Am Dienstag profitierte der DAX von den guten Geschäftszahlen der Deutschen Post und Infineon sowie von erfreulichen Wirtschaftsdaten. Nach zwei eher verhaltenen Handelstagen rückte der deutsche Leitindex am Nachmittag vor. Auf fruchtbaren Boden stießen die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten, die sich im November überraschend stark verbessert hatten. "Möglicherweise liegt vorerst das Schlimmste an Hiobsbotschaften hinter der deutschen Volkswirtschaft", kommentierte der Chefvolkswirt der VP-Bank, Thomas Gitzel. "Die Hoffnungen auf einen glimpflichen Ausgang des Handelsstreits, ein möglicher geregelter Brexit, jüngste Zahlen aus der Industrie sowie die Rekordjagd an den Aktienmärkten dürften die befragten Finanzmarktexperten optimistisch gestimmt haben", sagte Experte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg.

Ihr Hauptaugenmerk richteten Börsianer allerdings auf eine für den Abend (MEZ) angesetzte Trump-Rede vor dem New Yorker Wirtschaftsclub. Anleger hofften darauf, dass der Präsident einen Abbau der gegenseitigen Strafzölle zwischen den USA und China signalisieren werde, sagte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. Außerdem wird er einem Magazinbericht zufolge eine Verschiebung der Strafzölle auf europäische Autos verkünden. Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com warnte aber vor überzogenen Erwartungen.

Am Rohölmarkt waren hingegen die Konjunktur-Optimisten in der Überzahl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 62,48 Dollar je Barrel (159 Liter).

Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Infineon. Die Papiere des Chip-Herstellers stiegen um bis zu 7,9 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 19,97 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren zu. Das Quartalsergebnis habe über seinen Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Liberum.

Den Aktien der Deutschen Post winkte der größte Tagesgewinn seit Frühjahr 2013. Sie stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 34,48 Euro. Dank des boomenden Online-Handels sei der Konzern relativ unbeeinflusst von der schwächelnden Konjunktur und den Handelsstreitigkeiten. Lesen Sie jetzt unsere Einschätzung zu den Aktien der Deutschen Post.

Zum Handelsschluss standen Infineon, Deutsche Post und Linde an der Spitze des DAX. Die Schlusslichter bildeten Covestro und Continental.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Linde hebt Gewinnziel erneut an - Aktie legt zu
Der fusionierte Industriegase-Konzern Linde legt nach einem Gewinnplus im dritten Quartal die Messlatte für den Jahresgewinn höher. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 2019 auf 7,25 bis 7,30 US-Dollar zulegen, wie das im Dax notierte Unternehmen am Dienstag in Guildford bei London mitteilte. Das sei ein Anstieg im Jahresvergleich um 17 bis 18 Prozent.

Infineon rechnet mit schwierigem ersten Halbjahr - Aktie im Plus
Der Chiphersteller Infineon stellt sich wegen der weiter angespannten Konjunkturlage auf eine herausfordernde erste Jahreshälfte ein. Obwohl der Halbleiterspezialist ein solides Schlussquartal ablieferte, gibt sich Konzernchef Reinhard Ploss mit Blick auf das neue Geschäftsjahr zurückhaltend. "Die weltweit schwache Automobilnachfrage spüren wir deutlich und erwarten vorerst keine Besserung", sagte der Manager am Dienstag bei der Vorlage der Jahresbilanz in Neubiberg bei München. Eine Erholung erwartet er nicht vor der zweiten Jahreshälfte. Ungeachtet dessen soll Infineon im Geschäftsjahr 2019/2020 (per 30. September) weiter wachsen.

Deutsche Post profitiert vom Online-Handel - Aktie mit Kurssprung
In politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten kann die Deutsche Post weiterhin von einem boomenden Online-Handel profitieren. Während sich die Konjunktur abschwächt und Konkurrent Fedex im September seine Prognose gekappt hatte, hat der Bonner Logistikkonzern die Erwartungen der Analysten im dritten Quartal sogar übertroffen. Dabei gingen die Volumina im konjunktursensiblen Frachtgeschäft auch bei der Post zurück, erklärte Post-Finanzchefin Melanie Kreis in einer Telefonkonferenz am Dienstag, allerdings sorge ein breites Portfolio dafür, dass der Konzern auch in einem volatilen Marktumfeld große Fortschritte mache.

United Internet und Drillisch bleiben bei gesenkten Jahreszielen Der Telekommunikationskonzern United Internet hat in den ersten neun Monaten des Jahres unter anderem wegen des schleppenden Hardware-Geschäfts nur ein moderates Umsatzplus erzielt. Die Erlöse legten von Januar bis September zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf fast 3,9 Milliarden Euro zu, wie der MDax-Konzern am Dienstag in Montabaur mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 7,9 Prozent auf 944 Millionen Euro. Ohne die Effekte aus der neuen IFRS-Bilanzierungsregel wäre das Ebitda nur um ein halbes Prozent gestiegen.

Dialog Seminconductor mit mehr Zuversicht - Margenziele erhöht
Dialog Semiconductor wird mit Blick auf seine mittelfristigen Wachstumspläne optimistischer. Dank einer hohen Nachfrage, eines verbesserten Produktmixes und Sparmaßnahmen hat der Konzern am Montagabend seine Ziele für die Profitabilität erhöht. Diese Aussagen veröffentlicht Dialog nur wenige Tage nach den Zahlen zum dritten Quartal.

Deutsche Thomas-Cook: Reisen für 2020 abgesagt
Hunderttausende Thomas-Cook-Kunden in Deutschland müssen sich von ihren Reiseplänen fürs kommende Jahr verabschieden. Der insolvente deutsche Veranstalter sagte am Dienstag alle Reisen vom 1. Januar 2020 an ab, auch wenn sie bereits ganz oder teilweise bezahlt sind. Sie könnten aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht angetreten werden, teilte das Unternehmen mit. Bislang galt der Stopp bis Ende Dezember 2019. "Es tut uns unendlich leid, dass wir nun auch unseren Kunden mit Abreise im neuen Jahr endgültig diese Nachricht überbringen müssen", sagte Geschäftsführerin Stefanie Berk.

Staatsanwaltschaft klagt VW-Manager wegen Untreue an
Im Fall mutmaßlich überhöhter Bezahlung von Betriebsräten hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig Anklage gegen vier hohe ehemalige und amtierende Manager von Volkswagen erhoben. Zwei früheren Vorstandsmitgliedern sowie einem ehemaligen und einem aktuell leitenden Manager werde Untreue vorgeworfen, teilte die Behörde am Dienstag mit.

Volkswagen sieht kein Fehlverhalten bei Betriebsratsvergütung
Volkswagen weist nach der Anklage gegen vier hohe ehemalige und amtierende Manager wegen mutmaßlich überhöhter Bezahlung von Betriebsräten eine Mitverantwortung zurück. Das Unternehmen halte an der Rechtsauffassung fest, dass bei der Vergütung einzelner Betriebsratsmitglieder kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten festgestellt werden könne, teilte ein Konzernsprecher am Dienstag mit. Er betonte, dass sich die Anklage nicht gegen Volkswagen, sondern gegen Einzelpersonen richte.

Dritte Gewerkschaft für Lufthansa-Kabinenpersonal gegründet
In dem verfahrenen Tarifkonflikt bei der Lufthansa will künftig noch eine dritte Gewerkschaft mitmischen. Man werde sich zeitnah mit der Bitte um Sondierungsgespräche an das Unternehmen wenden, kündigte ein Sprecher der "Industriegewerkschaft Luftverkehr" (IGL) am Dienstag in Frankfurt an. Am Tag zuvor sei in einer konstituierenden Sitzung der IGL-Fachbereich "Cabin Union" gegründet worden.

Lufthansa und Gewerkschaft Ufo sprechen weiter über Schlichtung
Die Lufthansa und die Kabinengewerkschaft Ufo haben ihre Gespräche über eine mögliche Schlichtung ihres Tarifkonflikts verlängert. Die Sondierungen dauerten auch am Dienstag noch an, erklärten Sprecher beider Seiten in Frankfurt. Die Gewerkschaft hat für den Fall des Scheiterns neue Streiks in verschiedenen Lufthansa-Flugbetrieben angedroht, nachdem sie bereits in der vergangenen Woche an zwei Tagen rund 1500 Flüge verhindert hatte.

Konzentration in der Krise - Continental sucht nach der Auto-Zukunft
Milliardenverlust in den Büchern, sinkender Gewinn im laufenden Geschäft: Der zweitgrößte Autozulieferer Continental steht vor seinem grundlegenden Konzernumbau erheblich unter Druck. Weil die Hannoveraner eine hohe Abschreibung verkraften müssen und zugleich die Autokonjunktur in vielen Ländern lahmt, beendeten sie das dritte Quartal tief in den roten Zahlen. Dabei dürfte auch die beschlossene Neuausrichtung hin zu mehr Elektronik und der damit einhergehende Stellenabbau in den kommenden Jahren noch teuer werden.

Uniper setzt auf starkes viertes Quartal und erhöht Prognose
Der Energiekonzern Uniper erwartet hohe Nachzahlungen aus Großbritannien, nachdem die europäische Kommission die staatlichen Beihilfen der britischen Regierung für Stromerzeuger doch noch genehmigt hat. Das Unternehmen erhöhte daher seine Prognose für das laufende Jahr. In den ersten neun Monaten sank das operative Ergebnis wegen des Wegfalls positiver Einmaleffekte und geringerer Produktionsmengen einzelner Kraftwerke.

rtr/dpa-AFX/iw