"In angespannten Situationen wie diesen wollen Anleger nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Wer jetzt wieder in den Aktienmarkt einsteigen wolle, brauche Nerven aus Stahl. Ähnlich urteilten seine Kollegen von der BayernLB: "Die sich zuspitzende Rhetorik und die Bekanntgabe Nordkoreas, konkrete Pläne für einen Beschuss der Pazifikinsel Guam zu erarbeiten, sprechen gegen eine schnelle Auflösung des Konflikts." Auf Guam betreiben die USA einen Militär-Stützpunkt.

Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners wies zudem darauf hin, dass sich Investoren kaum gegen fallende Kurse abgesichert hätten. Weitere Rücksetzer könnten sie zu Notverkäufen zwingen. "So kann schnell ein Domino-Effekt einsetzen."

THYSSEN NACH ZAHLEN GEFRAGT - AEGON MIT KURSSPRUNG



Neben der Nordkorea-Krise hielt die Berichtssaison Börsianer auf Trab: "Ich hätte nicht gedacht, dass die europäischen Firmenbilanzen so gut ausfallen", sagte James Butterfill, Chef-Analyst des Brokerhauses ETF Securities. Offenbar habe die Euro-Aufwertung der vergangenen Monate die Geschäfte nicht allzu stark beeinträchtigt. Die Gemeinschaftswährung notiert derzeit knapp zwölf Prozent über dem Niveau vom Jahreswechsel.

Für eine positive Überraschung sorgte unter anderem Thyssenkrupp. Die Margen im Stahlgeschäft hätten sich deutlich besser entwickelt als erwartet, schrieb DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar. Er bekräftigte seine Kaufempfehlung für die Aktie, die sich mit einem Kursplus von 1,5 Prozent an die Spitze des Dax setzte.

Coca-Cola HBC stiegen in London um knapp zehn Prozent auf ein Rekordhoch von 2606 Pence. Der Limonaden-Abfüller steigerte den Gewinn um fast 21 Prozent 266,4 Millionen Euro. In Amsterdam gewannen Aegon sogar etwa elf Prozent und steuerten damit auf den größten Tagesgewinn des Jahres zu. Der niederländische Versicherer hat das Vorsteuerergebnis überraschend stark verbessert und sein Kapitalpolster für Krisenzeiten aufgefüllt.

GUT IST FÜR HENKEL-ANLEGER NICHT GUT GENUG



Henkel machte zwar ebenfalls mehr Gewinn und schraubte seine Gesamtjahresziele hoch. Die Aktien des Herstellers von "Persil" und "Schauma"-Shampoo brachen dennoch um bis zu fünf Prozent ein und standen vor dem größten Tagesverlust seit zwei Jahren. Analystin Laura Cherdron von Independent Research bemängelte das schwache organische Wachstum, bei dem das Geschäft neu zugekaufter Unternehmen nicht eingerechnet wird.

Hannover Rück konnte mit seinem Gewinnanstieg ebenfalls nicht punkten. Die Belastungen im US-Geschäft mit Lebensversicherungen überschatte die gute Entwicklung in anderen Bereichen, schrieb Analyst Daniel Bischof von der Baader Helvea Bank in einem Kommentar. Hannover-Rück-Papiere gaben 4,5 Prozent nach.

rtr