Die überraschend starken Zahlen vom US-Arbeitsmarkt haben am Aktienmarkt die Hoffnungen auf eine Zinssenkung in den USA gedämpft - und damit den DAX ins Minus gedrückt. Die Wirtschaft in den USA schaffte im Juni mehr Stellen als erwartet. "Nüchtern betrachtet, gibt es für die US-Notenbank keinen akuten Handlungsbedarf", sagte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Ob sich aber die Fed tatsächlich bei ihrer geldpolitischen Entscheidung nur von den objektiven Fakten bei der kommenden Zinssitzung leiten lässt, bleibt fraglich", sagte Gitzel. Denn es gebe Druck aus dem Weißen Haus und die Furcht, dass die Handelskonflikte mit etwas zeitlicher Verzögerung größere wirtschaftliche Dellen verursachen könnten.
Angesichts dessen ging es für die Aktien der Banken nach oben. Generell profitieren Banken von steigenden Zinsen. Deren Erträge würden unter weiter sinkenden Zinsen leiden. Die Deutsche Bank-Aktie stieg um mehr als zwei Prozent, das Papier der Commerzbank um rund 1,5 Prozent.
Deutsche Bank mit Personalie
Für zusätzlichen Schub sorgte bei der Deutschen Bank die Meldung, Investmentbanking-Chef Garth Ritchie werde Ende Juli das Geldhaus verlassen. Der Spartenvorstand steht seit längerem in der Kritik - wegen des Abstiegs des Finanzkonzerns im Investmentbanking und weil er im Zusammenhang mit umstrittenen Cum-Ex-Steuertransaktionen ins Visier der Kölner Staatsanwaltschaft geraten ist. Konzernchef Christian Sewing werde die Verantwortung für die Unternehmens- und Investmentbank übernehmen.
Insidern zufolge wird die gesamte Investmentbank der Deutschen Bank zerschlagen. Das eigentliche Investmentbanking solle kräftig schrumpfen und von der bisherigen Unternehmens- und Investmentbank (CIB) abgetrennt werden, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine neue "Corporate Bank" soll sich um die Unternehmenskunden und viele Firmenkunden, die bislang von der Privat- und Firmenkundenbank betreut werden, kümmern. Zudem solle die Transaktionsbank, die unter anderem für den weltweiten Zahlungsverkehr zuständig ist, Teil der neuen Sparte sein.
Die Expertin Anke Reingen vom Analysehaus RBC äußerte sich bereits skeptisch. Angesichts schwieriger operativer Bedingungen und unsicherer Aussichten überdächten bereits einige europäische Banken ihre Investmentbanking-Strategien. Unter den großen Geldhäusern bleibe die Deutschen Bank aber ihr am wenigsten bevorzugte Wert.
Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war
BMW-Chef Krüger geht - Vorstand Zipse Favorit für Nachfolge
BMW bekommt einen neuen Chef. Nach wochenlangen Spekulationen über seine Zukunft an der Spitze des Münchner Autobauers kündigte Harald Krüger am Freitag seinen Rückzug an. Er wolle seinen im April 2020 auslaufenden Vertrag als Konzernchef nicht verlängern und sich beruflich neu orientieren, erklärte der 53-Jährige. Favorit für Krügers Nachfolge ist Insidern zufolge Produktionsvorstand Oliver Zipse. Darüber solle der BMW-Aufsichtsrat auf seiner nächsten Sitzung am 18. Juli entscheiden, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen. BMW wollte sich dazu nicht äußern.
Osram vor Verkauf - Management für Übernahme
Der Lichtkonzern Osram steht vor dem Verkauf. Nach nur sechs Jahren Eigenständigkeit soll eine der bekanntesten deutschen Industriefirmen an US-Finanzinvestoren gehen. Vorstand und Aufsichtsrat des Münchner Konzerns unterstützen die Offerte. Mit Hilfe der neuen Eigentümer Bain Capital und Carlyle will Osram-Chef Olaf Berlien die Transformation des zuletzt stark gebeutelten Unternehmens vorantreiben.
Berliner Bezirk vereitelt Häuserkauf durch Rocket Internet
Die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet stößt bei ihrem angestrebten Einstieg in den Berliner Immobilienmarkt auf Widerstand. Den geplanten Kauf dreier Häuser in Kreuzberg vereitelte der Bezirk. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg habe sein Vorkaufsrecht für die Urbanstraße 67 genutzt, bestätigte der zuständige Stadtrat Florian Schmidt am Freitag entsprechende Medienberichte. Die Häuser gehen demnach an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag und eine Genossenschaft.
Annahmefrist für Übernahme Axel Springers durch Investor KKR startet
Die Frist für die Annahme des Übernahmeangebots für den Medienkonzern Axel Springer durch den US-Finanzinvestor KKR hat an diesem Freitag begonnen. Die Annahmefrist laufe bis zum 2. August, wie der Investor am Freitag in Berlin mitteilte. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe die Veröffentlichung der Unterlagen gestattet. Sollte das Angebot erfolgreich sein, will KKR vorschlagen, Springer von der Börse zu nehmen. Darüber hinaus seien aber keine weiteren Strukturmaßnahmen geplant, hieß es.
rtr/dpa-AFX/fh