Nach der FED hebt auch die EZB heute die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte an. Die Börsen juckt es aber wenig. Die Stimmung bleibt in Europa und in den USA angespannt. Dabei stehen die Aktien von Deutsche Bank, Commerzbank, Bayer und BMW im Fokus.
Die abnehmenden Zinserwartungen nach dem Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) haben den Euro gedrückt. Der Euro verlor am Donnerstagnachmittag 0,2 Prozent auf 1,1041 Dollar von zuvor 1,1078 Dollar. Der Dollar-Index. rückte um 0,1 Prozent vor auf 101,472 Stellen. Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten hielten dagegen die Füße still. Der DAX und der EuroStoxx50 lagen jeweils knapp ein Prozent im Minus bei 15.689 beziehungsweise 4272 Punkten und damit mehr oder weniger genauso tief, wie vor der EZB-Entscheidung.
Die EZB hat auf ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation wie erwartet den Fuß etwas vom Gas genommen. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, die Schlüsselsätze um einen viertel Prozentpunkt nach oben zu setzen. "Für die Märkte beinhaltet die heutige Entscheidung keine Überraschungen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Dabei schließe der deutliche Hinweis auf die unverändert viel zu hohe Inflationsrate eine Pause oder gar ein Ende der Zinserhöhungen für die kommenden Sitzungen praktisch aus.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch die Zinsen ebenfalls angehoben und sie über die Fünf-Prozent-Marke gehievt, steuert nun aber auf eine Pause zu. Fed-Chef Jerome Powell dämpfte Erwartungen an eine baldige Senkung der Schlüsselsätze. Das weitere Vorgehen dürfte "von den zukünftigen Konjunktur- und Inflationszahlen sowie von der Stabilität des Bankensektors abhängig sein", erläuterten die Analysten der Helaba. Damit bleibe die Unsicherheit hinsichtlich des weiteren Zinspfads groß.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Donnerstag
Am Donnerstagnachmittag befinden sich die Aktien von Qiagen mit plus 2,92 Prozent an der DAX-Spitze. Dahinter folgen BMW mit plus 1,54 Prozent, Deutsche Börse mit plus 1,56 Prozent und Bayer mit plus 0,89 Prozent.
Auf der anderen Seite des DAX verlieren Zalando 7,65 Prozent, Mercedes verliert 8,10 Prozent und Deutsche Bank und Commerzbank jeweils rund 4 Prozent.
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Deutsche Aktien und Bank-Aktien im Fokus
Unter den Einzelwerten sorgte eine neue Flut von Bilanzen für Bewegung. Größter Dax-Verlierer waren Zalando mit einem Abschlag von mehr als sieben Prozent. Dank geringerer Abwicklungskosten für Bestellungen hat der Online-Modehändler den Verlust zum Jahresauftakt etwas deutlicher verringert als erwartet. Einige Investoren zweifelten aber an einer Fortsetzung dieses Trends und zogen sich zurück.
Ebenfalls bergab ging es für Rheinmetall. Nach einem enttäuschenden Quartalsergebnis fielen die Titel in der Spitze um 3,8 Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 258,20 Euro ab. Auch der italienische Konkurrent Leonardo verdiente im ersten Quartal weniger. Die Aktien verloren in Mailand 3,7 Prozent. Die Papiere von Hensoldt rutschten um mehr als fünf Prozent ab. Leonardo hatte einem Verkauf der Verteidigungselektronik-Sparte an den deutschen Partner eine Absage erteilt.
An der Dax-Spitze fanden sich nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen Qiagen wieder. Sie legten 2,5 Prozent auf 41,77 Euro zu. In den Zahlen gebe es Licht und Schatten, aber sie reichten, um die Aktie nach oben zu treiben, sagt ein Händler. Der Umsatz fiel im ersten Quartal um 23 Prozent auf 485 Millionen Dollar. Zu konstanten Wechselkursen lag er mit 502 Millionen Dollar allerdings oberhalb der Prognose von Qiagen von mindestens 490 Millionen Dollar.
Erneut in den Fokus rückten auch die Regionalbanken in den USA. Im Kreuzfeuer stand nach einem massiven Kursverfall nun die PacWest Bancorp, die im Gespräch mit Investoren nach strategischen Optionen sucht. Damit will sie augenscheinlich dem Schicksal der in einem Notverkauf an JP Morgan gegangenen First Republic und anderen von den US-Aufsichtsbehörden aufgefangenen Instituten entgehen. Die Aktien brachen im vorbörslichen US-Geschäft um 43 Prozent ein. Auslöser für die US-Bankenkrise war der Kollaps der Silicon Valley Bank gewesen, der zu massiven Mittelabflüssen bei Regionalbanken geführt hatte. Seitdem schwebt die Furcht vor einer neuen Finanzkrise wie ein Damoklesschwert über den Märkten.
(Mit Material von Reuters)