Nach einer leichten Korrektur im DAX am Montag kann der Leitindex wieder anziehen. Außerdem im Fokus: die Aktien von Lufthansa, Thyssenkrupp Nucera, Allianz, Siemens und Covestro.

Nach den Vortagesverlusten hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag gut behauptet eröffnet. Der DAX notierte am Nachmittag 0,38 Prozent im Plus bei 16 713,32 Punkten. Mit seiner Rekordjagd in der ersten Dezember-Hälfte hatte er bereits einen soliden Vorsprung erzielt. Allerdings sind die Handelsvolumina vorweihnachtlich sehr gering. "Das Handelsjahr dürfte weitestgehend gelaufen sein und viele Marktteilnehmer versuchen lediglich das Performanceniveau zu halten", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow das Geschehen.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte gewann am Dienstagnachmittag 0,38 Prozent auf 27 006,69 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,3 Prozent nach oben.

DAX (WKN: 846900)

Aktien von Siemens im Fokus

Der Technologiekonzern Siemens senkt seine Beteiligung an Siemens Energy weiter. So werden weitere acht Prozent an den eigenen Pensionsfonds übertragen, wie Siemens am Montagabend ankündigte. In der Folge sinkt der Anteil an dem im Jahr 2020 abgespaltenen Energietechnikunternehmen auf 17,1 Prozent. Siemens Energy kämpft seit Jahren mit Problemen im Windenergiegeschäft, was zuletzt zu milliardenschweren Verlusten führte und auch den früheren Mutterkonzern Siemens belastete.

Die Aktien der beiden im Dax notierten Unternehmen legten nach den Neuigkeiten am Dienstagvormittag zu. Die Siemens-Papiere gewannen 1,8 Prozent. Analyst Mark Fielding von der kanadischen Bank RBC wertete den Schritt von Siemens positiv. Der Konzern distanziere sich damit weiter von den Problemen rund um Siemens Energy und verbessere damit seine Gewinn- und Verlustrechnung.

Die Papiere von Siemens Energy lagen zuletzt noch mit 0,1 Prozent im Plus. Dennoch bleiben sie die großen Verlierer des Börsenjahres 2023. Die Aktien haben nach mehreren Gewinnwarnungen und im Herbst erfolgten Stützungsmaßnahmen durch die deutsche Regierung, Banken und den früheren Mutterkonzern selbst in diesem Jahr rund 37 Prozent eingebüßt. Noch schlechter sieht die Dreijahresbilanz aus: Hier hat Siemens Energy mehr als die Hälfte an Wert verloren.

Siemens hatte bereits mehrfach angekündigt, seine Beteiligung an Siemens Energy zu reduzieren. Erst Ende Juni hatte der Konzern einen Anteil von 6,8 Prozent in den Pensionsfonds übertragen, der das Pensionsvermögen von Siemens verwaltet. Wie Siemens am Montagabend mitteilte, legt Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas in dem Zusammenhang auch sein Mandat im Aufsichtsrat von Siemens Energy nieder. Dies erfolge mit Wirkung zum Ende der Hauptversammlung der Siemens Energy am 26. Februar 2024.

Siemens Energy leidet erheblich unter seinem kriselnden Windkraftgeschäft. Die Sparte hatte dem Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr Milliardenverluste eingebrockt. Das übrige Geschäft rund um Gas, Netze und Industrietransformation läuft deutlich besser. Die Probleme mit der Windkraft bekommt Siemens Energy jedoch seit Jahren nicht in den Griff und musste immer wieder seine Ergebnisprognosen senken. Siemens musste als Folge seine Beteiligung im Wert berichtigen, die Verluste fließen zudem in die Bilanz der Münchner ein.

Zuletzt machte Siemens Energy von sich reden, als der Konzern sich milliardenschwere Garantien vom Staat sichern musste, um Aufträge abarbeiten zu können. In dem umfangreichen Pakt ist neben verschiedenen Banken auch Siemens als ehemalige Muttergesellschaft involviert. Unter anderem sichert Siemens ein mögliches Ausfallrisiko der Garantien von bis zu einer Milliarde Euro ab. Siemens hatte dabei angekündigt, keine neuen Garantien für Siemens Energy zu gewähren.

Siemens (WKN: 723610)

Aktien von Allianz im Fokus

Nach den teuren Sturmschäden im Sommer gibt die Allianz nach langer Zeit wieder eigene Risiken an Anleger am Kapitalmarkt ab. Dazu hat der Dax-Konzern über eine irische Zweckgesellschaft eine Katastrophenanleihe zu Windsturmrisiken in Europa aufgelegt, wie er am Dienstag in München mitteilte. Damit habe er Risiken im Umfang von 250 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026 am Kapitalmarkt rückversichert. "Dies ist die erste Katastrophenanleihe seit über einem Jahrzehnt, durch die Allianz eigene Versicherungsrisiken absichert", hieß es weiter. Anleger hätten die Anleihe gut aufgenommen.

Im dritten Quartal hatten Schäden durch Naturkatastrophen die Allianz knapp 1,3 Milliarden Euro gekostet - fast viermal so viel wie ein Jahr zuvor. In Deutschland kamen die Stürme "Denis", "Erwin" und "Bernd" mit Hagel und Starkregen den Versicherer teuer zu stehen. Ein Sprecher bezifferte die Belastung hierzulande auf fast 600 Millionen Euro. Der für die Katastrophenanleihe zuständige Allianz-Manager Thorsten Fromhold bezeichnete Windstürme in Europa am Dienstag als "unsere größte Naturgefahr".

Für Erstversicherer können Katastrophenanleihen attraktiver sein als eine Absicherung bei einem Rückversicherer. Letztere drehen seit einiger Zeit stark an der Preisschraube. Käufern einer Katastrophenanleihe droht im Fall der Katastrophe je nach Ausgestaltung der Verlust ihres eingesetzten Kapitals.

Allianz (WKN: 840400)

Aktien von Thyssenkrupp Nucera im Fokus

Die Aktien von Thyssenkrupp Nucera sind am Dienstag deutlich in Schwung gekommen. Die Papiere des Elektrolyse-Spezialisten kletterten um fast 12 Prozent auf 18,62 Euro. Damit erreichten sie das höchste Niveau seit Anfang Oktober an der 100-Tage-Linie.

Nach den Geschäftszahlen und dem Ausblick vom Vortag ruderten zwar mehrere Experten bei ihren Kurszielen etwas zurück. Sie signalisieren aber weiter immenses Kurspotenzial, teils deutlich über das Rekordhoch vom Juli bei 25,28 Euro hinaus.

Die Dortmunder wollen in den kommenden Jahren kräftig von der weltweit steigenden Nachfrage nach klimaneutral erzeugtem Wasserstoff profitieren. Dazu passt ein aktueller Bericht im "Handelsblatt", wonach Deutschland und sechs weitere europäische Staaten zugesagt haben, bis 2035 alle Kraftwerke mit CO2-Ausstoß aus ihren Stromnetzen zu verbannen.

THYSSENKRUPP NUCERA (WKN: NCA000)

Aktien von Lufthansa im Fokus

Die Aktien der Lufthansa haben am Dienstag im vorbörslichen Geschäft klar negativ auf die für 2024 angekündigte Flugplanreduzierung reagiert. Auf der Handelsplattform Tradegate fielen sie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag zuletzt um 2,4 Prozent auf 7,78 Euro. Dies wäre der niedrigste Stand seit November und würde den geringen Jahresgewinn nahezu vollständig aufzehren.

Die Lufthansa muss auch im kommenden Jahr ihren ursprünglichen Flugplan verringern. Als Grund nannte Konzernchef Carsten Spohr in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Engpässe beim Personal und bei den verfügbaren Flugzeugen. Zu den Lieferschwierigkeiten der Flugzeughersteller kämen jetzt noch ungeplante Triebwerksüberholungen bei einem bestimmten Motor des Airbus A320. Über das Jahr fehlten rechnerisch 20 der 450 Flugzeuge dieses Modells.

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Aktien von Covestro im Fokus

Die Aktien von Covestro sind am Dienstagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate bis auf 55,08 Euro geklettert. Auf Xetra wäre dies ein neuer Höchststand seit Februar 2022. Der staatliche Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) will Kreisen zufolge bei seiner informellen Offerte für den Chemiekonzern nachlegen. Das Unternehmen wolle womöglich schon in den kommenden Tagen einen Preis von rund 60 Euro je Aktie sowie eine Reihe von Zugeständnissen vorschlagen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Über ein Angebot von 60 Euro je Papier wird schon länger spekuliert, neu sind die kolportierten Zugeständnisse einer Jobgarantie für mehrere Jahre sowie Investitionen über etwa 8 Milliarden US-Dollar. Der Konzern wolle damit den Weg freimachen, offiziell die Covestro-Bücher im Rahmen einer sogenannten Due Diligence zu prüfen. Die Covestro-Aktien stiegen am Dienstag. Ein Covestro-Sprecher wollte sich zu den aktuellen Spekulationen nicht äußern.

Covestro (WKN: 606214)

Mit Material von dpa-afx

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