Nach fünf starken Handelstagen hat der DAX am Freitag wieder schwächer geschlossen. Auf die Stimmung der Anleger drückte der Streit zwischen den USA und China um Hongkong. Chinas Volkskongress hatte trotz heftiger internationaler Kritik die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz für Hongkong gebilligt. Das Vorhaben wäre der bisher weitestgehende Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die USA drohen Peking deshalb mit Sanktionen. "Wenn Trump beschließt, mit milden Maßnahmen fortzufahren, wie Reise- und/oder Finanzsanktionen gegen chinesische Beamte, erwarten wir nicht, dass die Aktien stark fallen werden", sagte Marktanalyst Charalambos Pissouros vom Broker JFD. Sollte die Reaktion schärfer ausfallen, wie die Abschaffung des 'Phase Eins'-Handelsabkommens oder die Einführung neuer Zölle, könne sich die Stimmung an den Börsen allerdings nachhaltig verschlechtern.
Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China verunsicherten auch die Anleger an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,4 Prozent auf 25.300 Zähler. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,2 Prozent auf 3023 Punkte nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg hingegen um 0,3 Prozent auf 9399 Punkte
An das DAX-Ende fiel die Lufthansa-Aktie. Der Kurs verlor zeitweise mehr als sieben Prozent. Beim Ringen um die Genehmigung des Rettungspaketes für die Airline zwischen Deutschland und der EU zeichnet sich noch keine Einigung ab. Außerdem steht die Lufthansa kurz vor dem Abstieg aus dem DAX. Seit Jahresbeginn haben die Papiere rund 40 Prozent nachgegeben.
Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war
Kriselnder Autobauer Renault will 15 000 Jobs streichen
Mit dem Abbau von rund 15 000 Stellen und milliardenschweren Kostensenkungen will der französische Autobauer Renault aus der Krise kommen. Ein kleineres Werk für mechanische Teile in der Nähe von Paris soll bis 2022 dichtgemacht werden, kündigte Renault-Präsident Jean-Dominique Senard am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris an. Weitere Schließungen seien nicht geplant, auch nicht im Ausland: "Das ist kein Plan für Fabrikschließungen, das ist ein Sparplan." Renault hat bisher allein in Frankreich 14 Standorte.
VW steckt zwei Milliarden Euro in chinesische Elektrooffensive
BMW verhandelt über raschen Stellenabbau ohne Kündigungen
JDE Peet's sammelt bei Börsengang 2,3 Milliarden Euro ein
Mega-Vergütungsplan: 775 Millionen Dollar für Tesla-Chef Elon Musk
Kreise: Zulieferer ZF will bis zu 15 000 Stellen streichen
Salesforce senkt Jahresprognose in Corona-Krise
Trump tritt nach Faktencheck-Ärger Feldzug gegen Twitter und Co. los
rtr/dpa-AFX/fh
Der Volkswagen-Konzern schiebt seine Elektro-Offensive in China mit milliardenschweren Investitionen an. Zusätzlich zum bereits am Donnerstag bekannt gewordenen Einstieg beim Batteriehersteller Gotion High-Tech - ehemals Guoxuan High-Tech - erhöhen die Wolfsburger auch ihren Anteil an dem Elektro-Joint-Venture JAC Volkswagen, wie der Konzern am Freitag in Peking mitteilte. An der Mutter von JAC, der staatlichen JAG, übernimmt VW
BMW will den Stellenabbau im Konzern beschleunigen. Der Vorstand verhandelt mit dem Betriebsrat darüber, wie er ohne betriebsbedingte Kündigungen möglichst bald rund 6000 der weltweit 126 000 Arbeitsplätze streichen kann. Finanzvorstand Nicolas Peter sagte am Freitag auf Anfrage: "Die bisher getroffenen Entscheidungen reichen nicht aus, um die BMW Group bestmöglich durch diese enorm schwierige Situation zu steuern." Personalchefin Ilka Horstmeier sagte, neben dem Abbau von Zeit- und Urlaubskonten sowie Kurzarbeit "kommen wir nicht umhin, jetzt weitere Maßnahmen zu ergreifen".
Der Kaffeekonzern JDE Peet's hat bei Europas bislang größtem Börsengang in diesem Jahr in Amsterdam rund 2,3 Milliarden Euro an Geld eingesammelt. Der Ausgabepreis wurde auf 31,50 Euro je Aktie festgelegt, wie der von der Reimann-Familienholding JAB an die Börse gebrachte Konzern am Freitag mitteilte. Damit lag der Kaffeegigant in der oberen Hälfte der zuvor angekündigten Preisspanne zwischen 30 und 32,35 Euro. JDE Peet's wird somit insgesamt mit 15,6 Milliarden Euro bewertet.
Die Erfolgsserie des US-Elektroautobauers Tesla
Der Automobilzulieferer ZF will bis zu 15 000 Stellen weltweit streichen, die Hälfte davon in Deutschland. Wie aus einem internen Schreiben des ZF-Vorstands an die Belegschaft vom Donnerstag hervorgeht, will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren Tausende Stellen abbauen. "Aus heutiger Sicht müssen wir bis 2025 weltweit unsere Kapazitäten anpassen und 12 000 bis 15 000 Arbeitsplätze abbauen, davon etwa die Hälfte in Deutschland", heißt es in dem Mitarbeiterbrief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ein ZF-Sprecher sagte: "Wir kommentieren das nicht." Zuerst hatten der "Südkurier" und die "Saarbrücker Zeitung" (beide Freitag) berichtet. Die Konzernführung begründet die Pläne für den Personalabbau mit den Umsatzeinbrüchen in Folge der Coronakrise.
Der Unternehmenssoftware-Spezialist Salesforce hat nach einem Quartal mit der Corona-Krise seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Der SAP-Konkurrent erwartet jetzt für das bis Ende Januar 2021 laufende Geschäftsjahr Erlöse von 20 Milliarden Dollar - Ende Februar war Salesforce noch von mindestens 21 Milliarden Dollar ausgegangen.
Donald Trump sagt Twitter und Co. mitten im Wahlkampf ums Weiße Haus den Kampf an. Der US-Präsident will per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen. Auslöser war der Faktencheck eines Tweets, in dem er behauptete, Briefwahl erhöhe das Risiko von Fälschungen. Twitter versah kurz darauf einen weiteren Tweet von Trump mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstoße.