützungspaket akzeptiert, teilte KLM am Freitag mit. Damit will KLM die Corona-Krise überwinden und sich auf die Zukunft vorbereiten, hieß es weiter. Die staatliche Beihilfe kommt noch zusätzlich zu den Anfang Mai angekündigten 7 Milliarden Euro hinzu, die der französische Staat der Schwestergesellschaft Air France gewährt hatte.

Hornbach mit starkem Quartal - Wachstum während der Corona-Pandemie
Die Baumarkt-Gruppe Hornbach ist stark ins neue Geschäftsjahr gestartet - auch wegen der großen Nachfrage in den 160 Bau- und Gartenmärkten während der Corona-Pandemie. Im ersten Quartal (bis 31. Mai) betrug der Gewinn nach Steuern 122,9 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Das war mehr als doppelt soviel wie im Vorjahreszeitraum mit 51,7 Millionen Euro.

VW fährt in Zwickau elektrisch - letzter Verbrenner gefertigt
Ende und Anfang zugleich: Im Zwickauer Werk des Autobauers Volkswagen ist am Freitag das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor vom Band gelaufen. Während der weiße Golf Variant nach 116 Jahren eine Ära in der Automobilstadt beendet, soll der vollelektrische ID.3 eine neue begründen. "Ab jetzt steht der Standort Zwickau ganz im Zeichen der Elektromobilität", sagte Reinhard de Vries, Geschäftsführer Technik und Logistik bei Volkswagen Sachsen. Am Montag beginnt demnach der Umbau, damit bis Ende des Jahres eine zweite Montagelinie für E-Autos steht. Trotz des Blicks nach vorn sei bei den Mitarbeitern an diesem Tag auch eine Menge Wehmut dabei, sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Jens Rothe. Zwickaus Tradition als Wiege des Automobilbaus nahm 1904 seinen Anfang mit August Horch.

Corona-Krise treibt Modekette H&M in die roten Zahlen
Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (Hennes & Mauritz) hat wegen der Corona-Krise im zweiten Geschäftsquartal ein deutliches Minus eingefahren. Im Berichtszeitraum, der bei H&M von Anfang März bis Ende Mai läuft und damit die bisherige Hochphase der Pandemie in Europa umfasste, belief sich der Verlust nach Steuern auf 4,99 Milliarden schwedische Kronen (477 Millionen Euro). Das teilte der Konzern am Freitag in Stockholm mit. Im Vorjahresquartal hatte die H&M-Gruppe noch einen Gewinn von 4,57 Milliarden Kronen eingefahren. Deutschland blieb weiter der umsatzstärkste H&M-Markt - auch wenn die hiesigen Erlöse um über 40 Prozent einbrachen.

Clevershuttle stellt Betrieb in Berlin, Dresden und München ein
Der zur Deutschen Bahn (DB) gehörende Fahrdienstanbieter Clevershuttle stellt seinen Betrieb in Berlin, Dresden und München ein. "Ab sofort können Kunden dort keine Fahrten mehr ordern", teilte das Unternehmen am Freitag mit. Zuvor hatte der RBB berichtet. Als Begründung nannte Clevershuttle unter anderem wirtschaftliche Gründe. Der Betrieb in Düsseldorf, Leipzig und Kiel laufe hingegen weiter. Dort seien "starke lokale Partnerschaften geschlossen" worden, die Entwicklung des Geschäfts sei positiv.

rtr/dpa-AFX/jb