Liebe Leserinnen und Leser,
bisher verläuft die Handelswoche nach Ostern überraschend positiv - jedenfalls aus Sicht der von mir favorisierten Point & Figure Charts. Bei dieser Technik kommt es u.a. darauf an, die unwichtigen "Nebengeräusche" des Kursverlaufs vom Haupttrend zu trennen. Nur das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage wird analysiert. Neben den wichtigen Kauf-und Verkaufsformationen sind die zyklischen Muster der P & F Technik bedeutend. Dafür muss man wissen, dass eine Aktie oder ein Index entweder ein Kauf-oder ein Verkaufssignal aufweist. Es gibt kein Halten und kein neutrales Urteil. Dadurch kann man die P & F Charts sehr effizient für die Darstellung von zyklischen Kursmustern verwenden, die stets obere und untere extreme Zonen aufweisen. Also Regionen, in denen man eher kaufen oder eher verkaufen sollte, da Märkte die Angewohnheit haben, zwischen diesen Zonen zu pendeln.
Doch halten wir uns nicht zu lange mit der trockenen Theorie auf und machen den Praxistest am wichtigsten Index des US-Aktienmarktes, dem S & P 500.
Auf Seite 2: USA: Käufer sind im Vorteil ….
USA: Käufer sind im Vorteil ….
Deutlich erkennen Sie die im 45-Grad-Winkel aufsteigende positive Unterstützungsgerade. Diese hat die Angewohnheit, zeitweise vom Chart getestet zu werden und zeigt Ihnen aktuell, dass der Aufwärtstrend des wichtigsten US-Aktienindex vollkommen intakt ist. Trotz Krise in der Ukraine, drohendem Geldentzug (Tapering) durch die FED, Abschwächung des Wachstums in China oder Währungsturbulenzen in den Schwellenländern. Der übergeordnete Aufwärtstrend am US-Aktienmarkt ist eindeutig intakt und seit dem späten Herbst des Jahres 2012 nicht mehr getestet worden. Dies erkennen Sie übrigens an den Jahreszahlen unterhalb der waagerechten des Charts. Die Monate werden durch die Ziffern und Buchstaben in den einzelnen X-und 0-Säulen gekennzeichnet. Die Zahlen 1 bis 9 stehen für die Monate Januar bis September, die Buchstaben A bis C für die Monate Oktober bis Dezember.
Quelle: stockcharts
Deutlich erkennen Sie im P & F Chart die seit dem Jahreswechsel etablierte Seitwärts-Range der US-Aktien. X-Säulen stehen dabei für steigende und 0-Säulen für fallende Kurse. Ein neues Kästchen wird erst nach einer Kursänderung von 10 Punkten gefüllt und mindestens 3 Kästchen werden für eine neue Spalte benötigt. Zwischen 1.820 und 1.890 Punkten schwanken bisher die Kurse in diesem Jahr, ohne dass eine der Parteien daraus einen Vorteil ziehen konnte. Von einer ausgeprägten Dynamik oder hoher Nervosität der Marktteilnehmer kann nicht gesprochen werden. Auffällig ist aber, dass das jüngste Verkaufssignal, welches bei Unterschreitung der damals aktiven 0-Säule unter die Vorhergehende bei 1.850 Punkten ausgelöst wurde, jüngst durch ein frisches Kaufsignal abgelöst wurde. Dies erkennen Sie an der positiven X-Spalte ganz rechts, die sich bei 1.870 über die vorhergehende X-Spalte schob. Aus irgendwelchen Gründen ist also auf diesem Niveau der Druck der Käufer heute größer als noch vor wenigen Tagen - oder die Abgabebereitschaft geringer.
Nun stellt sich aber natürlich die wirklich spannende Frage: wie könnte es weiter gehen mit den führenden US-Aktien? Selbstverständlich ist auch die P & F Technik nicht in der Lage, die zukünftigen Kurse exakt vorherzusagen. Aber sie gibt einen guten Einblick in das heutige Kräfteverhältnis von Bullen und Bären und dadurch in das jetzige Marktgefüge. Dies klingt nach wenig - ist aber eine Menge. Per heute favorisieren die P & F Charts für die US-Börse die Nachfrageseite. Wegen des aktuell gültigen Kaufsignals gehe ich davon aus, dass sich ein von vielen Beobachtern gefürchtetes Doppeltop nicht ausbildet. Die Schwungkraft der aktuellen Kursbewegung deutet ganz im Gegenteil - trotz des gestrigen schwachen Tages - auf ein übergeordnetes Kursziel von etwa 2.000 Punkten. Dies entspricht immerhin einem weiteren Potential von etwa 6 %. Die sogenannten Projektionsziele der P & F Technik werden nicht immer sofort und ohne Umwege erreicht. Aber insgesamt werden sie mit einer bemerkenswert hohen Wahrscheinlichkeit getroffen. Das heutige Chartbild ist zwar positiv - repräsentiert aber nur eine Seite der Philosophie der P & F Technik. Denn neben dem oben gezeigten "äußeren" Chart bietet diese Technik auch die sehr innovativen "inneren" Charts. Und die deuten derzeit leider nicht auf eine positive Verfassung der US-Märkte - auch wenn diese Diskrepanz zwischen inneren und äußeren Charts Sie vielleicht verwirren könnte.
Auf Seite 3: ….aber der innere Markt warnt vor Kapitalabflüssen
….Aber der innere Markt warnt vor Kapitalabflüssen
Die Mehrheit der Anleger betrachtet nur die bekannten Indizes wie z.B. den DAX oder den Dow Jones. Diese bezeichne ich als den äußeren Markt. Der innere Markt hingegen zeigt Ihnen die Richtung, die der äußere Markt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zukünftig einschlagen wird. Dies bedeutet umgekehrt, daß der innere Markt seine Richtung VOR dem äußeren ändert. Die großen Trendwechsel und auch die kleineren Umschwünge kann man also mit etwas Übung durch die Analyse des inneren Marktes vorhersagen und daraus großen Nutzen ziehen.
Der wichtigste Indikator des inneren Marktes ist der NYSE Bullish Percent Index, dessen Funktion ich Ihnen hier näher bringen will. Dabei handelt es sich nicht um einen Timing, - sondern um einen Risikoindikator, der Ihnen zeigt, wie es unterhalb der Oberfläche der Indizes um die Märkte bestellt ist. Genauer gesagt wird die Relation der Kaufsignale (In der P & F Technik gibt es entweder "Kauf" oder "Verkauf") an der marktbreiten New Yorker Börse dargestellt.
Quelle: stockcharts
Oberhalb von 70 % Kaufsignalen beginnt die obere extreme Zone. Hier ist die New Yorker Börse mit ihren etwa 3.600 Aktien tendenziell überhitzt. Dies alleine ist noch kein Verkaufsgrund. Sie sollten sich aber stets sehr in Acht nehmen, falls der Indikator in einer negativen 0-Spalte unter die wichtige Marke von 70 % wandert. Dies bedeutet, dass aus irgendwelchen Gründen große Anleger Kapital abziehen - und zwar nicht nur aus einigen wenigen Titeln, sondern quer über praktisch alle Sektoren.
Wie Ihnen der Risiko-Indikator NYSE Bullish Percent im rechten Bereich zeigt, wird bereits seit dem Januar (Ziffer 1) Kapital abgezogen, obwohl damals die bekannten Indizes neue Hochs markierten. Wir erkennen eine klassische Divergenz, der man mit Vorsicht begegnen sollte. Einige "schwere" Aktien halten also die Indizes "auf Kurs", was natürlich kein gutes Zeichen ist. Trotz der Erholung der vergangenen Tage (Ziffer 4 für April) befindet sich der Indikator in einer negativen 0-Spalte. Es wird also tendenziell Kapital abgezogen und der Markt wird vom Angebot gelenkt. Für die Praxis bedeutet dies, dass Sie nicht zu offensiv auftreten und Ihre Stopps beachten sollten. Dies ist keine Crash-Warnung und soll Sie nicht voreilig aus Ihren Positionen jagen. Aber Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Märkte dazu neigen, zwischen ihren extremen Zonen bei 30 und 70 % zu pendeln. Die aktuelle Fallhöhe vom gegenwärtigen Niveau von etwa 67 % ist also recht hoch und Sie sollten momentan eher auf die Risiken als auf die Chancen achten. Seit dem Sommer 2011 hatten die Warnungen dieses sehr wichtigen Indikators wegen der hohen Liquidität und der ungewöhnlichen Geldpolitik keine großen Auswirkungen und lösten nur bescheidene Korrekturen aus - aber ich würde mich nicht zu sehr darauf verlassen, dass das auch zukünftig so bleibt.
Quelle: stockcharts
Auf Seite 4: DAX weiter auf Kurs
DAX weiter auf Kurs
Trotz aller Widrigkeiten wie den Unwägbarkeiten der Krise in der Ukraine, dem schwächeren Wachstum der chinesischen Wirtschaft und der durchwachsenen Quartalsergebnisse geben sich die DAX-Bullen keine Blöße. Trotz des seit etwa fünf Monaten andauernden Stillstands der Kurse bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend intakt. Dies erkennen Sie an der nur mit leichten Schönheitsfehlern versehenen positiven Unterstützungsgeraden.
Bitte beachten Sie vor allem das bei 9.500 Punkten gebildete frische Kaufsignal. Hier hat sich die aktuelle positive X-Säule, die den Vorteil der Käufer zeigt, über die vorhergehende X-Säule geschoben. Bis zum nächsten Widerstand bei 9.700 Punkten zeigt die P & F Technik keine ernsthaften Hindernisse. Schwieriger wird es dann schon am alten Hoch bei 9.750 werden. Aber auch diese Hürde werden die DAX-Bullen wahrscheinlich knacken, denn das aktuelle Projektionsziel deutet auf die Region von etwa 10.400 Punkten. Dies würde einem weiteren Kurspotential von etwa 9 % entsprechen. In Anbetracht der heute sehr skeptischen Massenmedien und der Warnungen vor einer Blase ist dies meiner Meinung nach eine überraschend positive Perspektive.
Umgekehrt sollten Sie die Region von 9.400 gut beachten. Unterhalb davon würde ein Verkaufssignal ausgelöst und wahrscheinlich rasch die Umgebung der aufsteigenden Unterstützungsgeraden bei 9.250 getestet. Würde diese wiederum unterschritten, wird der DAX wahrscheinlich schnell bei 9.000 oder 8.900 Punkten aufschlagen und wir würden ein völlig neues Szenario vorfinden.
Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und den inneren Markt interessieren, können Sie sich gerne unter www.libra-invest.de für meinen Gratis-Börsenbrief eintragen.
Ich wünsche Ihnen viel Glück mit Ihren Positionen und einen erfolgreichen Tag,
mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH und bekennender Anhänger von Point and Figure Charts, hat in den vergangenen 20 Jahren das Investmentgeschäft von der "Pike auf erlernt". Vor allem, dass man ohne einen systematischen Handelsansatz im Haifischbecken der Börse zu den Verlierern gehört. Auf der Seite www.libra-invest.de können Sie sich für den informativen Gratis-Börsenbrief eintragen.