Auch an der Wall Street regierte der Optimismus, für den Handelsstart zeichneten sich Gewinne ab. "Die Stimmung an den Börsen bleibt positiv", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die Anleger bleiben auf der Party und feiern den Handelsdeal und den geregelten Brexit."
Bei dem vergangene Woche erzielten Handelsabkommen zwischen den USA und China steht zwar eine formelle Unterzeichnung noch aus. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer sagte aber dem Sender CBS, die Sache sei "vollkommen erledigt". Die Amerikaner sagten zu, einige ihrer Zölle auf chinesische Waren auszusetzen. Im Gegenzug will China mehr Waren aus der US-Landwirtschaft, der Industrie und dem Energiesektor kaufen. "Wir sind in der Vorweihnachtszeit und es wurden schon Geschenke verteilt", sagte Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank. "Gerade Deutschland als Exportnation ist daran interessiert, dass der Handelsfrieden bald kommt." Der Zollstreit hält die Börsen nun seit fast eineinhalb Jahren in Atem.
Für Freude sorgte auch der klare Wahlsieg des britischen Premierministers Boris Johnson vergangene Woche. Das Pfund gewann ein halbes Prozent auf 1,34 Dollar. Auch der Londoner Leitindex profitierte von der Aussicht, dass die Briten spätestens zum 31. Januar aus der EU ausscheiden. Der "Footsie" legte um 2,2 Prozent auf 7513 Punkte zu und waren mit Abstand der größte Gewinner unter den europäischen Leitindizes.
Nach Ansicht von Experten haben Investoren unter diesen Voraussetzungen - Klarheit zu Handelsstreit und Brexit - gute Chancen auf eine Jahresendrally. "Damit befindet sich der Markt jetzt in einer komfortablen Angriffsposition für neue Rekorde", sagte Kapitalmarktexperte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Es ist nur noch die Frage, ob es noch in diesem Jahr klappt oder wir einen starken Start ins Börsenjahr 2020 bekommen - oder beides!"
H&M ERFREUT ANLEGER MIT QUARTALSZAHLEN
Bei den Einzelaktien standen Immobilienwerte im Fokus, nachdem die drei Unternehmen ADO Properties, Adler Real Estate und Consus Real Estate eine Dreier-Fusion angekündigt haben. Doch nicht alle Anleger waren von der Transaktion begeistert: Da Ado den Kaufpreis in Aktien zahlt und dafür neue Anteilscheine herausgibt, rauschten die Titel des SDax-Konzerns um bis zu 15,2 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief nach unten. Adler-Aktien legten dagegen zeitweise um gut zehn Prozent zu, Consus gewannen gut 20 Prozent.
Ins Depot packten sich Anleger auch Titel von H&M, sie stiegen in Stockholm um 1,7 Prozent. Der Billigmodekonzern steigerte den Umsatz im vierten Quartal seines Geschäftsjahres um neun Prozent.
Unter den wenigen Verlierern an der Londoner Börse waren Cineworld mit einem Abschlag von bis zu 8,6 Prozent. Der Kinobetreiber will für umgerechnet 1,8 Milliarden Euro den kanadischen Rivalen Cineplex kaufen. Dies erhöhe die Schulden von Cineworld, sagten Händler. Erst im Frühjahr 2018 hatte Cineworld für 3,6 Milliarden Dollar den größeren Wettbewerber Regal Entertainment übernommen.
In den USA trennten sich Investoren von Boeing-Titeln. Die Papiere des Flugzeugherstellers lagen vorbörslich 3,5 Prozent im Minus, nachdem das "Wall Street Journal" berichtet hatte, Boeing erwäge einen Produktionsstopp des Jets 737 Max, von dem zwei Maschinen abgestürzt sind.
rtr