"Das ist ein historischer Moment, ohne den die Zukunft der Gemeinschaftswährung und die Union selbst in Gefahr gewesen wären", sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades.
Der Dax legte im Handelsverlauf bis zu zwei Prozent auf 13.313 Punkte zu, nachdem er erst zum Wochenanfang die 13.000er Marke übersprungen hatte. Er ist damit nur noch etwa drei Prozent von seinem Allzeithoch vom Februar entfernt. Der EuroStoxx50 notierte 1,9 Prozent höher bei 3.451 Zählern. "Sie wussten, sie mussten liefern, und sie haben geliefert", kommentierte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt den Kompromiss der EU-Staats- und Regierungschefs auf einen Wiederaufbaufonds und den mehrjährigen Haushaltsrahmen der Europäischen Union. Das größte Finanzpaket in der EU-Geschichte soll durch einen neuen Aufbaufonds mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro besonders von der Corona-Krise betroffenen EU-Staaten wieder auf die Beine helfen. 390 Milliarden Euro werden davon als Zuschüsse gezahlt.
GOLD SO TEUER WIE SEIT 2011 NICHT - ÖLPREIS LEGT ZU
Der Goldpreis stieg um bis zu 0,9 Prozent auf 1832,37 Dollar je Feinunze (31 Gramm) und damit auf den höchsten Stand seit September 2011. "Anleger kaufen das Metall in Erwartung einer steigenden Inflation", sagte Alexander Zumpfe, Händler beim Goldhandelshaus Heraeus. Neben dem EU-Paket spielten dabei in den USA geplante Konjunkturhilfen eine Rolle. "Die Märkte werden also mit Liquidität geflutet, was mittelfristig für einen Anstieg der Inflation sorgen könnte."
Auch die Öl-Preise legten zu. Ein Barrel der Sorte Brent aus der Nordsee zog zeitweise 3,4 Prozent auf 44,75 Dollar an. US-Leichtöl WTI notierte mit 42,16 Dollar je Barrel ebenfalls auf einem Niveau, das zuletzt Anfang März erreicht worden war. Neben dem EU-Paket spielten dabei Hoffnungen auf einen Corona-Impfstoff eine Rolle: Die Universität Oxford hält es für möglich, dass der zusammen mit dem Pharmakonzern AstraZeneca entwickelte Impfstoff bis Jahresende bereitstehen könnte. Am Montag hatten die Forscher ermutigende Ergebnisse zu ersten Studien veröffentlicht.
BAYER IM PLUS
Bei den Einzelwerten im Dax konnten die Bayer-Aktien zeitweise bis zu 2,1 Prozent zulegen. Zwar verlor der Pharma- und Chemiekonzern das erste Berufungsverfahren in den USA um den angeblich krebserregenden Unkrautvernichter Glyphosat. Allerdings reduzierte das Gericht in Kalifornien den Schadenersatz im sogenannten Johnson-Fall um fast drei Viertel auf 20,5 Millionen Dollar. Die Aktien des Münchner Chemiekonzerns Wacker Chemie schnellten um bis zu 9,8 Prozent nach oben. Analysten verwiesen auf eine Explosion in einer Polysilizium-Fabrik des chinesischen Rivalen GCL Poly. Noch sei unklar, wann die Produktion dort wieder anlaufen könne. Damit werde der Markt für den für Sonnenkollektoren wichtigen Rohstoff enger, sagte Berenberg-Analyst Sebastian Bray.
rtr