Zeit ist im Kampf gegen Krankheiten ein wichtiger Faktor. Eine schnelle und präzise Diagnose kann das Leben eines Patienten retten, aber auch Kosten senken. Darum sind Geräte wie der von Qiagen entwickelte QIAstat-Dx wertvoll: Mit dem Analysegerät, das äußerlich an einen Drucker oder Kopierer erinnert, lassen sich mehr als 20 Viren und Bakterien identifizieren. In weniger als einer Stunde sind die Resultate da.
Der Diagnostikspezialist Qiagen, formal eine niederländische Holding mit operativem Sitz in Hilden bei Düsseldorf, hat als Kunden Krankenhäuser, Labore oder auch Forschungseinrichtungen. Sogar bei der Verbrechensbekämpfung mischt Qiagen mit - durch die Untersuchung von DNA- und RNA-Spuren, die den Täter überführen können.
Auch für Qiagen war die Corona- Pandemie ein gravierender Einschnitt. Während es für die meisten Unternehmen darum ging, den Schaden für das eigene Geschäft zu begrenzen, war das Virus für Qiagen eine Riesenchance: Die Rheinländer entwickelten Testverfahren zur Identifizierung des Erregers. Bestehende Produkte können neu genutzt werden. So kommt der eigentlich für Krankenhäuser entwickelte QIAstat-Dx auch an Flughäfen und auf Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz.
Die Pandemie hat die Nachfrage also deutlich angetrieben. Im vergangenen Jahr steigerte Qiagen den Umsatz um knapp ein Viertel auf 1,87 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn legte sogar um 50 Prozent zu.
Inzwischen ist die Hochphase überstanden, zumindest was den Umsatz der Produktgruppen mit Covid-Bezug angeht. Er schrumpfte im dritten Quartal um vier Prozent. Der Weg zurück in die Normalität bedeutet für Qiagen wirtschaftlich zunächst einen Rückschritt.
Der Blick der Börse richtet sich jetzt wieder stärker auf das eigentliche Kerngeschäft: der Entwicklung von Diagnostiklösungen ohne einen direkten Bezug zur Pandemie. Dort geht der Trend deutlich nach oben. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz in diesem Bereich um 17 Prozent zu und machte dabei rund 70 Prozent des Gesamtgeschäfts bei Qiagen aus. Man sei bereit "die volatilen Trends bei Covid-19-Tests anzugehen", kommentierte Konzernchef Thierry Bernard die aktuellen Geschäftszahlen.
Das nächste Kapitel
Fünf Wachstumstreiber für die Zukunft hat der Vorstand ausgemacht. Neben dem QIAstat-Dx gehört auch ein Testsystem dazu, mit dem der Tuberkulose-Erreger schnell und zuverlässig identifiziert werden kann. Die vor allem in armen Ländern noch immer verbreitete Krankheit befällt jedes Jahr rund zehn Millionen Menschen. Aus Sicht der Börse ist die Medizintechnik ein lukrativer Markt. Die wachsende Weltbevölkerung und der steigende Wohlstand der Schwellenländer vergrößern den Kreis der potenziellen Kunden. Neben Geräten sorgen Verbrauchsmaterialien für zuverlässige Einnahmen.
Börsianer bewegt bei Qiagen aber nicht nur das operative Geschäft. Immer wieder kursieren Gerüchte über einen spektakulären Deal. Fast wäre Qiagen bereits im vergangenen Jahr vom Kurszettel verschwunden. Eine Übernahme durch den US-Konzern Thermo Fisher scheiterte am Widerstand der Qiagen-Aktionäre. Rückblickend war das ein Glücksfall, denn die Corona-Pandemie kurbelte das Geschäft kräftig an und steigerte den Wert des Unternehmens.
Auch jetzt kursieren wieder Gerüchte. Qiagen prüfe einen Zusammenschluss mit dem französischen Konkurrenten Biomerieux, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Die Gespräche seien allerdings in einem frühen Stadium.
Analysten sind uneins, ob diese Allianz Sinn machen würde. Zusammen könnten Qiagen und Biomerieux Größenvorteile heben. Es gebe bei den Produkten aber sehr große Überschneidungen. Auch die Machtverteilung könnte schwierig sein, da Biomerieux einen starken Großaktionär hat. Aus Sicht von Qiagen sind die hartnäckigen Gerüchte bislang vor allem eines - ein Kurstreiber für die eigene Aktie.
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Qiagen
Prognose rauf
Nach dem guten dritten Quartal hat Qiagen die Jahresziele angehoben. Der DAX-Neuling erwartet jetzt für 2021 ein Umsatzwachstum von mindestens 15 Prozent und einem bereinigten Gewinn je Aktie von mindestens 2,48 Dollar. Zuletzt waren ein Plus von mindestens zwölf Prozent und 2,42 Dollar in Aussicht gestellt worden. Die positive Geschäftsentwicklung und Übernahmefantasie sprechen für weiter steigende Kurse.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 55,00 Euro
Stoppkurs: 38,00 Euro