Chart 1 - DAX im Stunden-Chart
Der Bereich um 11.525 Zähler lockte zwar nicht punktgenau genug Käufer an, um eine Bodenbildung des Deutschen Aktienindex zu bewirken. Doch die ehemaligen Hochpunkte in dieser Kursspanne aus dem Juni dienen vielen Schnäppchenjägern als Orientierung, die abgewartet hatten bis der Index nach dem anschließenden Ausbruch nach oben noch einmal auf diese etwas günstigeren Kaufkurse zurück kommt. Die daraus resultierende Nachfrage ist es, die den Markt nun vorläufig stabilisiert. Reicht sie nicht, dürfte ein ähnlicher Effekt noch einmal um 11.280/11.345 zu beobachten sein. Dort fallen die 21-Tage-Durchschnittslinie mit dem Ex-Abwärtstrendkanal und einer weiteren horizontalen Unterstützung zusammen. Treffen mehrere Chartmarken aufeinander, führt das oft zu starker Nachfrage und damit zu einer Bodenbildung. Damit scheint das Risiko auf der Unterseite momentan recht überschaubar zu sein.
Im Gegenzug dafür ist der Weg nach oben frei, die kleinen Hochs um 11.880 dürften den Index nicht lange aufhalten, höchstens der bei 12.070 messbare Verkaufsdruck von März bis Mai könnte Marktteilnehmer auch diesmal wieder zu Gewinnmitnahmen animieren. In der Summe also eine gute Prognose, wenn da nicht die so genannte Inselumkehr wäre.
Im Kerzenchart ist dieses Phänomen am Besten erkennbar: Die Kurse machen, nachdem sie bereits einige Zeit gestiegen sind, noch einmal einen Sprung nach Norden und eröffnen sogar mit einer Notierungslücke nach oben über dem Vortageshoch. Anschließend halten sie sich noch wenige Tage auf dem neu erreichten Zwischenhoch, bevor es dann auf einmal ebenso dynamisch nach unten geht - wenn dabei wieder eine Notierungslücke auftaucht oder zumindest die Handelsspannen zweier Tage sich kaum überlappen, wirken die wenigen Kerzen an der Spitze wie eine Insel (siehe rote Markierungen im Kerzenchart). Dieses Muster gilt als sehr negativ, und mahnt auch jetzt wieder zur Vorsicht. Der heutige Handelstag wird entscheiden, ob es sich bewahrheitet.
Geht es heute weiter nach unten, ist die Inselumkehr-Formation bestätigt, und es sollte sich eine Abwärtswelle anschließen wie sie bereits in den vergangenen Monaten nach ähnlichen Situationen aufgetreten ist. Anleger sollten sich den Kursverlauf am Donnerstag also genau ansehen, bevor sie in dem ansonsten positiven Umfeld neue Long-Positionen eröffnen. Für bestehende Engagements ist insbesondere ein Stoppkurs knapp unter der 11.280er-Marke wichtig zur Risikobegrenzung.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.
Chart 4 - Tageschart mit Candlesticks
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Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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