Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Starten wir mit ein bisschen nützlicher Statistik: Misst man die Kursschwankungen des DAX innerhalb eines Handelstages, bekommt man einen guten Indikator für die Nervosität der Marktteilnehmer. Je höher der Abstand von Tageshoch zu Tagestief - oder zum Schlusskurs des Vortages, wenn der Markt mit einer Notierungslücke eröffnet - desto aufgewühlter die Stimmung auf dem Börsenparkett. In ruhigen Trends bewegt sich der DAX dagegen in kleinen Schritten relativ konstant in die gleiche Richtung.
Mit dieser Gemütlichkeit ist es jetzt vorbei: Mit 3,7 (Montag) und 3,6 Prozent (Dienstag) war die Tageshandelsspanne des DAX zu Wochenanfang so hoch wie nie zuvor in 2014. 348 Punkte schwankte der Index gestern. Vereinzelt kam es in den Vorjahren zu vergleichbar großen Ausschlägen, doch in zehn Jahren lagen nur rund sechs Prozent aller Tage über diesem Schwellenwert - die meisten davon traten in Phasen starker Abwärtsbewegungen auf. Man muss sich das einmal vorstellen: An einem einzigen Tag kann am Aktienmarkt deutlich mehr Geld gewonnen (oder verloren) werden, als mit einer Festgeldanlage in einem ganzen Jahr - und das gleich mehrmals hintereinander.
Kurzfristig treten die Tage mit hohen Handelsspannen nicht nur häufiger in Abwärtstrends auf, die Tage selbst enden meist auch mit Verlusten. Kurz darauf kommt es allerdings oft zu Zwischentiefs, wie die Überlagerung der hohen Schwankungsspitzen mit dem DAX-Verlauf zeigt. Kurzfristig sind diese Ausverkäufe daher manchmal eine Chance, um auf eine Gegenbewegung zurück nach oben zu spekulieren. Doch Anleger sollten sich davon in der aktuellen Marktphase nicht verlocken lassen. Denn der aktuell am Devisenmarkt zu beobachtende Einbruch des russischen Rubel hat das Potenzial, auch am Aktienmarkt Panikverkäufe auszulösen - Erinnerungen an die Russlandkrise 1998 werden wach.
Kommt es zu einer Massenhysterie, wird die Statistik ausgehebelt und es treten seltene Ausreißer der Kurse auf, die schnell zum Totalverlust eines spekulativen Investments führen können. Dazu kommt heute Abend ab 20:00 Uhr noch der Zinsentscheid der US-Notenbank (Federal Reserve) mit anschließender Pressekonferenz um 20:30 Uhr. Die meisten Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Federal Reserve danach nicht mehr für "längere Zeit" niedrige Zinsen in Aussicht stellen, sondern diese Anmerkung aus ihrem Kommunique streichen wird. Doch wenn es anders kommt, dürften die Kurse sofort stark ausschlagen - allerdings in eine nicht vorhersagbare Richtung. Tage mit Nachrichten von der Notenbank erhöhen die Volatilität am Markt generell, und dann steht am Freitag auch noch der große Verfallstag an den Terminbörsen vor der Tür - eine insgesamt explosive Mischung, an der vergleichsweise sicheres Investieren in einen laufenden Trend fast unmöglich wird.
Wer unbedingt spekulieren will, sollte sich entweder auf langfristige Positionen beschränken, auf der übergeordneten Zeitebene ist noch ein relativ stabiler Aufwärtstrend erkennbar, der erst bei Kursen unterhalb der 8000er-Marke angezweifelt werden muss. Oder aber es wird mit Kleinstbeträgen versucht, das hektische Auf und Ab der Kurse zu "spielen". Beispielsweise dürfte ein Einbruch unter das gestrige Doppeltief bei 9219 Punkten mit ziemlicher Sicherheit zu einem weiteren Kursrückgang in Richtung 9150 (der im Chart sichtbaren Kaufzone aus dem November) und vermutlich auch noch darunter hinaus in Richtung der nächsten Unterstützung bei 8820/8880 Punkten führen.
Kursgewinne sind dagegen erst dann wieder wahrscheinlicher, wenn der Index sich über 9580 Zähler erholt - dort wurde am Montag zunächst verstärkt gekauft, bevor es zum Ausbruch nach unten kam. Knapp unter dieser ehemaligen Unterstützung stoppte auch der gestrige Kursanstieg. Erst wenn der DAX auch zu höheren Notierungen noch gekauft wird, steigt die Chance auf einen kräftigeren Aufwärtsimpuls in Richtung 9680/9695 Punkten und im Idealfall sogar bis an den Monatsdurchschnitt bei 9760/80 Zählern. Doch momentan stehen die Aussichten dafür noch nicht allzu gut und selbst wenn der Index dorthin steigt, kann er wenige Stunden später schon wieder auf sein Ausgangsniveau zurück fallen. Anleger, die in der jetzigen Marktphase unbedingt aktiv sein wollen, müssen also schnell reagieren. Entsprechend geeignete Zertifikate stellen wir auf Seite 6 dieses Beitrags vor.
Chart 2 - DAX-Tageschart mit Tageshandelsspanne in Punkten als Indikator
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Hält der Verkaufsdruck an, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.
Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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