Die erneuten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump haben die Anleger im DAX am Dienstag verunsichert. Der Republikaner bestätigte seine Pläne für neue Strafzölle auf Produkte aus Frankreich nochmals offiziell. Die EU behandle sein Land bei Handelsfragen "sehr, sehr unfair", sagte Trump am Dienstag in London. Im Beisein von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drohte er, falls es nicht zu einer Einigung in dieser Streitfrage komme, würden wohl "beträchtliche Steuern" fällig Güter wie Champagner, Handtaschen oder Käse könnten mit einer Abgabe von bis zu 100 Prozent belegt werden. Trump monierte insbesondere die von Paris beschlossene Digitalsteuer, die US-Großkonzerne wie Amazon, Google, Facebook oder Apple träfe.

Ein weiterer transatlantischer Handelskonflikt könnte sich am Streit über die Subventionierung von Flugzeugen entzünden. Die EU erklärte am Dienstag, die USA hätten ein im früheren Jahresverlauf unterbreitetes Einigungsangebot unbeantwortet gelassen. Die USA seien aufgefordert, die Frage am Verhandlungstisch zu lösen. Washington hatte zu Wochenbeginn erklärt, es werde überprüft, ob bestehende Zölle angehoben und Abgaben auf weitere Produkte aus der EU erhoben werden sollten. Weitere Informationen solle es kommende Woche geben. Hintergrund sei der jüngste Bericht der WTO, der die Position der USA unterstütze. Diese hatte der EU vorgeworfen, die Subventionen für Airbus nicht vollständig abgebaut zu haben.

Zum Handelsstreit mit China sagte Trump, er könne sich ein Abkommen auch erst nach der Wahl im November 2020 vorstellen. "Ich habe keine Frist, nein", sagte Trump, der in knapp einem Jahr seine Wiederwahl anstrebt. "In gewisser Weise denke ich, dass es besser ist, bis nach der Wahl mit China zu warten." Anleger fragten sich nun, ob es überhaupt zu einer Einigung kommt, sagte Randy Frederick vom Broker Charles Schwab. Außerdem sei für den 15. Dezember eine Verschärfung der US-Strafzölle auf chinesische Waren geplant. "Diese fallen auf Konsumgüter an, die bislang nicht betroffen waren."

Die schwindende Aussicht auf ein rasches Handelsabkommen mit China verschreckte auch die US-Anleger. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 verloren zur Eröffnung jeweils gut ein Prozent, nachdem sie am Montag wegen der Ankündigung von Strafzöllen auf Aluminium und Stahl aus Argentinien und Brasilien ebenfalls rund ein Prozent verloren hatten.


Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war

HVB-Mutter Unicredit streicht weitere 8000 Stellen - Aktie steigt
Die italienische HVB-Mutter Unicredit forciert angesichts der weiter schweren Lage für Banken ihren Sparkurs. Bis 2023 sollen rund 8000 Stellen gestrichen werden, teilte die Unicredit am Dienstag in Mailand mit. Dabei stehen auch hierzulande wieder einmal viele Stellen auf der Kippe. Zudem sollen weitere Filialen geschlossen werden. Zuletzt kam die Bank noch auf knapp 85 000 Stellen und rund 4500 Zweigstellen. Dank der weiteren Sparmaßnahmen soll der Gewinn in den kommenden Jahren auch bei geringem Wachstum kräftig steigen. Die Anteilseigner sollen davon durch höhere Dividenden und den Rückkauf von Aktien profitieren. Das kam an der Börse gut an.

Lufthansa trennt sich nach Ufo-Streiks von Arbeitsdirektorin Volkens
In einem umfassenden Vorstandsumbau trennt sich der Lufthansa-Konzern von Arbeitsdirektorin Bettina Volkens. Sie verlasse im "beiderseitigen Einvernehmen" zum Jahresende das Unternehmen, teilte der Dax-Kontern am Dienstag aus einer Aufsichtsratssitzung mit. Volkens' Aufgaben "Personal und Recht" übernimmt der Jurist Michael Niggemann, bislang Finanzchef bei der Tochter Swiss und seit 2007 im Lufthansa-Konzern.

Stahlarbeiter von Thyssenkrupp demonstrieren in Duisburg
Beim angeschlagenen Industriekonzern Thyssenkrupp bangen die Beschäftigten der Stahlsparte um ihre Arbeitsplätze. Mehrere Tausend Mitarbeiter sind am Dienstag in Duisburg vor die Hauptverwaltung von Thyssenkrupp Steel Europe gezogen, um für den Erhalt ihrer Jobs und für Investitionen in die Produktionsanlagen zu demonstrieren. Am Nachmittag will der Aufsichtsrat mit Beratungen über ein vom Stahlvorstand ausgearbeitetes Zukunftskonzept beginnen.

Rom gewährt Alitalia weiteren Millionenkredit
Die italienische Regierung gewährt der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia einen weiteren Überbrückungskredit in Höhe von 400 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Ministerrat am Montagabend. Damit solle der Flugbetrieb der Gesellschaft vor einem möglichen Verkauf bis zum 31. Mai 2020 garantiert werden, hieß es in einer Mitteilung der Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte.

rtr/dpa-AFX/fh